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Harry Harrison - Von Todeswelten in Mexiko bis nach Irland
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1956 hatte die Familie genügend Geld angespart, damit Harry Harrison seine bisherigen Jobs für ein Leben als freischaffender Autor aufgeben konnte. "Ich wollte mit der Arbeit an einem Buch, einem Roman beginnen. In New York konnte ich, an verschiedene Jobs gebunden, nicht viel schreiben, also entschloss ich mich, wieder Freelancer zu werden - während meiner Zeichnerkarriere war ich immer freischaffend gewesen. Also ging ich mit meiner Frau und meinem einjährigen Sohn Todd nach Mexiko." Wieso gerade nach Mexiko? Auch daran erinnerte sich der Autor später: "Weil das Land eine Straßenverbindung zu den USA hat und man dorthin fahren kann. Ich hatte einen kleinen Ford und etwa 250 Dollar angespart und noch ein paar Aufträge, Artikel zu schreiben. In dieser Zeit lebte man in Mexiko sehr billig: Ein Haus inklusive Möbel, einer Vollzeit-Hausangestellten, allem Essen und so weiter kostete 100 Dollar im Monat."

1957 kehrte die Familie für kurze Zeit nach New York zurück, bevor sie ins britische Kent zogen. Dort, mit dem schlechten Essen und dem dichten Smog dieser Zeit, hielten sie es auch nicht lange aus, die nächste Station war Capri in Italien. Ebenfalls in Europa lebte Dan Barry, der Zeichner der Science Fiction-Comicserie "Flash Gordon". Harrison kannte Barry noch aus New Yorker Zeiten ein wenig, also schickte er ihm eine Notiz: "Lieber Dan, ich hörte, Du brauchst einen Autoren für Flash Gordon. Wo sonst in Europa kannst Du einen Ex-Comiczeichner finden, der Science Fiction schreibt und ideal wäre, um Dir Skripte zu liefern?" Barry ging auf das Angebot ein, und die Zusammenarbeit erwies sich als erfolgreich. Von 1958 bis 1964 war Harrison der Hauptautor für die Flash Gordon-Strips. Diese Tätigkeit bezahlte die Rechnungen der Familie, während Harry nebenbei an eigenem Material arbeiten konnte.

Bereits 1957 hatte, in der insgesamt siebten veröffentlichten Kurzgeschichte des Autors, eine Figur ihren ersten Auftritt, die zu Harrisons berühmtesten Schöpfungen gehört: James Bolivar "Slippery Jim" diGriz, der titelgebende Held der "Stahlratten"-Geschichten. "Ich arbeitete zu dieser Zeit an meinem ersten Roman, Deathworld. Ich hatte ihn in Mexiko begonnen, in England etwas daran weitergeschrieben, in Italien daran gearbeitet. Ich lebte gerade einmal seit etwa einem Jahr in Italien als ich im Oktober und November 1958 zurück nach New York gehen musste, um meinen miesen Agenten loszuwerden, der mich übers Ohr haute. Außerdem sollte meine Tochter Moira bald geboren werden, also dachten wir, wir sollten lieber nicht in Italien sein, also gingen wir zurück nach New York, wo das Baby im Januar 1959 zur Welt kam."

"Ungefähr zu dieser Zeit wohnten wir bei meinen Schwiegerelten und ich schickte John W. Campbell ungefähr zwei Drittel des Romans. Er schickte ihn zurück mit der Anmerkung, ich solle das Buch fertigschreiben. Ich beeilte mich, die Geschichte zu beenden, und schickte das Manuskript los. Er antwortete - ich dachte, es wäre ein Brief, aber ich öffnete den Umschlag und es war ein Scheck - ein Scheck über 2.100 Dollar. Und wenn man bedenkt, dass mein Einkommen im gesamten vorherigen Jahr 3.000 Dollar betrug, war das wirklich gut!" Der erste Teil von Deathworld erschien 1960 in Campbells Magazin "Astounding".

Zu dieser Zeit zogen die Harrisons erneut um, diesmal nach Dänemark. Dieser Umzug war das Ergebnis einer zufälligen Begegnung: Noch in Mexiko traf Harrison zufällig einen Mann, der auf Französisch mit einigen Mexikanern sprach, weil sein Auto eine Panne hatte. Harrisons Französisch war sehr schlecht, also fragte er den Mann, ob der auch Englisch spreche, dann könne er ihm helfen. Es stellte sich heraus, dass der Mann Däne war, und, so der Autor, "alle Dänen sprechen perfektes Englisch. Und Deutsch. Und Französisch. Aber nur sehr wenig Spanisch, also übersetzte ich für ihn, und er wohnte mit seiner Frau für etwa eine Woche bei uns." Der Mann namens Praben Zahle war der Art Director eines Frauenmagazins in Dänemark, für das Harrison Artikel während seiner Zeit in Italien schrieb. An ihn wandte die Familie sich, als sie nach Dänemark zog. Eigentlich wollten die Harrisons nur vorübergehend dort bleiben, aber dieses "vorübergehend" fand 1959 statt. In diesem Jahr gab es in Dänemark einen geradezu grandiosen Sommer, so warm war es seit 200 Jahren nicht mehr gewesen. Die Harrisons blieben für sieben Jahre.

Als sich zeigte, das die Kinder ebenso wie die Eltern mehr Dänisch als Englisch sprachen, entschieden sie, entweder bleiben wir auf Dauer hier, oder wir sehen besser, dass wir wegkommen. Also ging es wieder für ein Jahr nach England, aber dort war die Familie nicht sehr glücklich und man zog zurück nach New York. Anschließend fuhren die Harrisons mit einem alten VW-Bus, den sie in Kopenhagen gekauft und der zum Campingwagen umgebaut worden war, nach Kalifornien. "Wir hatten uns überlegt, wenn wir in den USA bleiben wollten, dann irgendwo, wo es warm ist. Also haben wir ein Haus in Südkalifornien gekauft, in der Nähe von San Diego, und dort Gott weiß wie viele Jahre gelegt - bis die Stadt San Diego eine Straße mitten durch das Haus gebaut hat - das Haus wurde regelrecht inzwei geschnitten!"

Mit der Entschädigung für das Haus ging es wieder nach London. Inzwischen wuchsen die Kinder heran, Todd war auf der Universität, und Moira wollte in ihren Internat bleiben. Also wollte die Familie in London ein Haus kaufen, aber daraus wurden nichts. Ein Besuch in Irland, "nur um es sich mal anzuschauen", führte dann dazu, dass die Harrisons sich auf Dauer dort niederließen. Ab 1975 lebte man zuerst in County Wicklow in der Provinz Leinster, später in Dublin. Seine Reisen führten Harry Harrison unter anderem noch nach Russland, ins damalige Jugoslawien, nach Brasilien, China oder Japan. Sein Zuhaus blieb jedoch Irland.

(Zitate von Harry Harrison übersetzt nach seiner offiziellen Website, www.harryharrison.com)
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Special vom: 20.08.2012
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Harry Harrison - Von der Kindheit bis zum freischaffenden Autor
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