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Engelke Geerts 02: Verlorene Seelen

Story:
Hamburg, im Jahre 1400. Seit den Ereignissen in Jungfernfahrt sind zwei Jahre vergangen, und Engelke Geerts ist in ihr altes Leben zurückgekehrt. Inzwischen ist sie Besitzerin einer erfolgreichen Brauerei und handelt, neben der Arbeit im Geschäft ihres Onkels, auf eigene Rechnung.

In der Nachbarschaft kommt es jedoch zu einer Tragödie: Die gerade erst siebzehnjährige Lena Paholt stirbt im Kindsbett. Weder Lenas Ehemann noch ihre Eltern hatten es für nötig gehalten, dem jungen Mädchen beizustehen. Auch nach dem Tod von Mutter und Kind hält sich die Trauer in der Familie augenscheinlich in Grenzen.

Kurz darauf kommt es zu mehreren Todesfällen in bedeutenden Kaufmannsfamilien. Engelke wird zufällig in die Angelegenheit verwickelt, und die kluge junge Frau erkennt schnell, dass es sich bei den vermeintlichen Unfällen um Mord handelt. Aber warum hat der Täter gerade diese Opfer ausgewählt? Und was bedeutet die Blume, die an allen Tatorten zurückgelassen wird?

Engelke lässt die Sache keine Ruhe, und sie beginnt Nachforschungen anzustellen. Aber kann sie dem Mörder auf die Spur kommen, bevor er das nächste Mal zuschlägt – und bevor in der Stadt die Furcht vor dem scheinbar wahllos tötenden "Schwertlilienmörder" überkocht?

Meinung:
Kaum lobt man als Rezensent eine Autorin, macht sie im nächsten Buch prompt das genaue Gegenteil. Wenn es sich bei der Autorin um Barbara von Bellingen handelt, ist immerhin in der Regel gewährleistet, dass dabei ein guter bis sehr guter Roman herauskommt.

Bei Jungfernfahrt war neben anderen Aspekten positiv aufgefallen, dass der Roman nicht versuchte, auf der – speziell seinerzeit in den 1990ern – sehr erfolgreichen Welle der historischen Krimis zu reiten. Auf dem Titel stand nur "Ein Roman aus dem Hamburg der Hansezeit", und auch inhaltlich war die Geschichte eher abenteuerlich als kriminalistisch.

"Verlorene Seelen" trägt denselben Untertitel, ist aber nun wiederum tatsächlich ein Krimi: Engelke Geerts untersucht Tatorte, befragt Verdächtige und Zeugen, versucht Sinn in die vielen Informationen zu den Morden zu bringen – kurz, sie ermittelt. Dadurch entfällt natürlich ein großer Teil des Abenteuers, der die Geschichte des Vorgängers noch spannend und mitreißend gemacht hatte. Barbara von Bellingen schafft es jedoch, auch diese Geschichte mit viel Spannung zu erzählen. Das gelingt ihr vor allem dadurch, dass sich die (An-)Spannung der Protagonistin auf den Leser überträgt. Engelke würde die Verbrechen eigentlich nur zu gerne dem Stadtrat überlassen, schließlich hat sie auch so schon genug Arbeit am Hals. Aber die Angelegenheit lässt ihr keine Ruhe, und ihre Gedanken wandern immer wieder zu den Morden zurück. Dieses Gefühl der Dringlichkeit geht gewissermaßen auf den Leser über.

Auch an anderer Stelle weiß die Autorin augenscheinlich ganz genau, welche "Knöpfe" sie bei ihren Lesern zu drücken hat. Die Geschichte, die hinter den Morden steckt, und insbesondere Engelkes Begegnung mit dem Täter sind ausgesprochen ergreifend erzählt, ohne dabei in den Kitsch abzurutschen.

