Im Todesnebel
Story:
Die Starbuck, Amerikas ganzer Stolz und das modernste U-Boot der Welt, verschwindet auf ungeklärte Weise im Pazifik. Einige Monate später findet Dirk Pitt scheinbar durch Zufall eine Logbuchboje der Starbuck. Darin einige Seiten aus dem Logbuch, die scheinbar wahllos herausgerissen wurden. Der Captain der Starbuck berichtet darin von erschreckenden Vorgängen und von Wesen, die sie angegriffen haben. Dirk Pitt bringt die Boje zur 101. Bergungsflotte auf Hawaii und wird vom Fleck weg zur Bergung der Starbuck engagiert. Doch nun beginnt für ihn Wettlauf gegen die Zeit und gegen zahlreiche Attentäter, die ihm nach dem Leben trachten. Und ihm wird schnell klar, dass er mit Absicht in die ganze Sache hineingezogen wurde.
Meinung:
Im Todesnebel kann ohne Umschweife als ein Klassiker des Thriller-Genres bezeichnet werden. Selten gibt es diese Romane, die man beginnt und nicht mehr aus der Hand legen kann. Auch bedingt durch die „nur“ 250 Seiten ist dieser Roman geradezu dazu prädestiniert innerhalb eines Abends gelesen zu werden. Clive Cussler unterstützt den Leser dabei nach Leibeskräften und schickt ihn zusammen mit Dirk Pitt auf eine Achterbahn der Gefühle, der Ereignisse und der Gefahren. Dabei hält er sich – ebenfalls klassisch – an Timing und Aufbau eines James Bond-Films. Das muss hier klar als Stärke des Buches bezeichnet werden. Denn genau dieses Timing ist „schuld“ daran, wenn man das Buch einfach Kapitel für Kapitel weiter lesen muss. Weder dem Leser noch Dirk Pitt wird eine Pause gegönnt. Vermeintliche Pausen werden schnell zu weiteren entscheidenden Teilen des Thrillers. Hinzu kommt auch, dass Cussler eine sehr visuelle Sprache spricht, die es dem Leser leicht macht, sich direkt in die Situation hineinzuversetzen. Cussler beschreibt seine Umgebung weit genug, um sie vor dem geistigen Auge erblicken zu können. Aber er lässt noch genügend Freiraum, damit der Leser seine Phantasie spielen lassen und die Szene ergänzen kann.
Als besonders gelungen kann bezeichnet werden, dass Cussler es in diesem Roman immer wieder versteht den Leser hinters Licht zu führen. Wenn dieser denkt, dass er nun alles wissen könnte, geschieht wieder etwas Unerwartetes. Dazu gehört, dass die erste Konfrontation mit dem Gegner mitten im Buch geschieht. Der Leser erwartet eigentlich, dass diese noch recht glimpflich abgeht, aber entscheidende Figuren des Romans werden aus dem Spiel genommen und durch neue ersetzt. Das überrascht und hält den Leser dadurch noch viel stärker bei der Sache. Cussler setzt auch bewusst immer wieder auf Mysteryelemente, die er aber letztendlich wieder ganz einfach erklären kann. Die mysteriöse und durchaus gruselige Atmosphäre, die dadurch entsteht, trägt sehr viel zum gelungenen Gesamtbild des Thrillers bei.
Wenn man dem Roman etwas vorwerfen kann, ist es, dass sich Cussler nicht groß mit der Charakterisierung seiner Figuren aufhält. Während man Pitt aus früheren Romanen kennt und hin und wieder Informationsschnipsel bekommen hat, bleiben die restlichen Charaktere relativ flach. Cussler hat hier ganz klar die Charakterisierung zugunsten des schieren Tempos auf der Strecke gelassen. Dem Einen mag das negativ vorkommen, der Andere wird diese Vorgehensweise begrüßen. Nun ist der Roman auch ausdrücklich kein Charakterroman, sondern ein Thriller. Und deswegen kann das nicht als negativ gewertet werden. Einzig der Schurke des Romans wird ausreichend charakterisiert und könnte durchaus auch als klassischer Bondschurke durchgehen.
Angenehm fällt auch auf, dass der Thriller zeitlos ist. Zwar werden auch mal Magnetbänder eines aus heutiger Sicht altmodischen Computers in die Handlung eingebunden. Aber nur daran erkennt man, dass der Roman aus den Achtzigern stammt und nicht in der heutigen Zeit geschrieben wurde. Der Rest der Erzählung könnte genauso gut in der Gegenwart spielen. So zu schreiben ist eine Kunst, die nur wenige Autoren beherrschen.
Fazit:
Clive Cussler bietet mit Im Todesnebel einen Thriller auf, der zum einen zeitlos wirkt, zum anderen über ein rasantes Tempo verfügt, das stark an Thrillerverfilmungen oder Agentenfilme erinnert. Es ist ein klassischer und brillant erzählter Thriller, an dem sich noch Generationen von Schriftstellern orientieren können. Ein Buch zum Nicht-Mehr-Weglegen. Perfekte Unterhaltung für lange Winternächte.
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Clive Cussler
Im Todesnebel
Pacific Vortex
Übersetzer: Hans Ewald Dede
Erscheinungsjahr: 1983
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Goldmann Verlag
Preis: € 8,00
ISBN: 3-442-08497-0
256 Seiten
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