Die Troja-Mission
Story:
Summer und Dirk Pitt, die beiden Kinder von Dirk Pitt senior, machen in der Karibik eine unglaubliche Entdeckung. Offensichtlich waren Kelten bereits vor dreitausend Jahren dort und haben ihre Spuren hinterlassen. Ihr Vater kommt unterdessen der geheimnisvollen Organisation „Odyssey“ auf die Spur, die unter Nicaragua vier gewaltige Tunnel gegraben hat, die den Pazifik mit dem Atlantik verbinden und gewaltige Auswirkungen auf das Weltklima haben könnten. Und irgendwie hängen beide Ereignisse zusammen. Der, der dahinter kommt, wie das der Fall sein kann, wird die Welt vor einer neuen Eiszeit bewahren…
Meinung:
Cussler stellt ja gerne seinen Helden Dirk Pitt auf eine Stufe mit James Bond, eigentlich sogar darüber, wenn man die Fähigkeiten des Helden bedenkt. Denn er ist auf dem Meer zu Hause und hat dort schon einiges geleistet, darunter die Entdeckung der Bibliothek von Alexandria – bzw. eines Teils der Bibliothek – und die Bergung der Titanic. Vieles davon ist in der Realität verankert, aber Cussler schweift auch gerne in die Fantasie ab und er lässt Dirk Pitt freilich auch gerne die Welt retten. Dabei werden viele Abenteuer überstanden, oft genug wird Dirk Pitt auch durch die halbe Welt geschickt und das ohne viel Schlaf zu bekommen. Alles Versatzstücke, die einen guten Dirk Pitt-Roman ausmachen und die Cussler auch dieses Mal zusammenträgt. Der Leser wird also nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Der Roman ist wieder eine Achterbahnfahrt ohne Gleichen, die den Leser an verschiedene exotische Orte bringt und wieder einmal einen Überbösewicht präsentiert, der jedem Bond-Film zur Ehre gereicht hätte und sich auch noch Specter nennt (man denke da an den klassischen Bond-Bösewicht „Spectre“ zurück, der allerdings eher eine Verlegenheitslösung war, um damals nicht die Russen zu thematisieren). Cussler versteht es vor allen Dingen die Legenden rund um Troja und neueste Erkenntnisse über den trojanischen Krieg mit modernen Gegebenheiten zu vermischen, so dass sich der Leser gleichzeitig in einer fantastischen, ebenso uralten wie modernen Welt wieder findet. Das ist wie immer meisterlich.
Interessant ist sicher auch, dass Cussler sich in seinem Roman auf das Buch „Where Troy Once Stood“ von Iman Wilkens stützt, der die Saga rund um die trojanischen Krieg sehr genau untersucht hat und eine ganz neue Interpretation präsientiert, wo der Krieg stattgefunden haben könnte – nämlich in England und die „Trojaner“ sollen Engländer gewesen sein, die Angreifer dagegen Kelten und der Grund für die Auseinandersetzung wenig romantisch Zinn, das zur Verhüttung von Bronze benutzt wurde. Dieses Buch wird sicher noch Gegenstand einer Rezension auf Splashbooks werden.
Noch viel interessanter ist aber der augenscheinliche Generationenwechsel, den Cussler zum Schluss des Romans in die Wege leitet. Da sind zum einen die beiden Kinder von Dirk Pitt – sein Sohn heißt ironischerweise auch Dirk und seine Tochter Summer – die aus einer Liebschaft im Roman „Im Todesnebel“ entstanden sind, der 1983 herauskam. Zum anderen wird aber eine Grundmüdigkeit des Helden dem Leser nahe getragen, der mittlerweile seit 20 Jahren im Einsatz ist. Cussler lässt also in seiner Fantasiewelt tatsächlich die Zeit vergehen, was ihn dann doch recht deutlich von seinem Vorbild James Bond abhebt, der zwar immer wieder modernisiert wird und auch mit modernen Hilfsmitteln und Bedrohungen ausgestattet wird, aber schlussendlich immer der Gleiche bleibt. Das ist noch bemerkenswerter, hatte Cussler doch im Splashbooks-Interview viele weitere Pitt-Romane angekündigt. Ob damit wohl dessen Sohn gemeint ist? Man wird es in der Zukunft sehen müssen. Logisch wäre es durchaus, denn Cussler hatte im selben Interview angedeutet, dass sein Sohn die künftigen Pitt-Romane schreiben würde. Der Sohn des Autors schreibt über den Sohn des Helden. Warum eigentlich nicht?
Um noch einmal auf den Bösewicht zurückzukommen. Einen Fehler hat Cussler hier trotz allem gemacht. Das gewaltige Hotel, das zu Beginn gerettet und das vom Bösewicht betrieben wird, passt nicht so richtig ins Gesamtbild, dass der Autor später zeichnet. Es ist im Grund genommen „nur“ ein Mittel zum Zweck, um einen gewaltigen Hurrikan aufziehen und Pitt den Held spielen zu lassen. Doch ansonsten gibt es keine weitere Verbindung zum Rest der Geschichte. Hier hätte man vielleicht noch mehr draus machen können. Vielleicht indem man das Hotel noch direkter in die Handlung eingebunden hätte. Übrigens ein Projekt, das schon bald Realität werden könnte, denn die Kreuzfahrtschiff-Industrie schielt auf gewaltige Hotelschiffe, die alles bisher Dagewesene übertreffen. Cussler könnte einmal mehr hier seiner Zeit voraus sein.
Fazit:
Die Troja-Mission ist ein typischer Cussler-Roman, nicht mehr, nicht weniger. Er wird jeden Cussler-Fan überzeugen und es gibt nur wenig daran auszusetzen – wenn überhaupt. Perfekte Unterhaltung, die den Leser von Beginn bis zum Ende fesselt.
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Clive Cussler
Die Troja-Mission
Trojan Odyssey
Übersetzer: Oswald Olms
Erscheinungsjahr: 2003
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Blanvalet
Preis: € 10,00
ISBN: 978-3-442-36473-2
512 Seiten
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