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Ein Leben wie ein Märchen

Vom armen Landjungen zum Nationaldichter

geburtshaus.jpg
Andersen Geburtshaus,
heute ein Museum

Hans Christian Andersen hat nicht nur wundervolle Märchen geschrieben, sein eigenes Leben war kaum weniger phantastisch. Am 2. April 1805 wird er in Odense in Dänemark als Sohn eines Schuhmachers und einer Wäscherin geboren. Die Familie ist sehr arm; bis 1807 haben sie nicht einmal eine feste Adresse. Die Armut, aber auch Hans Christians ausgeprägte Emotionalität und außergewöhnliche Körpergröße machen den Jungen zu einem Außenseiter unter seinen Altersgenossen. Diese niedrige soziale Stellung spiegelt sich später in den vielen "Underdog"-Helden seiner Geschichten wieder. Einen großen Einfluß auf sein Werk hat auch die Tatsache, daß sich im ländlichen Odense - im Gegensatz zur Hauptstadt Kopenhagen - viele alte Sitten und Gebräuche erhalten hatten.

1812 macht der junge Hans Christian eine Erfahrung, die sein Leben enorm beeinflussen sollte: In Odense gibt es das einzige Theater des Landes außerhalb von Kopenhagen. Dort sieht der Siebenjährige eine Aufführung von Ferdinand Kauers Zauberposse "Das Donauweibchen" in deutscher Sprache. Der Junge ist so beeindruckt, daß er das Stück zu Hause "nachspielt". Zwar sind die einzigen deutschen Worte, die er kennt, "Schwester" und "Bruder", aber er erfindet einfach eine Phantasiesprache, die sich einigermaßen "deutsch" anhört. Seine Mutter ist von der neuen Vorliebe ihres Sohnes wenig begeistert. Sie glaubt, er sei verrückt geworden, und verbietet ihm das Spiel.

Einige Zeit später verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation der Familie noch mehr. Ein wehrpflichter Farmerssohn bezahlt Hans Christians Vater dafür, daß der an seiner Stelle in die Napoleonischen Kriege zieht. Hans Andersen kehrt krank und geschwächt aus dem Krieg zurück und stirbt 1816. Und das Geld, das der Farmerssohn gezahlt hatte, ist seit dem dänischen Staatsbankrott von 1813 praktisch wertlos. Jetzt muß Hans Christians Mutter sich und ihren Sohn alleine mit ihrer Arbeit als Wäscherin durchbringen. Ihr Sohn hilft ihr, wo er kann, was natürlich auf Kosten seiner Schulausbildung geht.

1819, wenige Monate nach seiner Konfirmation, geht der vierzehnjährige Hans Christian Andersen in die Hauptstadt Kopenhaben und versucht sein Glück am Royal Theater. Als Sänger, Tänzer und Schauspieler kann er sich in den nächsten drei Jahren nur schwer über Wasser halten, und seine ersten Versuche als Stückeschreiber scheitern ebenfalls. Als er in den Stimmbruch kommt und seine wunderschöne Sopranstimme verliert, muß er das Royal Theater verlassen.

Aber Andersen hat es geschafft, einige wohlhabende und einflußreiche Gönner auf sich aufmerksam zu machen. Einer davon ermöglicht es ihm, die Lateinschule in Slagelsen zu besuchen. Dort sitzt der Siebzehnjährige mit Elfjährigen in einer Klasse, was seinem Selbstbewußtsein nicht gerade gut tut. Trotzdem schafft er es, die Lateinschule abzuschließen, und anschließend sogar die Universität von Kopenhagen zu besuchen. 1829 besteht er das "philologicum et philosophicum" (entspricht in etwa dem Vordiplom).

Im selben Jahr schafft Hans Christian Andersen sein professionelles Debut. Sein erstes Prosawerk "Fodreise" (etwa "Eine Reise zu Fuß") erscheint im Selbstverlag, weil sein Förderer Reitzel die geforderte Summe nicht bezahlen wollte. Als die Erstauflage von 500 Exemplaren in kürzester Zeit ausverkauft ist, sichert sich Reitzel die Druckrechte für die Zweitauflage zu dem Preis, den Andersen für die Erstauflage verlangt hatte. Ebenfalls 1829 erscheint ebenfalls erfolgreich "Kjærlighed paa Nicolai Taarn eller Hvad siger Parterret" (etwa "Liebe im Kirchturm von St. Nicolas oder Was in den hinteren Gemächern gesagt wurde"), Andersens erstes Stück.

Die ersten Erfolge ermöglichen es ihm, durch Europa zu reisen und unter anderem Victor Hugo, Charles Dickens und Heinrich Heine zu treffen. Andersens Berichte von diesen Reisen sind ebenfalls ein großer Erfolg, und das Reisen wird für den Rest seines Lebens eine seiner Leidenschaften bleiben. 1835 veröffentlichte Andersen seinen ersten Roman "Improvisatoren" (etwa "Der Improvisator"). Auch hier ist der Held ein "häßliches Entlein", ein armer Junge, der sich seinen Platz in der Gesellschaft hart erarbeiten muß. Im selben Jahr erscheinen die ersten beiden Bände der "Eventyr, fortalte for Børn" (etwa "Märchen, erzählt für Kinder").

Andersens Erfolge bringen auch einen sozialen Aufstieg, der ehemalige arme Junge verkehrt jetzt regelmäßig an den Königshöfen von Dänemark und anderen Ländern. Seine Werke, insbesondere seine Märchen, werden bereits ab Ende der 1830er ins Deutsche und andere Sprachen übersetzt. 1866 verleiht ihm seine Heimatstadt Odensen die Ehrenbürgerwürde. 1872 erscheinen die letzten Märchen. Die letzten Jahre seines Lebens verbringt der Dichter in Rolighed, dem Landsitz der jüdischen Händlerfamilie Melchior. Am 4. August 1875 stirbt Hans Christian Andersen nach jahrelanger Krankheit an Leberkrebs. Seine Werke, nicht nur seine Märchen, leben bis heute fort.



Special vom: 02.04.2005
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
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Andersen 2005
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