Collector
Story:
Wer sind die Collectors, die aus heiterem Himmel Kolonien der Erde überfallen und in ihren Besitz übernehmen? Was ist ihr Plan? Und wo besteht die Verbindung zwischen diesen Wesen und dem Vater des Truckers Kris Schmidt-Keen?
Meinung:
Markus Heitz ist bislang vor allem für seine Fantasy-Romane bekannt. Besonders die Bücher der Reihe "Die Zwerge" waren es, die den Pub-Mitbesitzer zum Durchbruch verhalfen. Und nun also ein Science-Fiction-Roman? Ist dies nicht eher ungewöhnlich?
Es sind nicht die ersten Schritte, die der Autor in diesem Genre unternimmt. Zwischen 2002 und 2005 schrieb er insgesamt sechs Romane und eine Kurzgeschichte zum Rollenspiel "Shadowrun", welche damals im Heyne-Verlag erschienen. Gute Voraussetzungen für diesen Band, denn auch in diesem Fall handelt es sich um eine Geschichte, basierend auf einem sogenannten "Pen & Paper RPG". In diesem Fall lautet die Vorlage "Justifiers", deren Rechte sich Markus Heitz gesichert hat. Das Rollenspiel wird hierzulande modernisiert herauskommen. Des Weiteren werden auch Comics und Bücher begleitend erscheinen, wenn auch nicht alle von dem Schriftsteller geschrieben.
"Collector" bildet den Auftakt für dieses neue Science-Fiction-Universum. In der Zukunft ist die Menschheit ins All aufgebrochen und hat zahlreiche Kolonien gegründet, die von verschiedenen Konzernen geleitet werden. Es ist möglich, schneller als das Licht zu reisen, doch die dazu notwendigen Antriebstechnologien sind eher spärlich gesät. Denn es handelt sich fast immer um Überbleibsel von außerirdischen Rassen. Nur wenige Aliens existieren noch zum Handlungszeitpunkt, und kein anderes Volk ist so geheimnisumwittert wie die Collectors, oder "Samariter" wie sie auch genannt werden. Sie tauchen plötzlich auf und besetzen fremde Welten. Was auf diesen geschieht, ist unbekannt.
Kris Schmidt-Keen gerät unfreiwillig in einen Plan eines Konzerns, sich näher mit den Collectors zu beschäftigten. Eigentlich ist er Trucker-Fahrer, doch sein letzter Transport, ein sehr seltenes Sprung-Triebwerk, wird gestohlen, und er gleich mit. Sein Vater, der ihn vor langer Zeit verlassen hat, war derjenige, der den ersten Kontakt zu den "Samaritern" geknöpft hatte, weshalb seine Kidnapper über sein "Mitkommen" höchst erfreut sind. Gemeinsam mit der Soldatin Faye Durrick, deren von einem Geisteswesen übernommenen Schwester sowie einigen Justifier (so werden die Kampfeinheiten der Firmen genannt) -Mitgliedern begibt er sich so auf eine gefährliche Mission.
Auch wenn Markus Heitz eher ein Fantasy-Autor ist, kann man ihm auf keinen Fall mangelnde Kreativität vorwerfen. Sein Roman strotzt nur so vor lauter kleinen, netten Einfällen, die "Justifier"-Universum ungemein lebendig wirken lassen. So haben die alten Religionen eine Wiederentdeckung erlebt, während der Glaube an Gott sich weiterentwickelt hat und erneut stark militant geworden ist. Es gibt Menschen, die sich zu Cyborgs umgewandelt haben und deren Ziel es ist, die Seele zu digitalisieren. Und dann gibt es auch noch die Beta-Humanoiden, eine Mischung aus Mensch und Tier.
Um den Überblick bei all diesen Einfällen nicht zu verlieren, wurde gleich zu Beginn des Romans eine Übersicht eingebaut. So kann man schnell nachblättern, welcher Begriff was bedeutet und welche Personen welche Rolle ausüben. Sehr löblich.
Doch was die Handlung angeht, so kann diese die vielen Ideen bei weitem nicht umsetzen. Das fängt schon bei den Triebwerken an. So genial auch der Einfall ist, dass die Menschheit diese nur von anderen Außerirdischen kriegen kann, so irritiert es, das immer wieder betont wird, das sie nicht nachgebaut beziehungsweise nachvollzogen werden können. Aber trotzdem ist es möglich, sie in die eigenen Schiffe einzubauen, ohne Funktionsverlust? Und ist die Menschheit wirklich nicht in der Lage, hinter das jeweilige technologische Prinzip zu kommen?
Ebenso gibt es auch einige Brüche in der Logik. Zum einen heißt es, dass diese besonderen Triebwerke eher spärlich gesät sind. Und trotzdem kommt es gegen Ende des Romans zu einer wahren Massenschlacht an Schiffen, die alle über diese spezielle Mechanik verfügen. Nicht sehr überzeugend.
Auch stört der übermäßige Einsatz von Blut und sonstigen Innereien. Da wird schon mal detailliert beschrieben, wie sich das Gehirn einer Person auflöst und dann durch die Körperöffnungen fließt. Dies ist nicht nur ekelerregend, sondern auch vollkommen unnötig. Das Ziel, dem Leser die Gefährlichkeit dieser Zukunft zu vermitteln, schafft Markus Heitz auch so problemlos.
Fazit:
Markus Heitz Auftak-Roman zu seinem "Justifier"-Projekt, "Collector" überzeugt durch einen ungemeinen Ideen-Reichtum sowie eine umfangreiche Übersicht, über alle handelnden Personen und Begriffe. Leider sprechen diverse Brüche in der Logik sowie der übertriebene Einsatz von Blut und sonstigen Innereien eher gegen den Roman.
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