Code Noir
Story:
Parrish Plessis hat es aktuell alles andere als einfach. Zwar ist sie jetzt Herrscherin in Tert, doch gleichzeitig hat sie sich dadurch eine riesige Zielscheibe auf ihren Rücken gemalt. In ihrem Körper ist ein Parasit, der immer mehr und mehr die Kontrolle übernimmt und ihre Liebe Loyld-Me-Daac ist auch gleichzeitig ihr ärgster Konkurrent. Und als ob dies nicht schon schlimm genug ist, muss sie gegenüber den Cabal Coomera einen Gefallen erledigen. Dabei führt sie dieser in ein Gebiet der Stadt, welches ihr bislang unbekannt war. Und dort ist jeder falsche Schritt auch gleichzeitig ein letzter.
Meinung:
Willkommen im Australien der Zukunft. Nach einer Katastrophe heißt der neue Herrscher Presse, leben die Reichen abgeschottet für sich und herrscht in den Randgebieten der Stadt Gang-Kultur. Eine reizende Gegend, in die die Autorin Marianne de Pierres ihre Leser erneut entführt. "Code Noir" heißt ihr zweiter Band der "Parrish Plessis"-Trilogie.
Die Titelheldin dieser Roman-Reihe hatte im letzten Band das Ziel, sich von der Kontrolle Jamon Mondos zu befreien. Was ihr auch gelungen ist, denn der Warlord ist jetzt tot. Womit für Parrish die Probleme jetzt erst richtig anfangen. Zwar ist sie jetzt die Herrscherin über den Tert, so die Bezeichnung des Stadtgebietes, in dem sie lebt. Doch gleichzeitig ist eine Art Macht-Vakuum entstanden, was dazu führt, das jeder dahergelaufene Idiot sich mit ihr messen will. Zählt man dann noch hinzu, dass die Cabal Coomera von ihr verlangt, eine Blutschuld zu begleichen, ist ihr Leben alles andere als einfach.
Das Problem bei dieser zu begleichenden Schuld ist, dass die Cabal verlangt, dass sie den in ihren Augen schuldigen Loyld Daac umbringen soll. Dabei gibt es nur ein Problem: Parrish ist in ihn verliebt. Und auch wenn er manchmal seine eigenen Pläne verfolgt und sie dabei anlügt, bringt sie es doch nicht übers Herz, ihn zu töten. Doch dann werden die Schamanen der Cabal Coomera entführt, und Parrish soll sie auffinden, und zwar innerhalb einer bestimmten Zeit. Das Problem: Die Spur führt ins Dis, einem Bezirk der Stadt, den selbst die hartgesottene Protagonistin bislang gemieden hat. Doch dieses Mal führt kein Weg dran vorbei, sie muss hinein und hoffen, es zu überleben.
Bereits in "Nylon Angel" hat die Autorin Marianne de Pierres die Grenzen des Geschmacks ausgelotet. Ihre Protagonistin Parrish Plessis wurde mehrere Male vergewaltigt und hat auch sonst einiges durchgemacht. Mit "Code Noir" toppt die Autorin das ganze nochmal. Man lernt Kinder kennen, die buchstäblich ihre eigene Haut zu Markte tragen oder bei denen der Unterschied zwischen Tier und Mensch nur marginal ist. Dadurch wird klar, dass "Dis", der neue Bezirk, in dem die Handlung hauptsächlich stattfindet, alles andere als normal ist.
Es ist auch schön zu lesen, wie Parrish Plessis sich von der Klischee-Gestalt aus dem letzten Buch hin zu einer glaubwürdigen Gestalt gewandelt hat. Klar, toughe Frauen mit einem weichen Herz, die den unterdrückten helfen, gibt es in der Literatur wie Sand am Meer. Und die Autorin gewinnt diesem Charakter-Typus nun nicht unbedingt neue Seiten ab. Aber die Art und Weise, wie sie ihre Heldin darstellt, macht dieses Manko wett. Denn trotz allem ist Parrish eine sympathische Person, auch wenn sie es manchmal in ihren Bemühungen nur ihre Feinde zu verletzen übertreibt.
Interessant ist dabei der Parasit, der sie befallen hat. Wann immer sie in großen Mengen Adrenalin ausstößt, wird dieser aktiv und übernimmt ihren Körper, währenddessen sie merkwürdige Visionen hat. Es macht sie unberechenbar, was der Figur sehr gut tut.
Das passende Gegenstück ist natürlich Loyld-Me-Daac, auch Loyld Daac genannt. Er kommt aus einer privilegierten Gegend, scheut jedoch nicht den Kontakt mit denen weniger Glücklichen. Es ist klar, dass er etwas für Parrish empfindet, auch wenn er immer wieder versucht, sie reinzulegen. Die Art und Weise, wie beide miteinander umgehen, macht einen großen Teil des Charmes dieses Buches aus.
Leider legt die Autorin ein Handlungs-Tempo zu Tage, welches schon fast halsbrecherisch ist. Ständig ist irgendetwas los, ist die Heldin unterwegs oder muss sich mit einer neuen Situation auseinandersetzen. Zeit zum Verschnaufen, zum Innehalten um die Handlung sacken zu lassen, gibt es kaum.
Und deshalb reicht es "nur" zum "Reinschauen".
Fazit:
Mit "Code Noir" liefert Marianne de Pierres einen Roman ab, der eine wesentliche Steigerung gegenüber dem Vorgänger-Buch abliefert. Dies ist besonders an Parrish Plessis zu bemerken, die jetzt endlich sympathisch wirkt, auch wenn sie immer noch im Prinzip nichts anderes als die typische toughe Frau mit einem weichen Herzen ist. Vor allem ihre Beziehung zu Loyld Daac ist es, die das Buch so interessant macht. Allerdings drückt die Autorin stark aufs Handlungstempo, so dass kaum Zeit zum Innehalten und Sackenlassen gibt. Schade.
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