Faszination Alpenküche - Kulinarische Überraschungen aus den Alpenregionen
Story:
Die Berge auf dem heimischen Esstisch: Von Polentarauten mit Steinpilzen bis Schwarzplententorte mit Preiselbeerfüllung befasst sich dieses Kochbuch ausführlich mit der Küche der Alpenregion.
Meinung:
Der abgedroschene Spruch, nach dem manchmal weniger mehr ist, bewahrheitet sich mit diesem Buch ein weiteres Mal. Haben die Macher beim bereits vorgestellten "So kocht Amerika" rund 300 Rezepte auf 287 Seiten untergebracht, enthält die "Faszination Alpenküche" auf etwa der gleichen Seitenanzahl "nur" rund 120 Gerichte. Und wo dort in einem eigenen Abschnitt die Regionaküchen der USA und verbreteite, aber hierzulande eher unbekannte Zutaten vorgestellt werden, gibt es hier gerade eine Doppelseite mit einem Küchen-ABC der Alpenländer. Denn dass sich hinter "Marillen" Aprikosen verbergen, hat sich inzwischen rumgesprochen, aber was sind "Trübeli" oder "Saumon"? Die Tabelle enthüllt, dass es sich um Johannisbeeren sowie um Lachs handelt.
Und diese Beschränkung tut dem Buch gut. Die meisten Rezepte können sich auf je einer Doppelseite entfalten, begleitet von einem großformatigen Foto. Der Anklang an einen Reiseprospekt, der mit dem "Amerika-Band" gelegentlich in Wort und Bild durchging, fehlt hier zwar nicht völlig. Auf Formulierungen wie "hier verbinden sich mediterrane Eleganz und alpine Herzhaftigkeit" ist man versucht, mit einem herzlichen "Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd" zu antworten, so klischeehaft und oberflächlich sind sie. Aber insgesamt ist das touri-werbehafte deutlich an den Rand gedrängt, im wahrsten Sinne des Wortes: Bei den Fotos nimmt ein Bild des Gerichts das Vielfache an Raum ein gegenüber einem "Atmosphärephoto" in einer Randspalte.
Der offenbar fehlende Zwang, eine bestimmte, hohe Anzahl an Rezepten zu erreichen, schlägt sich auch in der Auswahl nieder. Aneinanderreihungen sehr ähnlicher Rezepte gibt es praktisch gar nicht. Die Auswahl zeigt dagegen, dass die Küche der Alpenregion längst nicht nur aus Mehlspeisen und anderen süßen Leckereien besteht. Die Bandbreite reicht von Vorspeisen über Suppen und Eintöpfe, Salatesowie Geflügel und Fisch bis zu Pizza, Quiche und Co. Aber ganz kann das Buch die Klischees nicht vermeiden: Knödel und Kartoffelgerichte bekommen einen eigenen Abschnitt, und neben "Desserts und Süßspeisen" gibt es einen eigenen Bereich "Kuchen und Gebäck".
Wie originalgetreu die vorgestellten Gerichte sind, sei dahingestellt. Die "Faszination Alpenküche" richtet sich auf jeden Fall merklich an den Hobbykoch, der sich für die Region interessiert, und versteht sich weniger als völkerkundliches Fachbuch mit wissenschaftlichem Anspruch. Und dieses Ziel erreicht das Kochbuch ohne Probleme. Viele der Rezepte lassen einem spontan das Wasser im Mund zusammenlaufen, was sowohl an den Gerichten selbst als auch an ihrer Präsentation in gelungenen Fotos liegt. Die Anweisungen sollten den durchschnittlich talentierten und erfahrenen Hobbykoch vor keine größeren Probleme stellen. Die auf dem Cover angekündigten "kleinen Geschichten rund um Küche, Kultur und Brauchtum" sind allerdings wirklich klein ausgefallen, so dass man sie fast mit der Lupe suchen muss.
Insgesamt bietet die "Faszination Alpenküche" ziemlich genau das, was man erwarten kann: Gute, nachkochbare Rezepte aus der Region in ansprechender Präsentation. Neben dem konkreten Einsatz in der Küche eignet sich der Band auch zum Schmökern und "Verreisen im Geiste" auf dem heimischen Sofa. Letzteres steht allerdings merklich im Hintergrund.
Fazit:
Ein gut gemachter Band, der zeigt, dass die Küche der Alpenregion mehr ist als Knödel und Mehlspeisen. Der "Reiseführer-Touch" ist merklich geringer als beim Band über die Küche der USA aus demselben Verlag. Auch die Beschränkung auf weniger als die Hälfte der dortigen Rezeptzahl tut sichtbar gut.
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Nicole Constabel (Rezepte, Redaktion) u. a.
Faszination Alpenküche - Kulinarische Überraschungen aus den Alpenregionen
Erscheinungsjahr: 2008
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Lingen Verlag
288 Seiten
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