Nachrichten aus einem unbekannten Universum
Story:
Die Erde besteht zu 71% aus Wasser, wovon ein Großteil auf die Ozeane entfällt. Und doch weiß man mehr über die Dinge, die außerhalb der Atmosphäre passieren, als über das, was unter der Meeresoberfläche ist. Zeit, dies zu ändern.
Meinung:
Wasser ist für die meisten entweder zum Trinken oder zum Schwimmen da. Man ist mit seiner Existenz zufrieden, ohne sich größere Gedanken über den Lebensraum zu machen, den das nasse Element außerhalb der Landmassen bildet. Nur ab und zu dringen Nachrichten aus diesem Gefilde in unser Bewusstsein, etwa dann, wenn man einen lebendigen Riesenkalmar filmt.
Frank Schätzing will gegen dieses Unwissen angehen. Der gebürtige Kölner hat Kommunikationswissenschaften studiert und war unter anderem Geschäftsführer bei der von ihm mitbegründeten Werbeagentur Iventi. Zu Beginn der 90er Jahre des vorherigen Jahrhunderts hat er als Schriftsteller angefangen. Schrieb er zuerst Satiren oder Köln-Krimis, begann er Anfang des neuen Jahrtausends sich auf das Thriller-Genre zu konzentrieren. Seinen endgültigen Durchbruch feierte er mit dem Roman "Der Schwarm", welcher 2004 herauskam und 2015 verfilmt werden soll.
Das Buch "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" ist jedoch kein Thriller, sondern ein Sachbuch, wenn auch ein eher ungewöhnliches. Denn Schätzing hält sich nicht an die üblichen Genre-Konventionen, sondern dreht sozusagen sein eigenes Ding. Seine Sprache ist schon fast comichaft und emotional überschäumend. Mit der sonst so gewohnten neutralen Zurückhaltung hat dies nichts zu tun.
Sein Buch ist in vier Themen-Komplexe gegliedert. In dem Abschnitt "Gestern" geht er auf die Entwicklung der Erde ein, wie das Wasser auf dem Planeten gekommen ist, es sich auf die Evolution auswirkte und dann das erste Leben entstand. "Heute" ist eine Darstellung der Ozeane in der Gegenwart, wie sie miteinander verknüpft sind, was für unterschiedliche Lebensgemeinschaften existieren und welche Auswirkungen der Mensch auf das Leben im Meer hat. "Morgen" beschreibt, wie die Zukunft aussehen könnte, speziell das Miteinander von Mensch und Meer unter anderem in ökonomischer Sicht. "Übermorgen", der Epilog, beschäftigt sich mit den langfristigen Entwicklungen, die die Ozeane durchmachen könnten. Abgerundet wird das Buch durch ein ausführliches Glossar, eine geologische Zeittafel sowie eine Auswahl an weiterführenden Links zu den im Band angeschnittenen Themen.
Mit seinem Buch hat Frank Schätzing vor allem das Ziel gehabt, Interesse an den Meeren zu wecken. Und dieses Ziel hat er problemlos erreicht. Ohne Schwierigkeiten gelingt es ihm, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Dabei hilft ihm vor allem die sehr bildhafte Sprache, die er benutzt. Wenn er zum Beispiel den Leser in einem U-Boot auf einer Rundfahrt durch die Meere mitnimmt, kann man sich dies bestens vorstellen.
Aber Schätzing wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch noch auf die Gefahren hinweist, die der Mensch für die Meere bedeutet. Doch gelingt es ihm, diese zwar eindringlich darzustellen, aber auch gleichzeitig damit nicht zu übertreiben. Der moralische Zeigefinger wird nicht benutzt und doch schafft es der Autor, bei seinem Leser Interesse am Schutz der Ozeane zu wecken.
Nur manchmal schießt er über das Ziel hinaus. Dann machen sich die Nachteile seines übertriebenen Schreibstils bemerkbar. Wenn von einer Miss Evolution die Rede ist, oder von Bakterien die eine rauschende Party schmeißen, ist dies nicht nach jedermanns Geschmack. So mancher dürfte dann genervt die Augen verdrehen.
Auch das Fehlen eines Literaturverzeichnisses stört. Weiterführende Links sind zwar schön und gut, aber in den heutigen Zeiten kann es schon mal passieren, dass eine Webseite vom Netz genommen wird oder sie ihre gesamte Struktur ändert. Dies hat dann zur Folge, dass die Links ins Leere laufen. Bei Büchern besteht dieses Problem nicht so sehr, da man sie auch Jahre später noch antiquariatisch erhalten kann.
"Nachrichten aus einem anderen" Universum ist zwar interessant, hat aber auch deutliche Macken. Daher reicht es "nur" zu einem "Reinschauen".
Fazit:
Frank Schätzing liefert mit "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" ein etwas anderes Sachbuch ab. Er beschäftigt sich mit dem Thema "Meere" in jederlei Hinsicht und versucht das Interesse an den Ozeanen zu erwecken, wozu er eine sehr comichafte Sprache benutzt. Leider schießt er bei der Benutzung dieser manchmal zu sehr über das Ziel hinaus. Auch würde man sich ein Literaturverzeichnis wünschen. Trotzdem ist der Band durchaus empfehelenswert.
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