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Interview

splashbooks: Sehr geehrter Herr Bennemann. Danke dafür, dass ich Ihnen ein paar Fragen stellen darf. Meine allererste ist über Ihren Werdegang als Autor. Ich empfinde es als etwas außergewöhnlich, dass jemand zuerst Sachbücher geschrieben hat und sich dann Thrillern zuwendet. Wie ist es dazu gekommen?

Markus Bennemann: Eins meiner Sachbücher war im Grunde schon voll mit Thrillern, nämlich kleiner Mordgeschichten, die die Natur geschrieben hat (Im Fadenkreuz des Schützenfischs: Die raffiniertesten Morde im Tierreich). Dort bin ich dann auch auf das Tier gestoßen, das als Vorbild für mein Phantom diente. Das Verhalten dieses Tiers kam mir so schlau und unheimlich vor, dass ich sofort daran gedacht habe, es für einen "echten" Thriller zu verwenden.

Kann man noch weitere Thriller von Ihnen erwarten? Oder planen Sie Bücher in anderen Genres zu schreiben?

Ich bin da etwas schizophren. Praktisch zeitgleich mit dem Monsterbuch ist ein Sachbuch für Kinder erschienen - in dem es aber wenigstens auch wieder um Tiermorde geht (Pfoten hoch! Die cleversten Killer der Natur). Gerade habe ich für denselben Verlag ein weiteres Kindersachbuch beendet. 2012 kommt aber voraussichtlich auch ein weiterer Thriller für Erwachsene heraus, erneut mit gefährlichen Tieren, der diesmal in Deutschland spielt. Lauter tierische Morde: Wenn ich mir diese Bilanz so ansehe, könnte man fast meinen, ich führe einen Rachefeldzug im Namen der Natur…

Sie haben Geschichte und Englische Literatur studiert. Zwei Fächer, die nun nicht unbedingt etwas mit Biologie zu tun haben. Wie kommt es dann, dass Sie sich so gut mit dem Verhalten von Tieren auskennen?

Als kleiner Junge wollte ich immer Tierarzt werden, und während meiner Studienzeit habe ich wenigstens in die Biologie reingeschnuppert. Letztendlich bin ich dann doch bei Shakespeare und Ranke statt Darwin gelandet. Aber die Biologie, besonders die Evolutionsbiologie, ist mein Steckenpferd geblieben, weil man alles so schön damit erklären kann. Selbst so gruselige Dinge wie die, um die es in dem Buch geht.

Ich fand Ihre Darstellung des Gegenspielers in Phantom: Gefahr aus der Tiefe besonders gut. Endlich mal wieder ein Feind, der intelligent agiert. Haben Sie ihn bewusst so geschrieben?

Die Viecher, um die es in dem Buch geht, sind wirklich verdammt schlau - viel musste ich da gar nicht dazudichten. Außerdem hat mir gefallen, wie das Tier uns mit seinen Fähigkeiten so schön täuschen und in die Falle locken kann. Was für eine große Rolle Verstellung und Lüge sowohl in der Religion als auch in der Verhaltensbiologie spielen, ist mir erst später aufgefallen. Das habe ich dann natürlich mit Freuden eingebaut…

Welche Bücher könnten Sie jemandem empfehlen, der sich auf Grund Ihres Romans für die Mollusken interessiert?

Der Rote von Bernhard Kegel, ein ganz anderes Buch, in dem man aber nicht nur viel über Kalmare, sondern auch über Wale erfährt (zudem ist der Autor im Gegensatz zu mir echter Biologe). Ach ja, dann gibt es natürlich Das Biest von Peter Benchley, dem Altmeister des Genres, der 20 Jahre nach seinem Bestseller Der weiße Hai dieselbe Nummer mit einem Riesenkalmar geschrieben hat, was stellenweise etwas seltsam, aber soweit ich mich erinnere ziemlich spannend ist. Für Leute, die's ganz genau wissen wollen, habe ich leider nur eine englischsprachige Empfehlung: Cephalopod Behaviour von Roger Hanlon und John Messenger, ein Sachbuch über das Verhalten von Kopffüßern, das man sich wahrscheinlich am besten in der nächsten größeren Bibliothek bestellt.

Was lesen Sie aktuell in Ihrer Freizeit?

Cash von Richard Price, der wohl auch für irgendeine Fernsehserie geschrieben hat, die ganz toll sein soll. Das Buch jedenfalls ist umwerfend. Spielt in New York und man hat das Gefühl, Price ist mit seinem Stenoblock einfach nur tagelang zwischen Polizeirevier und Sozialbausiedlung hin und her gewandert und hat gut zugehört. Dazwischen hat er sich in sein Lieblingscafé gesetzt und auch da die Angestellten belauscht. Eigentlich so gut, dass man's als Autor gar nicht lesen sollte, wenn man selbst noch ein bisschen mitmischen will.

Sie arbeiten ja nicht nur fürs Fernsehen, sondern treten auch vor der Kamera auf. Ist dieser Wechsel für Sie ungewohnt?

Meine Zeit als Fernsehautor ist ehrlich gesagt schon länger her, und bei den TV-Auftritten mit den Sachbüchern haben mir meine Freunde zum Glück versichert, man hätte mir meine Nervosität nicht angemerkt. Richtig nervös bin sich sowieso erst geworden, als ich letztens mit meinem Kindersachbuch an mehreren Hamburger Grundschulen auftreten musste: Das sitzt dann das wirklich anspruchsvolle Publikum.

Wie funktioniert eigentlich der Todestanz des Kurzschwanzwiesels? Und was kann man sich als Laie darunter vorstellen?

Kurzschwanzwiesel ist ein anderes Wort für Hermelin, also jener begehrte kleine Marder, dessen weißes Winterfell heute noch manchmal für Pelzkrägen und Ähnliches verwendet wird. Ihm wird nachgesagt, er mache verrückte Sprünge und Pirouetten, um Beutetiere zu verwirren und leichter packen zu können. Als mein Buch über Tiermorde in Finnland erschien, kam einer der Fernsehleute da auf die irre lustige Idee, mich diesen "Tanz" für die landesweiten 10-Uhr-Nachrichten nachmachen zu lassen. Als meine Freundin und ich uns die Sendung abends im Hotel angesehen haben, haben wir uns dann aber tatsächlich prächtig amüsiert.

Vielen Dank für das Interview



Special vom: 05.01.2012
Autor dieses Specials: Götz Piesbergen
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