.NEUSTART: Aus dem Leben eines Netzaktivisten
Story:
Während der Zeit des arabischen Frühlings unterstützt Stephan Urbach die Opposition in den betroffenen Ländern. Er geht bis an seine Leistungsfähigkeiten und auch darüber hinaus. Bis er irgendwann kurz vor dem Suizid steht, aus dem er nur dank der Hilfe seiner Freunde entkommen kann.
Meinung:
Der arabische Frühling? Lange ist es her, das in Ländern wie Tunesien, Syrien oder Ägypten die Menschen auf die Straße gingen, in der Hoffnung, die sie unterdrückende Regierung ihres jeweiligen Landes zu stürzen und so die Freiheit zu erhalten, nach der sie sich sehnten. Doch überwiegend sind sie damit gescheitert, trotz Unterstützung von Idealisten wie dem Hacker Stephan Urbach. In seinem Buch "Neustart: Aus dem Leben eines Netzaktivisten" berichtet er jetzt, was er damals getan hat und wie ihn die Erfahrungen von damals beeinflussten.
Schon von Beginn an merkt man die Vorliebe des Autors fürs theatralische, pathetische. Etwas, was er zu Beginn freimütig selber eingesteht. Zunächst hat man gewisse Probleme, mit dem Schreibstil zu Recht zu kommen. Besonders, wenn man eher eine nüchterne, zurückhaltende Art zu schreiben mag.
Doch in diesem Fall passt es einfach. Das Unbehagen wird innerhalb weniger Seiten überwunden. Denn diese Schreibweise passt zu der Person hinter dem Buch. Man hat es hier mit einem Menschen zu tun, der depressiv ist und damit also quasi emotionale Probleme hat. Seine Methode damit umzugehen war und ist der PC und ganz besonders das Internet.
"Netzaktivist" wird er auf dem Cover genannt. "Hacker" auf der Rückseite. Beide Begriffe passen zu seiner Karriere, zu seinem Leben. Denn als Aktivist hat er sich im arabischen Frühling engagiert und war Gründungsmitglied der Piratenpartei. Als Hacker war er Teil des Chaos Computer Clubs und hat Schwachstellen im Netz und auf Seiten aufgedeckt.
Man ist sofort von ihm fasziniert. Denn er schreibt auf eine offene und ehrliche Art und Weise. Er macht aus sich und seiner Persönlichkeit keinen Hehl. Er beschreibt seine Faszination für die Punkmusik ebenso wie die Schwierigkeiten, die er als Kind hatte. Natürlich bleibt dabei nicht unerwähnt, von wem er seine Faszination für Computer hat.
Und immer wieder beschreibt er detailliert sein wiederholtes Abrutschen in die Depression, wenn ihm alles egal ist, sogar die körpereigene Hygiene. Das ist dann Drama pur und man erlebt seine Ängste und Nöte hautnahe mit. Man leidet mit ihm und empfindet Sympathie für diesen Menschen, der sich seiner Schwächen bewusst ist.
Der Fokus dieses Buches liegt dabei aber vor allem auf die Zeit, als Stephan Urbach Teil der Hacker- und Netzaktivistengruppe Telecomix war. Der Autor erinnert sich detailliert daran, wie er Teil dieser Gemeinschaft wurde und was sie für ihn bedeutete. Man lernt diese Organisation durch seine Augen kennen und kann schnell verstehen, wieso sie für ihn alles bedeutete.
Und dann ist da der arabische Frühling. Auch hier beschreibt Stephan Urbach, was während dieser Zeit geschehen ist und wie es sich auf sein Leben auswirkte. Bis zum bitten Ende führt er den Leser, bis zu dem dramatischen Moment, als sich sein Leben radikal verändert. Und das ist keine leere Phrase, sondern beschreibt perfekt den Wendepunkt in seinem Leben.
Das Buch lässt keinen kalt. Es zieht an und klärt auf. Deshalb ist es auch ein "Klassiker" und verdient den "Splashhit".
Fazit:
Mit ".Neustart: Aus dem Leben eines Netzaktivisten" liegt jetzt die Autobiographie von Stephan Urbach vor. Es ist eine lebendig geschriebene Erinnerung des Autors, voll Theatralik und Pathektik, was allerdings zu ihm passt. Er macht aus sich und seiner Persönlichkeit keinen Hehl, schreibt offen und ehrlich. Und widmet sich auch seinem wiederholten Abrutschen in die Depression. Der Band lässt keinen kalt sondern reißt mit.
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