Wir waren Space Invaders
Story:
Wie war es damals, als man seine Eltern überreden konnte, einem einen C128 zu kaufen? Oder als man miterlebte, wie ein Klempner aus Brooklyn die Videospiele-Welt zu revolutionieren? Die beiden Autoren Mathias Mertens und Tobias O. Meißner schildern diese Gefühle in ihrem Buch "Wir waren Space Invaders".
Meinung:
Seit mehr als 50 Jahren existieren nun schon diese elektronischen Dinger, die einem die Zeit vertreiben. Dabei war das erste Videospiel nur eine Idee eines Ingeneurs, den Tag der offenen Tür damals anders zu gestalten. Und so wurde aus einer drögen Veranstaltung der Mittelpunkt des Interesses, was vor allem an dem Game lag, welches allerdings noch nicht käuflich zu erwerben war.
Nun hat man als Leser die Möglichkeit, eine kleine Tour durch die Geschichte der elektronischen Spiele zu machen. Reiseführer sind dabei die beiden Autoren Mathias Mertens und Tobias O. Meißner, die gleich vorweg freimütig gestehen, dass man sich über ihre Titelauswahl sicherlich streiten kann. Es ist einfach Fakt, dass es unmöglich ist, ein Buch zu schreiben welches wirklich jeden Leser zufriedenstellt, der sich mit dem Thema auskennt.
Die beiden Autoren sind in Hinsicht auf Videospiele keine Unbeschriebenen Blätter. Es handelt sich wirklich um Kenner der Materie. So war Mertens, der für Zeitschriften wie "Spex" oder "Financial Times Deutschland" geschrieben hat, Computerspieleexperte bei Sendern wie RTL oder WDR. Tobias O. Meißner hingegen ist mit Romanen wie "Starfish Rules" ein hochgelobter Schriftsteller, der gemeinsam mit seinem Kollegen für die Zeitschrift "Gee" geschrieben hat.
Innerhalb von vier Leveln, so werden die Kapitel genannt, geht es nun von der Anfangszeit bis hin zu den modernen Jahren. Als erstes kommt die Gründerzeit an die Reihe, gefolgt von den ersten richtigen kommerziellen Titeln. "Go 64", das dritte Kapitel überbrückt die Zeitspanne zwischen den ersten Spielen auf Heimkonsolen bis zum Erscheinen des Klassikers "Tetris". Und zu guter Letzt kommen die Games an die Reihe, mit denen die Videospiele-Branche aus der Schmuddel-Ecke herauskam.
Doch gerade dann, als es interessant wird, hören beide auf. Zwar erschien 2002 die ursprüngliche Erstauflage im Eichborn-Verlag, doch wurde 2005 eine Neuauflage bei Blumenkamp veröffentlicht. Und dies hätte eigentlich die Gelegenheit sein können, noch ein paar Seiten mehr zu schreiben und so auf Spiele wie "Halo" oder "God of War" einzugehen.
Dessen ungeachtet brilliert ihr Buch mit zahlreichen Eindrücken über die langjährige Geschichte der Videospiele. Dies macht sich besonders im ersten Kapitel bemerkbar, wo sie auf die Gründerzeit eingehen. Denn für viele Videospielfans beginnt die offizielle Zeitrechnung erst mit Pong, und alles was davor kam, ist für sie nicht existent.
Am besten ist das Buch jedoch dann, wenn die beiden Autoren Persönliches schildern. Private Einblicke, wie der verzweifelte Versuch, den finalen End-Boss in Final Fantasy VIII zu besiegen, verdeutlichen, dass es sich hier um Gamer handelt, die schreiben. Denn jeder Videospielfan kann ihre Anekdoten sehr gut nachvollziehen.
Doch zweitweise geraten die beiden zu sehr ins Philosophieren und heißes Gerede. Diese Angewohnheit haben sie sicherlich von ihrer Arbeit für die "Gee", die diesen Schreibstil praktiziert. Nur, was bei dieser perfekt funktioniert, weil sie ein entsprechendes Publikum hat, verfehlt in diesem Buch vollkommen die Wirkung. Denn auch Nichtinteressierte werden zugreifen und dürften von der Schreiberei der beiden etwas irritiert sein.
Auch ist es schade, dass in dem Buch komplett auf Bilder verzichtet wurde. Gerade bei einem visuellen Medium, welches Videospiele nun einmal sind, kommt es darauf an, Beispiele mit Darstellungen zu untermauern. Und nicht jeder Zocker kennt die Titel die sie auflisten.
Fazit:
Mit "Wir waren Space Invaders" liefern die beiden Autoren Mathias Mertens und Tobias O. Meißner ein gutes Buch ab, welches sich mit der Geschichte der Videospiele beschäftigt. Dabei gibt es klar zwei Highlights: Zum einen wie diese elektronischen Unterhaltungsmedien entstanden sind, sowie die persönlichen Erinnerungen der beiden Schriftsteller. Jedoch geraten beide zeitweise viel zu sehr ins Philosophieren, was einem Leser, der ihre Schreibart nicht gewohnt ist, befremdlich vorkommt. Auch der Verzicht auf Bilder stört, da bei manch genanntem Titel so eine passende visuelle Untermauerung fehlt.
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