Der Poliziotto
Story:
Urbino ist ein schönes, beschauliches Städtchen irgendwo in Italien. Hier verrichtet Roberto Rossi seinen Dienst als Polizist, zuständig für den Straßenverkehr. Er ist weder besonders ehrgeizig noch wirklich helle. Sein beschauliches Leben wird eines Tages erschüttert, als er eine Leiche findet und er beauftragt wird, diesen Mord aufzuklären. Wie gut, dass er so viele Freunde und Bekannte hat. Und auch sein nerviger neuer Nachbar kann ihm helfen, denn dieser ist pensionierter Kripokommissar aus München.
Meinung:
Italien dürfte, neben Frankreich, eines der beliebtesten Länder Europas sein. Besonders für Deutsche ist es anziehend, was sich auch in der Literatur niederschlägt. Es sind viele unterschiedliche Romane erschienen, in denen sich die Liebe für jenes Land ausdrückt, trotz oder gerade wegen seiner kulturellen Eigenheiten.
Auch Uli T. Swidler gehört zu jenen, die ihr Herz an das Land von Pasta, Pizza und Konsorten verloren haben. Er wurde als Uli Tobinsky in Deutschland geboren und arbeitete lange Zeit als Journalist für Funk und Fernsehen. 1996 widmete er sich schließlich ganz dem Schreiben. Aktuell lebt er sowohl in München als auch in Monte Dolciano. Über letzteren Ort hat er auch zwei Romane geschrieben, die 2010 erschienen sind.
Irgendwo in Italien liegt das beschauliche Städtchen Urbino. Es ist die Heimat von Roberto Rossi, einem Polizisten, der fast die Ausbildung zum Commissario der Polizia de Stato geschafft hat. Seitdem ist er als Verkehrspolizist tätig, der gegen eine kleine Bestechung, am besten in Form von Essen, nichts dagegen hat, das eine oder andere Augen zuzudrücken. Des Weiteren ist er aber auch sehr gläubig und lässt sich regelmäßig die Karten legen. Auch trägt er etwas Friedhofserde mit sich herum, um sie bei passender Gelegenheit gegen alles Unheil zu schnipsen. Doch all dies bringt nichts, als er eines Tages eine Leiche findet.
Schnell steht fest, dass es sich hierbei um Mord handelt. Und ausgerechnet er, der etwas dickliche und auch nicht sonderlich helle Polizist soll diesen aufklären. Eigentlich ein Unding, doch Roberto macht das Beste aus dieser Sache. Schließlich steht er nicht alleine da, sondern wird von vielen Freunden und Bekannten, die ihm den einen oder anderen Gefallen schulden, unterstützt. Und dann ist da immer noch dieser ungeliebte, neue Nachbar, der ausgerechnet ein pensionierter Kripokommisar ist, und zwar ausgerechnet aus Deutschland. So sollte der Fall eigentlich aufzuklären sein.
Ein wenig fühlt man sich beim Lesen der ersten Seiten an die üblichen Italien-Klischees erinnert. Die Leute, die Uli T. Swidler vorstellt, sind alle ein wenig anders. Sie geben auf den Staat nicht recht viel, sehen das Gesetz und die Vorschriften nicht ganz so eng und lieben das gute Essen. Wären diese Fakten mit einer gewissen Ernsthaftigkeit präsentiert worden, müsste man dem Autor glatt vorwerfen, dass er Vorurteile pflegt. Doch gottseidank schreibt dieser diese ganzen Details mit einem gewissen Augenzwinkern.
Schon allein die Person Roberto Rossi, in ihrer ganzen Beleibtheit und Korruption, ist dem Leser sofort sympathisch. Er ist geradezu symptomatisch für die ganzen anderen Figuren, die das Städtchen bevölkern. Da gibt es mit Malpomena Del Vecchio eine Medizinstudentin im 19. Semester, die des Öfteren an Depressionen leidet. Oder Osvaldo, der Cousin von Roberto, der äußerst gelenkig ist, aber ein hundsmiserabler Automechaniker. Und leider auch der einzige.
Immer wieder stößt man auf Passagen, die einfach nur humorig geschrieben sind. Da will Osvaldo ein Loch im Boden von Robertos Wagen zuschweißen, und zündet ihn so aus Versehen an. Auch Robertos Aberglauben, der zu allerlei Eskapaden führt, sorgt für manchen Auflacher.
Doch darüber hinaus vergisst Uli T. Swidler auch den Kriminalplot nicht. Dieser fängt zwar erst verhältnismäßig spät an, doch zieht dafür den Leser dann in seinen Bann. Es ist interessant, zu beobachten wie sehr dieser Fall Roberto zu verändern beginnt. Wollte er anfänglich nichts damit zu tun haben, nimmt er schon bald die Ermittlungen ernst.
Leider hat Herr Swidler die Angewohnheit, die Dialoge in seinem Roman mit italienischen Phrasen zu schmücken. Dies trägt zwar viel zur Atmosphäre des Buches bei, doch es wäre besser gewesen, wenn man dem Band eine Übersetzung ins Deutsche mit beigefügt hätte. So versteht man leider überhaupt nichts, was sehr schade ist.
Dies ist auch der Hauptgrund dafür, dass das Buch zum „Reinschauen“ durchaus empfehlenswert ist.
Fazit:
Uli T. Swidler schreibt mit „Der Poliziotto“ eine launige Geschichte über einen Verkehrspolizisten, der wider Willen die Ermittlung in einem Mordfall übernehmen soll. Es sind die kuriosen Charaktere, die die Geschichte so lesenswert machen, weil jede von ihnen eine gewisse Macke hat. Schade ist, dass es sehr viele Italienischsprachige Passagen im Buch gibt, die aber leider nicht übersetzt worden sind. Dennoch ist dieser Band durchaus zu empfehlen.
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