Enders Spiel
Story:
Andrew Wiggin, genannt Ender, ist noch ein Kind. Doch gleichzeitig ist er ein ganz besonders. Es ist ein taktisches und strategisches Genie. Und er wird gebraucht, um die Welt vor der Vernichtung durch einen übermächtigen Feind zu retten. Egal, ob er dies will oder nicht.
Meinung:
Neuauflagen von Klassikern der Literatur sind immer zu begrüßen. Meistens erscheinen sie in mittleren bis kleineren Verlagen, die dies aus Liebhaberei machen. Besonders bei der Science Fiction ist dem so. Leider hat das Genre viel an Strahlkraft verloren und heute erscheinen hauptsächlich "nur" neuere Werke. Umso beachtenswerter ist es, wenn ein Klassiker der SciFi neu aufgelegt wird, und er zum Ziel einer Marketing-Kampagne gemacht wird. Dies bedeutet meistens dann, dass sich da etwas entwickelt. Dass da sozusagen im Busch ist.
Genau dies ist der Fall mit "Enders Spiel". Orson Scott Cards Roman ist definitiv ein Klassiker der Zukunftsliteratur. Doch wäre da nicht die Tatsache, das Hollywood das Buch verfilmt - Premiere wird am 1. November dieses Jahr sein - würde wahrscheinlich nicht so viel Aufwand betrieben werden. Und es kann dem Genre nur gut tun. Wenn der Film und die dazugehörigen Romane ein Erfolg sind, ist es sogar wahrscheinlich, dass auch andere Klassiker der Science Fiction zu ihrem Recht kommen. So funktioniert die Branche. Und der Heyne-Verlag setzt auf den Erfolg, was man auch daran erkennen kann, dass mit Enders Schatten bereits der zweite Teil der Reihe für August vorangekündigt wurde.
Der Amerikaner Orson Scott Card wurde in Richland, Washington geboren und wuchs in Santa Clara, Kalifornien, Mesa, Arizona und Orem, Utah. Er diente als Missionar für die mormonische Kirche in Brasilien und studierte an der Brigham Young Universität und an der Universität von Utah. Er lebt in Greensboro, Nord-Kalifornien.
Andrew "Ender" Wiggin ist ein Dritt, das dritte Kind in einer Welt, in der normalerweise nur zwei Kinder pro Familie erlaubt sind. Er ist eng mit seiner Schwester Valentine zusammen, und fürchtet seinen Bruder Peter, der ein brillanter Soziopath ist. Eines Tages wird der Junge zur Militärschule eingezogen. Er gilt als hochintelligentes Genie und wird im Folge der nächsten Jahre immer mehr unter Druck gesetzt.
Denn die Erde befindet sich im Krieg mit einer außerirdischen Spezies. Die Formics, auch Krabbler genannt, sind eine insektoide Spezies. Es gab bereits zwei Versuche der Aliens, die Erde zu erobern. Beide Male wurden sie knapp geschlagen. Ein dritter Versuch soll durch Ender Wiggins Genie verhindert werden.
Derweil planen seine Geschwister auf der Erde etwas Ungeheuerliches. Unter Pseudonymen veröffentlichen sie im Globalen Kommunikationssystem Politische Essays, von dem sie hoffen, dass sie die Politik beeinflussen. Denn die Erde ist immer noch in Nationalstaaten aufgeteilt.
Wie bereits Eingangs geschrieben, handelt es sich bei "Enders Spiel" um einen Klassiker der SciFi. Dies liegt allerdings weniger an dem Krieg der Erde gegen die Krabbler. Dies bildet nur das Hintergrundszenario, auf dem die Geschichte um Ender Wiggins stattfinden kann.
Viel mehr konzentriert sich Orson Scott Card darauf, eine Geschichte zu schreiben, die vor allem die Auswirkungen schildert, die der Druck auf Ender Wiggins hat. Der Plot wirkt daher psychologisch, ohne an Faszination zu verlieren. Es hilft sogar der Geschichte, dass der Autor nicht unterschlägt, was in seinem Protagonisten vor sich geht, wie er mit der Lage umgeht.
Dabei entsteht der Eindruck eines kleinen Jungens, der förmlich dazu gezwungen wird, vor seiner Zeit erwachsen zu werden. Schon seit seiner Geburt an wird Andrew Wiggins dazu gezwungen. Er ist ein Dritt, und damit ein Außenseiter. Und diese Position pflanzt sich durch sein gesamtes Leben durch. Ständig wird er in Situationen gebracht, die ihn von den anderen abgrenzen. Zwar gelingt es ihm, Freundschaften zu schließen. Doch hat dies nicht denselben Wert wie in der realen Welt.
Und dann kommen auch noch seine Träume und Erfahrungen in den Simulationen hinzu, die stellenweise brutal wirken. Durch sie zeigt Herr Card, wie sich der Druck auf Ender auswirkt. Es sind sozusagen die Ventile seiner Psyche, mit denen die Belastung etwas abgebaut wird.
Auch wenn sich der Roman auf Ender konzentriert, lernt man im Laufe der Geschichte jede Menge andere interessante Figuren kennen. Sei es Bean, der Ender in Sachen Geschick für Taktik und Strategie gleichkommt, oder seine Geschwister Valentine und Peter, die nicht minder intelligent sind. Vor allem die letzten Beiden sind hochinteressante Nebenfiguren. Stellenweise kriegt man es sogar mit der Angst vor ihnen zu tun.
Erwachsene kommen im Roman kaum vor. Doch wenn sie auftauchen, handelt es sich um interessante Gestalten wie beispielsweise Hyrum Graff, der einzige erwachsene Freund, den Ender hat. Jemand, der auf Grund seiner Tätigkeit als Kommandant der Militärschule auf die Ender geht, unter enormen Stress steht und dies durch viel Essen kompensiert.
Zweifelslos ist "Enders Spiel" ein gelungener Roman. Er erhält von Splashbooks die "Klassiker"-Wertung und natürlich auch den "Splashhit".
Fazit:
"Enders Spiel" ist ein Klassiker der Science
Fiction-Literatur und wird jetzt vom Heyne-Verlag neu herausgebracht. Das Werk
von Orson Scott Card überzeugt vor allem durch die feine psychologische Arbeit
des Autors. Er beschreibt detailliert, wie sich Ender Wiggins fühlt, und wie er
mit dem Druck umgeht. Aber auch die anderen Figuren überzeugen. Das trifft
selbst auf die wenig auftretenden Erwachsenen zu. Und diese Charakterarbeit
sorgt schließlich dafür, dass dieses Buch ein Pflichtkauf ist.
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