Hebt die Titanic!
Story:
1987. Die Amerikaner sind nach einem äußerst selten Element, dem Byzantium. Es soll ihnen dabei helfen einen Schutzschild gegen die sowjetischen Atom-Raketen aufzubauen. Nach langen Recherchen wird klar: Der einzige nennenswerte Vorrat wurde 1912 in eben jener Sowjetunion ausgegraben und letztendlich auf einem Schiff in Richtung New York verschifft. Das Schiff hieß die Titanic...
Meinung:
Clive Cussler schrieb diesen Thriller 1976, also elf Jahre vor den Ereignissen in diesem Buch. Und beinahe hätten ihn die reellen Ereignisse überrollt. Nur zwei Jahre später fiel die Berliner Mauer und der eiserne Vorhang entledigte sich von selbst. Eine Spionagegeschichte wie diese hätte dann nicht mehr funktionieren können. Andererseits hätte Cussler kaum anders vorgehen können, denn 1976 stand noch nicht die Technologie zur Verfügung, um eine Bergung der Titanic zumindest einigermaßen glaubhaft zu erzählen. Tiefseetauchboote waren weitaus weniger wendig und hätten dieses Wunder nicht vollbringen können.
Aus heutiger Sicht erscheint die Bergung der Titanic sowieso wenig glaubhaft. Die meisten Leser dürften inzwischen wissen, daß die Titanic eben lange nicht in einem Stück auf dem Meeresgrund liegt, sondern in zwei Teile zerborsten ist, die auch ein Dirk Pitt nicht mehr hätte flicken können. Nicht zuletzt durch den Film Titanic von James Cameron ist dies bekannt geworden, sondern bereits seit Mitte der achtziger Jahre als Robert Ballard das Schiff entdeckt hat. Insofern muß dieser Teil mindestens als nette "Was wäre wenn"-Geschichte angesehen werden. Als der Roman zum ersten Mal erschien, war es zumindest nicht unmöglich erschienen, denn die Zeugenberichte aus der Unglücksnacht waren nicht immer eindeutig gewesen und die Titanic hätte auch wirklich so auf dem Meeresgrund liegen können, wie hier beschrieben. Daher muß man den Thriller auch in seinem historischen Zusammenhang sehen und über diese Schwäche milde lächelnd hinwegblicken.
Wichtig bei diesem Buch ist ja auch nicht unbedingt die Titanic - auch wenn deren Bergung einen großen Anteil hat. Wichtig sind eher die Charaktere, der Suspense rund um die Bergung, die Spionage und die Frage: Wer wird wohl gewinnen? Cussler weiß wie man diese Spannung in die höchsten Höhen treibt. Bis zu einem gewissen Punkt im Buch gelingt das bravourös und läßt den Leser ob der brillanten Einfälle staunen. Dann aber gibt es an einem gewissen Punkt einen Schnitt, der hin zur Auflösung führt. Und ab hier geht alles ein wenig zu schnell, ein wenig zu glatt und einfach. Dirk Pitt wird zum Überhelden, die Amerikaner zum strahlenden Sieger und ein Charakter fällt zum Schluss hin vollkommen aus der Rolle. Zwar weiß Cussler noch einen Überraschungsmoment zu setzen. Aber der verlasst etwas in der Tatsache, daß es dann doch ein Happy End nach James Bond-Manier gibt, das irgendwie den schalen Beigeschmack einer zu schnell und zu hastig aufgelösten Geschichte hat. Gerade weil nicht immer alles glatt läuft während des Thrillers wäre hier vielleicht ein Ende mit Schrecken besser gewesen.
Fazit:
Hebt die Titanic! ist ein guter Thriller mit einem etwas zu einfachen Schluss und einer aus heutiger Sicht unglaubwürdigen Bergung der Titanic. Dennoch kann das Buch Spass machen.
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Clive Cussler
Hebt die Titanic!
Raise The Titanic!
Übersetzer: Werner Gronwald
Erscheinungsjahr: 1980
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Goldmann Verlag
Preis: € 7,95
ISBN: 3-442-03976-2
317 Seiten
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