Hörbuch: Dracula
Story:
Der bekannteste Vampir-Roman der Welt in einer neuen, atmosphärischen Hörspielfassung im Rahmen der preisgekrönten Reihe Gruselkabinett. Zum ersten Mal werden die Ereignisse aus Bram Stokers 1914 veröffentlichter Kurzgeschichte "Draculas Gast" dem Roman-Geschehen als Prolog vorangestellt, so wie dies der Autor ursprünglich beabsichtigt hatte: Der junge englische Anwalt Jonathan Harker befindet sich auf einer Geschäftsreise zum Schloss des Grafen Dracula in Transsylvanien. Durch widrige Umstände fügt es sich, dass Harker die Walpurgisnacht auf dem Friedhof eines verlassenen Dorfes in einem einsamen Tal vor München verbringen muss. Noch ehe er das Schloss des Fürsten aller Vampire in den Karpaten überhaupt betreten hat, lernt der junge Engländer in dieser Nacht, was Furcht bedeutet, denn blutdürstende Untote sollen Legenden zufolge hier in ihren Gräbern ruhen ...
Meinung:
Obwohl es sich bei dieser Fassung nicht um eine vollständige Lesung, sondern um ein dramatisiertes Hörspiel auf 4 CDs handelt, kann man die Umsetzung durchaus als gelungen bezeichnen. Bram Stokers "Dracula" dürfte definitiv einer der unheimlichsten und gruseligsten Romane sein, die es gibt. Die Produzenten des Hörspiels haben es erfreulicherweise geschafft, die Atmosphäre der literarischen Vorlage in ihr Werk zu übernehmen. Sicherlich, die Edition ist noch ein gutes Stück davon entfernt, perfekt zu sein. Dazu sind die Überleitungsmusiken (die gelegentlich wie eine billige Kopie des Scores von Francis Ford Coppolas Verfilmung wirken) und Soundeffekte zu oft zu klischeehaft und kitschig. Und dass man Lucy Westenra kein th beigebracht hat, ist auch ziemlich auffällig, wenn sie mal wieder den Namen Johnathan als "Jonnessen" ausspricht. Der überwiegend positive Eindruck der vier Discs bleibt jedoch davon unberührt. Das liegt sicherlich auch an den größtenteils toll gewählten Sprechern. Simon Jäger, deutsche Stimme von Heath Ledger, ist Johnathan Harker; der im November 2006 leider verstorbene Achim Höppner, der u.a. Gandalf im "Herrn der Ringe" und seit 2002 Clint Eastwood seine Stimme lieh, ist Graf Dracula. Des Weiteren sind neben vielen Anderen die Sprecher von Nicole Kidman und Michael Caine zu hören. Etwas schade ist allerdings, dass sich die Sprecherinnen von Mina Murray und Lucy Westenra ziemlich ähnlich anhören, sodass man sich in Szenen, in denen die beiden allein zu hören sind, ab und zu fragt, wer gerade was sagt. Die unheimliche Atmosphäre des Romans kommt, wie erwähnt, sehr gut rüber, sodass selbst abgebrühtesten Naturen ab und zu ein Schauer über den Rücken laufen dürfte, wenn sie sich die CDs im Dunkeln zu später Stunde anhören. Interessant ist die Vorgehensweise, Stokers Geschichte "Draculas Gast" dem Geschehen des Romans direkt vorangehen zu lassen. Man merkt jedoch schnell, warum Stoker sich letztlich dazu entschlossen hat, diesen Prolog zu streichen. "Draculas Gast" ist als eigenständige Kurzgeschichte zwar nett, bringt aber die Handlung des Romans nicht wirklich voran. Alles, was man in "Draculas Gast" erfährt, erfährt man in gelungenerer Form später auch noch im Romangeschehen, dem durch die Vermischung beider Texte leider an erzählerischem Tempo genommen wird. Anstelle dieser eher unnötigen Addition hätte man sich lieber etwas mehr auf den Schluss konzentrieren sollen. Während es im Roman ein sehr langes, dramatisches Wettrennen gegen die Zeit in Transsylvanien gibt, bei dem es in letzter Sekunde gerade noch geschafft wird, Dracula zu besiegen, wirkt das Ende des Hörspiels gerade so, als wäre den Produzenten aufgefallen, dass auf der vierten CD der Platz knapp wird, es sich aber nicht lohnt, noch eine neue anzufangen. Dadurch kommt es leider dazu, dass dem Schluss jegliche Dramatik genommen wird. Trippelditrapp, Schnippschnapp, Dracula zerfällt zu staub, das war's. Schade! Diese eigentlich sehr nette Hörspielumsetzung hätte ein gelungeneres Ende verdient gehabt.
Fazit:
Größtenteils gelungene Hörspieladaption des Gruselklassikers. Über einige kleinere Schwächen kann das jedoch nicht hinwegtäuschen.
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