V2: Hamburg 2084
Story:
Der Juggernaut Ruiz hat einen Gegner in der Arena getötet. Seitdem ist er auf der Flucht. Helana, seine Geliebte, will ihn unterstützen. Selbst wenn sie dafür ihre Jugend verkaufen muss!
Meinung:
Mit "V2" liegt jetzt der erste offizielle Band der "Hamburg Rain 2084"-Reihe vor. Während Rainer Wekwerth sich um den Grundplot kümmert, ist für die Umsetzung die Autorin Claudia Pietschmann zuständig.
Die Autorin wurde 1969 in der Mark Brandenburg geboren. Sie studierte in Berlin Betriebswirtschaftslehre und arbeitete danach in der Marketing-Branche. "V2" ist ihr offizielles Debüt.
Gladiatorenkämpfe erfreuen sich bei der High Society Hamburgs großer Beliebtheit. Die Kämpfe gehen auf Lebend und Tot und die Kämpfer werden durch Chips im Kopf gesteuert. Auch Ruiz ist ein solcher Gladiator. Doch er tötet aus Versehen einen Gegner zu früh und wird deshalb des Mordes angeklagt. Er muss fliehen.
Dabei ist er in die schöne Helena verliebt. Diese will ihm unbedingt helfen. Und ist deshalb dazu bereit, einen Teil ihres Lebens zu verkaufen. Ein Schönheitschirurg verwendet nämlich die Telomere armer, junger Frauen, um die Schönheit und Alter seiner Klientinnen zu verlängern. Und Helena kann das Geld, was sie für ihre erhält gut gebrauchen, um Ruiz zu befreien. Doch bald zeigt sich, dass dies fürchterliche Auswirkungen auf die Spender hat. Die Zeit läuft also ihr und ihrem Geliebten davon, im wahrsten Sinne des Wortes.
Noch mehr noch als bei "Schwarze Regen" ist "V2" geprägt von einer düsteren, schon fast unheimlichen Atmosphäre. Der Roman mutet dystopisch an, in der Gesetzeslosigkeit und Willkür, die in der Stadt zu herrschen scheint. Die absolute Elite darf alles, sogar indirekt für Morde verantwortlich sein, sie werden nicht belangt.
Und die, die nichts haben? Sind wirklich am unteren Ende der Gerechtigkeit angekommen. Sie sind rechtelos, was sich besonders bei Ruiz zeigt, der von allen gejagt wird, obwohl er für den Mord nicht selber verantwortlich ist. Das ist wahrlich keine schöne Welt, die da entworfen wird.
Die Story baut dabei auf das Paar Ruiz und Helena auf. Beide sind wichtige, handlungstragende Figuren in der Geschichte. Weil sie eben ineinander verliebt sind und Helena wirklich alles tun möchte, um ihrem Partner zu helfen. Das klingt zunächst wunderbar und nach einer interessanten Lebensgeschichte, bis man anfängt sie auch wirklich zu lesen. Denn dann wird einem schnell klar, dass die Story eher durchwachsen ist.
Ein Problem ist, dass man mit den Charakteren nicht warm wird. Im Gegenteil: Ruiz, Helena und alle anderen Figuren bleiben einem fremd. Man liest ihr Schicksal, und das, was ihnen widerfährt. Und bleibt emotional kalt gelassen. Woran liegt das?
Vor allem daran, dass die Autorin nicht bereit ist, ihre Protagonisten aus der Klischeeecke zu befreien. Im Gegenteil: Sie bestätigt diese Vorurteile noch. Ruiz bleibt die ganze Zeit ein Schläger mit Aggressionsproblemen, der von seiner Geliebten und ihren Aktionen gleichzeitig angenervt, aber auch angetan ist. Helena selbst wird als hübsch aber auch nicht wirklich geistreich dargestellt. In ihrem Bemühen, ihrem Geliebten Ruiz zu helfen, macht sie vieles eher noch schlimmer als besser.
Und die Darstellung der Oberschicht? Trifft haargenau den Ton, den man von so einer klischeereichen Story erwartet. Besonders eine Protagonistin zeigt sich egozentrisch und schert sich um die Belange anderer Leute keinen Deut. Sie geht damit einem schnell auf die Nerven, da ihre Darstellung nicht variiert wird.
Und so hat man das Gefühl, das die Handlung vor sich hinplätschert. Spannende Momente sucht man vergeblich. Stattdessen herrscht Langweile vor, selbst in den drastisch dargestellten Augenblicken.
Und so ist das Ebook auch nur "Für Zwischendurch" zu empfehlen.
Fazit:
Mit "V2" präsentiert Claudia Pietschmann jetzt den offiziell ersten Teil der "Hamburg 2084"-Reihe. Und das ist geprägt von einer düsteren Atmosphäre. Die Autorin zeigt perfekt das Bild eines schon fast dystopisch anmutenden Hamburgs, in dem die Reichen das Sagen haben und die Armen die Verlierer sind. Leider kann die Liebesstory, die die Handlung bestimmt, nicht überzeugen. Zu klischeehaft wirken sie und ihre Aktionen. Und der Fortlauf der Ereignisse? Ist langweilig und dahinplätschernd.
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