Reise nach Jerusalem: Ohne Geld von Berlin in den Orient
Story:
Es ist ein gewagtes Vorhaben: Ohne Geld von Berlin nach Jerusalem zu trampen. Ob dies auch wirklich gelingt?
Meinung:
Es ist doch immer wieder erstaunlich, zu was ein Mensch fähig ist. Eigentlich abstruse Vorhaben, wie beispielsweise per Fuß die Erde zu umwandern, werden mit einer unglaublichen Ernsthaftigkeit vorgenommen und durchgeführt. Wiederholt gibt es Personen, die mit Plänen glänzen, bei denen man eigentlich davon ausgehen würde, sie wären unmöglich, bis sie in die Tat umgesetzt werden. Wie beispielsweise die Idee, von der Josef Girshovich in seinem Buch "Reise nach Jerusalem" erzählt.
Der Autor wurde 1981 in Hannover geboren. Er ist das Kind israelischer Eltern mit russischen Wurzeln. Er studierte in Tübingen und an der Brown University und lebt mit seiner Familie in Berlin.
Am Anfang ist eine Wette unter Männern. Der Autor will innerhalb von 20 Tagen von Berlin nach Jerusalem an die Klagemauer reisen. Das Besondere: Er will trampen und er will kein Geld dabei ausgeben. Ein wahnwitziges Vorhaben, dass eigentlich kaum umsetzbar ist, oder?
Tatsächlich setzt Girshovich seinen Plan in die Tat um. Schnell ist der Rucksack gepackt, die nötigen Visas beantragt und dann geht es los. Er und der Leser machen sich auf eine abenteuerlicher Reise. Vor ihm liegen neun Länder und insgesamt 5200 Kilometer.
Unterwegs begegnet er natürlich den unterschiedlichsten Personen. Und dabei wird klar, wie unterschiedlich Gastfreundschaft in den verschiedenen Herren Ländern aufgefasst wird. So darf er beispielsweise in manchen Orten erst gar nicht erwähnen, dass er Jude ist.
Und je weiter die Reise fortschreitet, desto faszinierter ist man von der Tatsache, dass der Plan tatsächlich zu funktionieren scheint. Dabei wartet man unwillkürlich nur auf das nächste größere Hindernis und wie der Autor es überwinden wird. Daraus zieht der Band auch einen Großteil der Spannung, die einen zum Weiterleisen animieren soll.
Die Schreibweise von Girshovich lässt sich am besten als lebendig bezeichnen. Er verwendet eine sehr bildhafte Sprache, in der beispielsweise die Donau ruft. Gleichzeitig sind seine Sätze auch sehr stakkatohaft. Selten hält er sich an die Regeln der Grammatik, sondern verkürzt einen Satz auf das allernötigste. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig und führt auch dazu, dass man das Buch nicht so leicht lesen kann.
Wobei dies noch euphemistisch ausgedrückt ist. Denn durch diesen blümeranten, abgehakten Stil droht man als Leser schnell das Interesse zu verlieren. An manchen Stellen wünscht man sich außerdem, dass der Autor weniger auf die Umgebung, als vielmehr auf seine Mitmenschen detailliert eingeht. Denn so wirken sie nur kurz angerissen, Statisten in seiner Reise nach Jerusalem. Sie sind nicht wichtig, sondern nur Personen, die seiner Mission weiterhelfen.
Dies ist auch am Ende der Grund dafür, dass man das Buch nicht wirklich weiter empfehlen kann. Es braucht wirklich Sitzfleisch, um von der ersten bis zur letzten Seite zu kommen. Und deshalb ist der Band auch "Nur für Fans" etwas.
Fazit:
Eine wahnwitzige Idee, in die Tat umgesetzt. Davon handelt Josef Girshovichs Buch "Reise nach Jerusalem". Tatsächlich ist man als Leser zuerst davon fasziniert, wie die Reise und der Plan des Autoren sich entwickeln. Vor allem sein Umgang mit unerwarteten Hindernissen liest sich spannend. Dem gegenüber steht allerdings die Sprache, die zwar einerseits sehr blümerant ist, aber andererseits auch sehr abgehakt. Auch ein paar Infos über die hilfreichen Mitmenschen mehr wären sicherlich nicht verkehrt gewesen.
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