Im Bann der Wüste: Das Spiel der Götter 3
Story:
Die Rebellion in der Wüste Raraku ist ausgebrochen. Viele Aufständische versuchen, gegen das malazanische Imperium vorzugehen. Derweil wagt sich Coltaine, letzter Kommandant der malazinischen Armee, daran, tausende von Flüchtlingen durch die Wüste in Sicherheit zu bringen. Ein Plan, den viele mit ihrem Leben bezahlen werden.
Meinung:
George R. R. Martins "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe ist unter anderem deshalb berühmt, weil in ihr keine Figur ihres Lebens sicher sein kann. Viele Protagonisten sind schon im Laufe der Romane gestorben. Und auch Steven Erikson scheut sich nicht davor zurück, viele Charaktere über die Klinge springen zu lassen. Besonders "Im Bann der Wüste" ist geradezu exemplarisch dafür.
Coltaine ist der letzte Kommandant der malazinischen Armee in der Wüste Raraku. Er ist von Nachschub abgeschnitten und weiß nicht, wem er vertrauen darf. Doch um das Leben von tausenden Flüchtlingen zu retten, wagt er sich an ein Unterfangen sondergleichen. Mit viel zu wenigen Soldaten will er die Wüste durchqueren, um diese in Sicherheit zu bringen. Es ist klar, dass nicht jeder das überleben wird. Doch am Ende bleibt ihm nichts anderes übrig.
Derweil erforschen die beiden Freunde Mappo und Icarium eine uralte Stadt. Und Mappo betet, das sein Freund sich nicht an seine Vergangenheit erinnert. Und Felisin, die jüngste Tochter das Hauses Paran? Muss sich bald entscheiden, welches Schicksal sie wählen wird.
Liest man "Im Bann der Wüste", hat man fast den Eindruck, dass Steven Erikson seine Figuren nicht mag. Es gibt im Grunde keinen einzigen Charakter, der im Laufe des Romans, nicht leiden muss. Und der Leser fühlt sich davon bestens unterhalten.
Es ist das erste Mal innerhalb der Reihe, dass das der Fall ist. Und das liegt natürlich daran, dass es dem Autoren gelungen ist, seine bisherigen Fehler soweit auszuschalten, dass man sich auf die Story konzentriert. Und die ist gelungen, um es milde auszudrücken.
Steven Erikson bevölkert sein Buch mit einer Vielzahl an Figuren und Charakteren. Dementsprechend viele Plots sind vorhanden. Doch nie hat man den Eindruck, dass es zu viele sind. Das man droht, den Überblick zu verlieren. Im Gegenteil: Jeder einzelne Handlungsfaden wird so einprägsam geschrieben, dass er einem noch lange Zeit in Erinnerung bleibt oder allerhöchstens nur ein paar Worte benötigt, um das Gedächtnis aufzufrischen.
Vor allem die Handlungsebene um Coltain ist es, die sich am meisten einprägt. Es ist das Porträt eines großen Mannes, der alles daran setzt, möglichst viele Unschuldige zu retten. Beobachtet und geschildert von Duiker, dem imperialen Historiker, der gleichzeitig von dem Kommandanten dazu gezwungen wird, wieder zu kämpfen, erfährt man, was diese Persönlichkeit alles unternimmt, um erfolgreich zu sein. Es ist eine mitreißend geschriebene Storyline, die am Ende einem aufs Gemüt schlägt, da man dieses nicht wahrhaben will, wegen der Schonungslosigkeit, mit der es geschildert wird.
Doch auch die anderen Handlungsebenen sind nicht weniger grandios! Es sind kleinere Dramen, Tragödien, die sich vor einem auf dem abspielen. Vor allem die Geschichte von Felisin geht einem zu Herzen. Sie ist die vielleicht tragischste und gebrochenste Figur von allen, die am Ende ein Schicksal wählt, von dem man nicht hätte gedacht, das dies passiert. Besonders angesichts ihrer Reisegefährten Heboric und Baudin geht ihr Handlungsfaden einem zu Herzen.
Wenn die zukünftigen Romane auch so gut werden, wie "Im Bann der Wüste", dann hat Blanvalet eine sehr gute Reihe, um die Wartezeit bis zum nächsten George R. R. Martin-Band zu überbrücken. Denn dieser Roman ist ein "Klassiker" und ein "Splashhit".
Fazit:
"Im Bann der Wüste" ist bislang Steven Eriksons bester Roman seiner "Das Spiel der Götter"-Reihe. Der Autor scheint seine Figuren zu hassen, so sehr wie sie ausnahmslos leiden. Für den Leser ist das nichts Schlechtes, da er großartig unterhalten wird. Es gibt im Prinzip kaum eine Geschichte, die ihm nicht ans Herzen geht. Sei es die Handlungsebene um Coltain oder das Schicksal von Felesin: Jeder Plot ist großartig geschrieben.
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