Necroscope 04: Entseelt
Story:
Harry Keogh ist wieder zurück auf der Erde. Doch der einstige Necroscope verfügt nicht mehr über seine sagenhaften Fähigkeiten. Sie sind ihm fürs erste versperrt, und das zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt. Denn mit Janos Ferenczy ist ein Vampir von den Toten auferstanden, der ihm sehr gefährlich werden könnte.
Meinung:
Mit "Entseelt" bringt der Heyne-Verlag nun den vierten Teil der Necroscope-Saga im Taschenbuch-Format hierzulande heraus. Ob noch weitere Bücher der Serie in dieser Form publiziert werden, steht nicht fest.
Schöpfer und Autor der Reihe ist der Brite Brian Lumley. Er war jahrelang Mitglied des Militärs, ehe er 1980 dort aufhörte. Sechs Jahre später gelang ihm mit "Necroscope" der endgültige Durchbruch als Autor.
"Entseelt" spielt einige Jahre nach den Ereignissen, die man aus "Blutmesse" kennt. Harry Keogh ist inzwischen wieder zurück auf der Erde, jedoch ohne seine Fähigkeiten als Totensprecher. Die, ebenso wie die Möglichkeit über das Möbius-Tor den Raum zu überwinden, hat ihm sein Sohn genommen, damit dieser ungefährdet weiter, da er von einem Vampir gebissen wurde, leben kann. Für den Vater ist dies nur schwer zu akzeptieren, ist er doch an seine besondere Gabe gewöhnt. Zum selben Zeitpunkt wird in Rumänien der Vampir Janos Ferenczy wiedererweckt. Dieser ist nicht nur ein hochbegabter Nekromant, sondern auch mit starken ESP-Kräften gesegnet. Und um diesen zu eliminieren, muss sich Harry Keogh mit einem ehemaligen Todfeind zusammentun.
Die Ausgangssituation von "Entseelt" ist interessant. Zum ersten Mal in der Geschichte der Roman-Reihe ist Harry Keogh ohne seine besonderen Gaben, mit denen er sonst jeder Bedrohung frühzeitig entgegentreten konnte. Er ist daher schon fast hilflos, und in lebensbedrohlichen Situationen auf die Unterstützung der Toten angewiesen, die ihn nicht vergessen haben. Und eigentlich hätte Brian Lumley dies nutzen können, um dem Leser einen Protagonisten zu bieten, der ähnlich wie "Jazz" Simmons aus "Blutmesse" nur auf sein Training vertrauen muss. Doch leider schreibt er einen Handlungsträger, der schon fast weinerlich wirkt.
Ihm gegenüber steht mit Janos Ferenczy zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe ein Gegner, der zumindest anfänglich interessant wirkt. Er ist ein starker Nekromant, der es geschafft hat, selbst dem endgültigen Tod ein Schnippchen zu schlagen. Ebenso verfügt er auch über starke hypnotische Fähigkeiten, die er selbst über große Entfernungen einzusetzen weiß. So schafft er es, in den Verstand eines telepathisch begabten Mannes einzudringen und sich dort festzusetzen. Und daher wirkt er auf dem Leser nicht, wie ein aus der Serie bisher bekannter durchschnittlicher Vampir, sondern wie eine ernstzunehmende Bedrohung. Doch dies gilt nur so lange, wie seine Pläne funktionieren. Schon nach den ersten Fehlschlägen bricht seine Charakterisierung zusammen, und aus der Figur wird ein Schwächling, der seine Untergebenen für seine eigenen Fehler bestraft.
Auch vermag es Brian Lumley nicht auf die üblich Schwarz-Weiß-Malerei zu verzichten, was die Russen angeht. Sie haben ebenfalls ihren Auftritt, tragen jedoch zur Handlung nicht wirklich viel bei. Sie versuchen Harry Keogh zu töten, aus Angst vor seinen besonderen Fähigkeiten. Doch darüber hinaus werden sie nicht wirklich charakterisiert. Und so muss man sich als Leser fragen, wieso der Autor diese mit in den Roman geschrieben hat, wenn sie eh Lückenfüller sind.
Denn erneut schreibt der Autor einen Roman der über 600 Seiten lang ist. Und leider ist es ihm wieder nicht möglich, diesen Platz mit einer kontinuierlich guten Handlung zu füllen. Vielmehr fällt er in die alten Untugenden zurück, und schreibt so langatmig, das einem beim Lesen die Langeweile überkommt. Das auch seine Dialoge eher hölzern klingen, ist schon fast Standard bei ihm.
Fazit:
Brian Lumleys "Entseelt" ist leider trotz guter Ansätze eher enttäuschend. So vermag auch ein Harry Keogh ohne seine speziellen Fähigkeiten, den Leser nicht zu interessieren. Vielmehr wirkt die Figur zuerst eher weinerlich, ehe sich für ihn es zum Besseren wendet. Auch ist es enttäuschend, dass Janos Ferenczy trotz guter Ansätze recht schnell zu einem durchschnittlichen Schurken verkommt. Dass der Roman Überlänge hat und die Dialoge hölzern klingen, ist leider Standard in der "Necroscope"-Reihe.
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