Die Charaktere sind ebenfalls wieder gelungen. Dass Engelkes Unfähigkeit, die Ermittlungen den zuständigen Behörden zu überlassen, regelrecht ansteckend ist, wurde ja schon erwähnt. Aber auch die anderen Figuren werden gut charakterisiert. Man sieht beispielsweise den jungen Teetje regelrecht vor sich, wenn es ihm, als ein lang gehegter Traum tatsächlich wahr wird, schlicht die Sprache verschlägt.

Ihren Anteil an der Atmosphäre haben wieder die regelmäßigen Abstecher ins Plattdeutsche. Das liest sich für Nicht-Nordlichter zu Beginn etwas ungewohnt, aber spätestens wenn man sich den Text gesprochen vorstellt, ist klar, was da gesnakt wird. Schon eher ein Problem sind die seemännischen, kaufmännischen und anderen Begriffe, die heute nicht mehr unbedingt bekannt sind. Leider wird nur eine, anscheinend willkürlich ausgewählte, Handvoll davon in einem kurzen Anhang erklärt. Die ebenfalls beigefügte Karte leistet erneut gute Dienste, sich im Hamburg der Hansezeit zu orientieren.

Im Vergleich zu anderen historischen Romanen ist die geschichtliche Einordnung einerseits klar: Die Jahreszahl steht schon im Klappentext, und Geschichte und Charaktere sind deutlich Kinder ihrer Zeit. Auf der anderen Seite fehlt etwas, was viele Leser aus anderen Serien gewohnt sein dürften, nämlich die Bezüge auf bekannte historische Persönlichkeiten oder Ereignisse. Kein König, den der geschichtlich interessierte Laie von anderswo kennen könnte, keine berühmte Schlacht oder ähnliches. Aber das ist mehr eine Beobachtung als eine Kritik.

Der Kriminalfall und seine Auflösung überzeugen größtenteils, nur einige Kleinigkeiten stören. Beispielsweise wirkt die Erklärung, warum eines der Opfer ebenfalls sterben musste, doch etwas konstruiert. Der Verdacht bleibt bestehen, dass die Autorin seinen Tod vor allem deshalb einbaute, um die Zusammenhänge zwischen den anderen Opfern nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Aber das ist Klagen auf hohem Niveau, ebenso wie die Anmerkung, dass es schon praktische Zufälle in der Handlung sind, die dazu führen, dass Engelke fast alle Leichen persönlich entdeckt.

Als Leser verzeiht man diese kleinen Schwächen jedoch gerne, und freut sich bereits auf das nächste Abenteuer von Engelke Geerts. Dass "Verlorene Seelen" Teil einer Serie ist, ist nicht zu übersehen. Es gibt reichlich Rückbezüge auf den ersten Band, und auch das Ende wirkt eher wie Schluss einer Folge einer Fernsehserie, von der nächste Woche die nächste Episode ansteht, als wie ein "echter" Abschluss eines eigenständigen Romans. Da ist es direkt schade, dass Barbara von Bellingen nur vier Romane mit dieser Protagonistin geschrieben hat.

Fazit:
Der zweite "Roman aus dem Hamburg der Hansezeit" ist eher ein historischer Krimi als sein Vorgänger. Die positiven Seiten des ersten Bands kann Barbara von Bellingen größtenteils beibehalten, und nur einige kleinere Kritikpunkte verhindern die Höchstwertung.

Engelke Geerts 02: Verlorene Seelen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Barbara von Bellingen
Engelke Geerts 02: Verlorene Seelen
Erscheinungsjahr: 1997



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Heyne Verlag

ISBN:
3-453-11656-9

215 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Die positiven Aspekte des ersten Romans sind auch in diesem zweiten Band zu finden
  • Diesmal gibt es anstelle eines Abenteuers eher einen "waschechten" Krimi
Negativ aufgefallen
  • Die potentiell problematischen Kleinigkeiten des Vorgängers sind ebenfalls erhalten geblieben
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Rezension vom: 29.04.2013
Kategorie: Historisches
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