Star Trek - Titan 06: Synthese
Story:
Die U.S.S. Titan erforscht weiterhin die Galaxie, als sie auf ein Schlachtfeld stößt. Bei ihrer Suche nach Überlebenden findet die Besatzung die Überreste der KI ZweitGen Weiß-Blau, die empfindungsfähig ist. Sie und ihresgleichen kämpfen solange sie denken können gegen eine fremde Macht an. Doch sie drohen den Konflikt zu verlieren, und ausgerechnet das Föderations-Raumschiff könnte der Schlüssel zum Sieg sein. Doch dafür müssen die künstlichen Intelligenzen ihre Vorbehalte gegenüber den „Weichhirnen“ überwinden, was manchen von ihnen sehr schwer fällt.
Meinung:
Von allen „Star Trek“-Romanreihen, die der Cross Cult-Verlag hierzulande veröffentlich, erlebt keine Serie ein derartiges qualitatives Auf und Ab wie „Titan“. Es scheint schon fast so etwas wie Tradition zu sein, wenn auf jeden eher enttäuschenden Band ein Buch erscheint, welches einem schon wesentlich besser gefällt. Geht man also von dieser Regel aus, und bedenkt, dass der Vorgänger „Stürmische See“ eher schwach ausfiel, so müsste eigentlich „Synthese“ wieder hervorragend sein, oder?
James Swallow ist der einzige britische Schreiber, der jemals an einer „Star Trek“-Fernsehserie gearbeitet hat. Er hat für „Star Trek: Voyager“ das Original-Konzept der Episoden „Eine“ und „Das Mahnmal“ geschrieben. Außerdem hat er auch noch die Geschichte für „Star Trek: Invasion“, welches 2001 für die PS1 erschien, geschrieben, sowie die beiden auf Deutsch unveröffentlichten Romane „Star Trek: Terok Nor - Day of the Vipers“ und für die Anthologie „Star Trek Myriad Universes - Infinity's Prism“ die Kurzgeschichte „Seeds of Dissent“. Er ist ein Autor, der Geschichten für andere Franchises schreibt. Neben „Star Trek“ hat er auch Erzählungen für „Doctor Who“, „Warhammer 40.000“ oder „Battlestar Galactica“ geliefert.
Die „Titan“ ist weiterhin auf ihrer Forschungsreise unterwegs. An Bord geht alles seinen gewohnten Lauf: Captain William Riker und seine Frau Deanna Troi erfreuen sich an ihrem gemeinsamen Kind Tasha, während die restliche Crew ihren jeweiligen Beschäftigungen nachgeht. Dies klappt nicht immer, da teilweise die kulturellen Eigenheiten zu groß sind. So sieht die Computer-Spezialistin K'chak'!'op auf alle männlichen Wesen herab, weil dies in ihrer Heimat so ist. Doch dann wird die Routine unterbrochen, als die Titan auf Grund gewisser Instabilitäten des Raums aus dem Warp-Flug geworfen werden. Als sie dieses Phänomen näher untersuchen, stoßen sie auf ein Schlachtfeld. Bei ihrer Suche nach Überlebenden finden sie ein künstliches Gebilde, welches sie aus Versehen reaktivieren.
Das Gebilde ist ein lebender Computer, eine KI, die sich ZweitGen Weiß-Blau nennt. Als nach einem Missverständnis sein Kollege Cyan-Grau aus Versehen die Titan angreift und beschädigt, erklären sich beide bereit, sie zu ihrem Heimat-System zu transportieren. Dort wollen sie das Raumschiff wieder reparieren. Angekommen findet die Besatzung ein Sternensystem vor, welches nur so künstlichen Intelligenzen in unterschiedlicher Form wimmelt. Angeleitet von den mondgroßen FirstGens kämpfen diese gegen eine monströse Macht. Und eigentlich möchten sie nicht, dass die „Weichgehirne“, wie ZweitGen Rot-Gold die Besatzung der Titan abfällig bezeichnet, ihnen im Kampf gegen das Null beistehen. Doch das Schiff könnte die einzige Möglichkeit sein, diesen äonenlangen Konflikt endlich für die KIs zu entscheiden.
Seit „Star Trek“ existiert, haben die verschiedenen Crew-Mitglieder es immer wieder mit intelligenten Maschinen oder Mischungen aus Technik und Biologie gehabt. Captain Kirk stieß immer wieder auf gigantische Computer, die er allein durch Reden außer Gefecht gesetzt hat. Und die Borg haben der Föderation stärker zugesetzt als irgendein anderer Feind zuvor. So gesehen haben die Wächter, wie die Spezies von Weiß-Blau sich auch nennt, keinen Neuheitswert. Doch macht der Autor das Beste daraus, indem er sie wie eine Art Anti-Borg darstellt.
Die Titan hat es hier mit einer Spezies zu tun, die zwar alle Künstliche Intelligenzen sind, sich aber verhalten wie natürliche. Jeder Vertreter von ihnen hat seine eigene Persönlichkeit, fast so, als ob man es hier mit Menschen oder anderen biologischen Rassen zu tun hätte. Weiß-Blau zum Beispiel zeichnet sich durch seine Neugierde gegenüber den anderen aus.
Diese wiederum reagieren äußerst zurückhaltend auf die Wächter. Zu frisch sind die Erinnerungen an die Borg, und das Verhalten einiger dieser Wesen macht es ihnen auch nicht gerade einfach, Vertrauen zu fassen. So gibt Weiß-Blau aus Versehen der Titan ein eigenes Bewusstsein. Doch langsam beginnt man, sich miteinander anzufreunden.
Im Fokus der Geschichte steht dann auch eher das Miteinander dieser so unterschiedlichen Wesen als die tagtäglichen Affären der Crew. Es ist interessant zu lesen, wie sich langsam die Beziehung zwischen Wächtern, besonders Weiß-Blau, und der Crew verändert. Aber auch die Art und Weise wie Captain Riker mit dem neuen Bewusstsein seines Raumschiffes umgeht, liest sich sehr interessant.
Doch leider wird der Roman in der zweiten Hälfte sehr vorhersehbar. Man weiß, was für ein Schicksal die Intelligenz der Titan und der misstrauische Wächter Rot-Gold nehmen werden. Auch die Tatsache, dass erneut Crew-Mitglieder verschollen gehen und diese beim Wiederauftauchen einen großen Beitrag zur Lösung des Konflikts mit der Null beitragen, hat man in der einen oder anderen Art und Weise bereits in den vorherigen Romanen gehabt.
Trotzdem gelingt es James Swallow einen „Titan“-Roman zu schreiben, der wieder ein „Reinschauen“ wert ist. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Reihe in den USA demnächst fortgesetzt wird.
Fazit:
James Swallows Beitrag zur „Titan“-Romanreihe, „Synthese“ liest sich interessant. Die Spezies an künstlichen Intelligenzen, die unterschiedliche Persönlichkeiten haben, stellt er sehr gut dar, ebenso die Art und Weise wie die Crew der Titan und die Wächter gegenseitig Vertrauen fassen. Allerdings ist das Buch ab der zweiten Hälfte sehr vorhersehbar, was jedoch das Lesevergnügen nicht allzu sehr schmälert.
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