Warum Affen für die Liebe zahlen
Story:
Nach "Warum Robben kein Blau sehen und Elche ins Altersheim gehen" widmet sich Jörg Zittlau ein weiteres Mal der Imperfektion im Tierreich. Von Schnecken, die sich zur sexuellen Stimulation gegenseitig regelrecht abstechen, über Maulbrüter, die mit dem Maul voller Jungfische selbst zu verhungern drohen, oder ebenso eifersüchtige wie handgreifliche Salamanderweibchen bis zu Zieseln, die sich in die Demenz winterschlafen, und natürlich den Menschen zeigt der Autor weitere Beispiele dafür, dass sich in der Evolution nicht zwangsläufig das Bestmögliche durchsetzt – oft reicht "gut genug"...
Meinung:
Diesmal geht der Autor mit einer anderen Systematik an die Sache heran. Anstelle von verschiedenen "Fehlern" der Evolution wie zu geringe oder zu starke Anpassung handelt er hier in insgesamt sieben Kapiteln Beispiele aus verschiedenen Tiergruppen von den Wirbellosen bis zu Primaten ab. Und in jeder Gruppe findet er genügend Fälle, in denen die Evolution es "hätte besser machen können".
Dabei klingt oft eher die Bewunderung für die gelungene sonstige Anpassung der Tiere durch, so dass der Schwenk am Schluss zu den vermeintlichen oder tatsächlichen Mängeln gelegentlich etwas aufgesetzt wirkt. Auch bleibt dieser Band nicht von den Fehlern des Vorgängers frei: Zittlau erweckt, ob bewußt oder aufgrund des locker-amüsanten Schreibstils, manchmal den Eindruck, die Arten oder gar die Evolution selbst hätten bewußt geplant und sich für die eine oder andere Möglichkeit entschieden. Dabei ist die Evolution ein quasi automatischer, unbewußter Prozess, bei dem unter den zufällig entstehenden Variationen diejenigen überleben und sich fortpflanzen, die mit den herrschenden Bedingungen am besten zu Recht kommen.
Wer fazinierende Einblicke in die Vielfalt der Natur und die Probleme, die Tiere bewältigen müssen, erleben möchte, bekommt mit "Warum Affen für die Liebe zahlen" einige spannende und erstaunliche Geschichten. Missverständnisse und falsche Vorstellungen über die Evolution widerlegt das Buch nicht nur, es leistet auch einigen davon Vorschub.
Fazit:
Jörg Zittlau zeigt weitere Beispiele dafür, dass die Evolution nicht zwangsläufig perfekte Lebewesen hervorbringt. Das Buch verbindet die Vorteile seines Vorgängers – eine lockere, amüsante Schreibe und Verständlichkeit auch für wissenschaftliche Laien – leider auch mit den Nachteilen des Vorgängers, nämlich immer noch falschen Vorstellungen über das Wesen der Evolution.
|  |
Jörg Zittlau
Warum Affen für die Liebe zahlen
Erscheinungsjahr: 2009
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Ullstein
Preis: € 7,95
ISBN: 9783548372976
199 Seiten
|