Nylon Angel
Story:
Parrish Plessis schlägt sich im Tert mehr schlecht als recht als Bodyguard und Hure für Jamon Mondo durchs Leben. Und zumindest letzteren Umstand möchte sie dringend ändern. Sie sieht ihre Chance gekommen, als die berühmte Reporterin Razz Retribution ums Leben kommt, und sie den Hauptverdächtigen bei sich unterbringt. Doch so gerät sie ohne es zu wissen in einen Kampf um die Kontrolle des Terts. Und was noch schlimmer ist, sie fängt sich einen Parasiten ein, der äußerst hartnäckig ist. Keine guten Chancen, um zu überleben.
Meinung:
Wenn man an post-apokalyptische Geschichten denkt, die in Australien stattfinden, kommen einem unweigerlich die "Mad Max"-Filme in den Sinn. Doch es gibt natürlich auch andere Geschichten, die dieses Szenario als Handlungsort haben. Dazu zählt auch die "Parrish Plessis"-Trilogie von Marianne de Pierres.
Sie ist gebürtige Australierin und lebt auch heute noch in diesem Land. Sie gehört zu den Mitbegründern einer Gruppe von Autoren, die Neueinsteigern helfen, ihren Schreibstil zu verbessern. Des Weiteren sind viele ihrer Bücher für den Aurealis-Award - einer Auszeichnung, die sich nur an australische Science Fiction, Fantasy und Horror-Schriftsteller richtet - nominiert worden, den sie 2010 mit ihrem Roman "Transformation Space" gewonnen hat. Außerdem schreibt sie auch humoristische Kriminal-Bände unter dem Pseudonym Marianna Deacourt. Doch bis auf die "Parrish Plessis"-Trilogie ist kein einziges Werk von ihr auf Deutsch herausgekommen.
Irgendwo in Australien, in der Zukunft: Nach einer Katastrophe, die das Antlitz der Welt verändert hat, lebt ein Großteil der Einwohner in einer einzigen Mega-Stadt. Die alte demokratische Regierung existiert nicht mehr, an ihrer Stelle haben die Journalisten die Herrschaft übernommen. Mit Verhör-Mechas und als "Raubvögel" genannten Flugzeugen kontrollieren sie alles und jeden.
Parrish Plessis lebt im sogenannten "Tert", dem tertiären Sektor der Stadt. Sie arbeitet als Bodyguard und wird von dem Gang-Boss Jamie Mondo und dessen Dingo-Mutanten regelmäßig vergewaltigt. Eine Situation, die sie schleunigst ändern will. Da erhält sie den Tipp, dass der angebliche Mörder der Journalistin Razz Retribution sich im Tert aufhalten soll. Sie findet ihn und beschützt ihn, und gerät so in ein Komplott. Wie es scheint, hat die tote Reporterin ein geheimes Forschungsprojekt unterstützt, welches durch ihr vorzeitiges Ableben nicht mehr weitergeführt wird. Auf der Suche nach den wahren Tätern infiziert sich Parrish jedoch mit einem Parasiten, der sie regelmäßig mit merkwürdigen Visionen geradezu überflutet. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Loyld-Me-Daac, der sie einerseits unterstützt, andererseits aber auch seine eigenen Pläne verfolgt.
Der Gedanke, dass in Zukunft die Journalisten die wahre Macht im Staate stellen, hat etwas für sich und ist, wenn man sich gewisse Ereignisse in Großbritannien vergegenwärtigt, sogar schon fast aktuell. Konsequent treibt die Autorin die Darstellung auf die Spitze. Elemente, wie die sogenannten Verhör-Mechas machen deutlich, wie sehr die Reporter alles daran setzen, eine Story zu finden. Persönlichkeitsrechte interessieren sie nicht, ebenso wenig wie die Wahrheit, denn diese bringt keine Quote.
Es ist also eine interessante Welt, in der ihre Protagonistin Parrish Plessis lebt. Doch dieses Attribut gilt leider nicht für die Figuren, die in ihr leben. Nahezu alle Charaktere, die man in diesem Buch vorfindet, wirken wie bloße Abziehbilder. Das merkt man vor allem an Marianne de Pierres Titelheldin.
Parrish ist in ihren Charaktereigenschaften eine Figur, die man so oder so ähnlich in zigtausend anderen Varianten vorfindet. Sie ist eigensinnig und verliebt sich ausgerechnet in den Falschen. Ihre Stärke und Motivation zieht sie aus der Tatsache, dass sie im Laufe des Lebens mehrere Male vergewaltigt worden ist. Langweiliger und vorhersehbarer geht es eigentlich kaum.
Die einzige Abwechslung, die die Autorin da ins Spiel bringt, ist der mysteriöse Parasit, den Parrish sich einfängt. Zwar unterstützt dieser auch seinen Wirt, doch größtenteils behindert er sie eher, in dem er sie regelmäßig mit irgendwelchen wirren Visionen überflutet.
Doch dies verhindert leider nicht, dass das Buch nur "Für Zwischendurch" geeignet ist.
Fazit:
Marianne de Pierres schreibt mit "Nylon Angel" eine düstere Zukunft, in der die Presse die Herrschaft übernommen hat. Ihre Protagonistin Parrish Plessis ist allerdings eher ein Abziehbild, statt eine glaubwürdige Figur. Dies liegt auch in ihrer Darstellungsweise begründet, die langweilig und vorhersehbar ist. Nur der Parasit, der sie befallen hat, bringt etwas Abwechslung in die Handlung.
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