Sternenwind
Story:
Chelo Lee, ihr Bruder Joseph und vier weitere Waisen sind alles, was von genetisch verbesserten Menschen über geblieben ist. Ihre Eltern und Artgenossen starben beim Krieg gegen die Kolonisten der Welt, auf der sie sich befinden. Und auch wenn dieser Konflikt schon lange her ist, gibt es immer noch solche, die den Überlebenden mit Misstrauen begegnen. Und schon bald müssen sich Chelo und die Anderen entscheiden, oder sie versuchen sich mit den Einheimischen zu arrangieren, oder aber ob sie ins All fliegen, zu der Ursprungswelt ihrer Vorfahren.
Meinung:
Eine Gesellschaft, die diejenigen fürchtet, die anders sind. Die Thematik ist so manchem Comicleser bekannt. Die Comic-Serie "X-Men" hat sie als Grundprinzip erhoben. Doch in Brenda Coopers Roman "Sternewind" sind die Dinge etwas anders gelagert.
Über das Leben der Autorin ist kaum etwas bekannt. Sie studierte Informatik und Betriebswirtschaften an der California State University, ist verheiratet und hat zwei Kinder und einen Hund. Sie arbeitet aktuell als CIO für die Stadt Kirkland, in Washington, USA. Sie selbst bezeichnet sich als "Schriftstellerin, öffentliche Rednerin und Futuristin".
"Sternenwind" ist der Auftakt zu einer Roman-Trilogie, der zweiter Teil bereits unter dem Titel "Das silberne Schiff" hierzulande erschienen ist. Roman Nummer 3 ist in den USA seit 2009 unter dem Namen "Wings of Creation" erhältlich.
Fremont ist von außen gesehen eine friedliche Welt. Doch hält man sich für längere Zeit auf dem Planeten auf, entdeckt man schnell, dass das Gegenteil der Fall ist. Es gibt Gras, welches sehr scharf ist. Raubtiere, größer als der Mensch streifen umher. Und regelmäßig gibt es mächtige Erdbeben, die die Landschaft neugestalten. Wer auf diesem Planeten landet, muss einen unbedingten Willen zum Überleben haben. Und den haben die Kolonisten. Er reichte sogar aus, um sich gegen genetisch verbesserte Menschen zu erwehren, die einige Zeit nach der ersten Ankunft kamen. Der Konflikt führte zu ihrem Untergang, so dass am Ende nur sechs Waisen überlebten, die unter den Kolonisten verteilt wurden.
Auch Chelo Lee gehört zu diesen Waisen. Sie und ihre Artgenossen werden mit Misstrauen beachtet. Man benötigt ihre Hilfe, gibt ihnen allerdings nicht die vollen Bürgerrechte. Man erwartet von ihnen, dass sie funktionieren. Nur wenige behandeln sie wie Gleichberechtigte Menschen. Doch die Mehrheit hört auf diejenigen, die den Krieg erlebten und durch ihn geprägt sind. Und so kommt es eines Tages zu dem Moment, wo die genetischen Verbesserten sich entscheiden müssen, ob sie weiterhin versuchen sich zu integrieren oder die Flucht wagen. Denn das Raumschiff ihrer Eltern existiert noch immer!
Das Grundkonzept erinnert, wie bereits eingangs erwähnt an die "X-Men". Doch Frau Cooper nimmt das Prinzip noch einen Schritt weiter. Bei ihr sind diejenigen, die mit unglaublichen Fähigkeiten ausgestattet sind, bereits beinahe ausgerottet. Nur wenige haben überlebt und müssen mit den Konsequenzen der Taten ihrer Eltern klar kommen.
Das Buch dreht sich um die Frage, ob und inwiefern man die Nachfahren von Kriegern für die Taten ihrer Vorfahren verantwortlich machen kann. Frau Cooper bemüht sich dabei, die Sichtweise der Betroffenen deutlich klar zu machen. Sie können im Grunde nichts dafür, dass sie über solche Fähigkeiten verfügen. Und sie versuchen ja alles, um sich in die Gesellschaft zu integrieren beziehungsweise sich nützlich zu machen.
Der daraus resultierende moralische Konflikt wird deutlich dargestellt. Zumindest aus der Perspektive der Betroffenen, die durch Chelo Lee repräsentiert werden. Sie ist es, die die Geschichte erzählt.
Und leider hat diese Erzählperspektive ein gewaltiges Manko. Die Sichtweise der anderen Seite kommt zu kurz. Die Repräsentanten der Anderen wirken im Vergleich blass und nicht überzeugend. Sie bestehen im Prinzip nur aus Hass, der wiederholt hervorbricht.
Aber auch die Charakterisierung der Welt als gefährlich packt den Leser nicht wirklich. Hier ist das Problem, dass bis auf wenige Charakteristika man an keiner Stelle das Gefühl hat, dass die außerirdische Welt wirklich ausgearbeitet ist. Alles wirkt platt und nicht überzeugend.
Trotz guter Ansätze wird aus der Thematik nicht mehr gemacht. Deshalb ist der Roman auch nur etwas "Für Zwischendurch".
Fazit:
In Brenda Coopers "Sternenwind" geht es um das Vertrauen beziehungsweise Mißvertrauen zwischen den genetisch Verbesserten und den normalen. Die Autorin macht die Sichtweise der Betroffenen deutlich, da die Kinder für die Taten ihrer Eltern nichts können. Doch auf Grund der Tatsache, dass der Roman aus der Ich-Perspektive erzählt wird, kommt die Gegenseite alles andere als gut weg. Sie wirken blass, was auch auf die fremde Welt zutrifft, auf der die Handlung stattfindet.
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