Höllische Versuchung
Story:
Zwei Leibwächter müssen ihren Schützling in die Hölle und zurück begleiten. Eine Gildenjägerin muss herausfinden, wer die Vampire umbringt. Einer Werhyäne geht eine Leiche abhanden. Und eine ehemalige Geheimagentin muss die Schwester eines mysteriösen Blinden suchen.
Meinung:
Was ist das Ergebnis, wenn sich vier Urban-Fantasy Autorinnen (Okay eigentlich 3 ½, da Ilona Andrews ein Pseudonym des Autorenehepaares Ilona und Andrew Gordon ist) zusammentun und eine Anthologie herausbringen? Überwiegend gut, wie man anhand von "Höllische Versuchung" sehen kann. Allerdings muss man hier die Titelübersetzung kritisieren. Denn im Original lautet der Band "Must Love Hellhounds", was man als "Muss Höllenhunde lieben" übersetzen kann. Ein Titel, der besser zum Inhalt der einzelnen Geschichte passt. Denn in allen kommen Hunde vor, die auf die eine oder andere Art mit der Hölle zu tun haben.
Charlaine Harris ist die Autorin der Romane um Sookie Stackhouse, auf denen die TV-Serie "True Blood" basiert. Die Bücher werden hierzulande von dtv verlegt. Nalini Singh kennt man durch ihre Reihe "Gilde der Jäger", während Ilona Andrews vor allem für ihre "Stadt der Finsternis"-Reihe bekannt ist. Meljean Brook hat durch ihre Steampunk-Serie "Die Eiserne See" einen guten Ruf. Die Werke der drei letztgenannten Autoren erscheinen genau wie auch "Höllische Versuchung" im Egmont Lyx-Verlag.
Das Buch besteht aus vier Geschichten, die jeweils in einem fiktionalem Universum spielen, das aus einer Roman-Reihe der Autorinnen stammt. Dabei steht im Fokus der Erzählung eine oder mehrere Nebenfiguren. Die eigentlichen Hauptcharaktere, wie man sie aus den Buch-Serien her kennt, tauchen nur am Rande auf. Für die Schriftstellerinnen also die perfekte Gelegenheit, diese Personen, die sonst etwas im Schatten stehen, auszubauen und teilweise wichtige Entwicklungen geschehen zu lassen.
Dies fällt besonders bei der Kurzgeschichte von Ilona Andrews auf, die zwischen Band 3 und 4 der Hauptserie einzuordnen ist. In "Die Früchte der Unsterblichkeit" sind die handlungstragenden Figuren Andrea, beste Freundin der Hauptfigur von "Stadt der Finsternis" Kate Daniels, sowie der Werhyäne Raphael. Beide müssen zusammenarbeiten, um den Geist der verstorbenen Liebe der Hyänen-Alpha Tante B zu befreien. Keine leichte Aufgabe, da sein Gefängnis anscheinend sehr gut von einem dreiköpfigen Höllenhund bewacht wird.
Die Geschichte liest sich, wie man es von Ilona Andrews auch nicht anders kennt, sehr spannend und abwechslungsreich. Doch was sie so besonders macht sind zwei Entwicklungen. Zum einen führt die Autorin die beiden Protagonisten ihrer Kurzgeschichte endlich beisammen und stellt sie so in den Fokus des Interesses des Lesers. Vor allem auf Grund des geplanten Spinoffs "Gunmetal Magic", der in den USA vor kurzem herausgekommen ist und dessen Helden diese beiden Figuren sind, hat diese Erzählung eine gewichtige Bedeutung. Und sie schafft es problemlos, beide sehr sympathisch darzustellen.
Aber auch das Ende der Erzählung dürfte von Bedeutung sein. Zumindest wurde in den Romane der Hauptserie wiederholt darauf angespielt. Frau Andrews scheint ergo etwas Großes mit diesem Subplot vorzuhaben.
Auch die letzte Geschichte, "Blinder Fleck" von Frau Meljean Brook, gefällt. Hier ist sogar der Höllenhund eine wichtige, handlungstragende Figur mit eigenem Charakter. Die Erzählung ist neben der von Frau Andrews die beste der gesamten Sammlung. Das liegt unter anderem auch daran, weil die Autorin sich weniger darauf konzentriert, wiederholt den gutausehenden Körper des männlichen Handlungsträgers zu beschreiben, als vielmehr eine spannende Geschichte zu schreiben, die mit vielen interessanten und überraschenden Wendungen aufwartet.
"Engelsfluch" von Frau Nailini Singh fällt im Vergleich zu den beiden eben genannten etwas ab. Sie ist zwar gut geschrieben, doch will der Funke nicht überspringen. Ihre Ideen, wie beispielsweise, dass die Engel für die Vampire verantwortlich sind, hat zwar etwas für sich. Doch die beiden handlungstragenden Personen schaffen es nicht, das Interesse des Lesers zu wecken und zu binden.
Am enttäuschendsten ist "Die Britlinge fahren zur Hölle". Frau Charlaine Harris schreibt hier eine lustlose Erzählung, in der vieles nur angedeutet wird und einige Entwicklungen überhaupt nicht aufgebaut werden. Zu keinem Moment hat man das Gefühl, mit den handlungstragenden Figuren mitzuempfinden. Sie wirken wie Pappfiguren, flach und ohne wirklichen Charakter.
Dennoch ist "Höllische Versuchung" für jeden Urban und Romantic Fantasy-Fan etwas. Anhänger einer bestimmten Autorin werden sowieso zuschlagen, und wer ein allgemeines Interesse hat, wird hier auch fündig. Daher sollte man "Reinschauen".
Fazit:
Mit "Höllische Versuchung" präsentieren die vier Autorinnen Charlaine Harris, Nalini Singh, Ilona Andrews und Meljean Brook Kurzgeschichten aus ihren jeweiligen fiktionalen Universen. Alle Stories haben gemein, dass in ihnen in irgendeiner Form Höllenhunde auftauchen. Gleichzeitig nutzen die Schriftstellerinnen diesen Band, um einige Nebenfiguren in den Fokus des Interesses des Lesers zu rücken. Am besten sind "Die Früchte der Unsterblichkeit" und "Blinder Fleck". "Engelsfluch" hingegen vermag nicht ganz zu überzeugen, während "Die Britlinge fahren zur Hölle" ein ziemlicher Reinfall ist.
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