Shades of Lust and Pain - Uwe Dupke
Story:
Man kann zu E L James' Shades of Grey-Trilogie stehen wie man will. Die enorme Erfolgswelle hat zumindest alles rund um Fesselspiele und Co. in den Fokus des Mainstreams gehievt. Was in der Szene kritisch beäugt wird, eröffnet anderen neue Möglichkeiten. Nicht nur unzählige Romanklone liegen plötzlich prominent platziert auf den Verkaufstischen der Buchhandlungen und werden von unterschiedlichstem Klientel mit Interesse beäugt. Auch Fotobücher, wie das in der Edition Skylight erschienene Shades of Lust and Pain, finden ihren Weg in die Bücherregale und beweisen, dass Mut und Mühen abseits der Nischenmärkte aufgebracht werden, derartige Themen einem großen Publikum nahezubringen. Das steigert letztendlich die Vielfalt und mischt den Mainstream auf. So ist Uwe Dupkes Arbeit nicht nur ein Hingucker mit Top-aktuellem Thema, sondern auch eine willkommene Abwechslung.
Meinung:
Es ist zwar nicht so, dass es vor der aktuellen Welle niemals ähnlich ausgerichtete
Buchtitel auf dem Markt gegeben hätte. Dennoch hat die momentan herrschende
Aufmerksamkeit und das Interesse einer großen Masse zur Folge, dass sich
Verlage und Fotografen zu Büchern wie Shades of Lust and Pain ermutigt
fühlen.
Ohne großartig mit dem Bereich rund um Ketten, Schnüre oder ähnlicher
Accessoires in Berührung gekommen zu sein, lassen sich bereits beim Anblick der
Coverabbildung die künstlerisch spannenden, abwechslungsreichen Möglichkeiten
erkennen, die das Thema offenbart. Schon auf den ersten Seiten wird deutlich,
wie sehr der Fotograf in die Kiste der ihm zu Verfügung stehenden Mittel
greift. Shades of Lust and Pain zeigt in der Tat die Vielfalt der
Möglichkeiten in allen Intensitätsstufen.
Wie Aktfotograf Uwe Dupke im Rahmen der Veröffentlichung zu seinem neuen
Bildband Shades of Lust and Pain berichtet, seien viele Anfragen zu
entsprechenden Fotoserien von Seiten der Models eingegangen. Davon inspiriert,
hat er seine Ideen einfließen lassen. Herausgekommen ist ein Fotoband zwischen
ästhetischer Fotografie und pornographischer Darstellung. Wertfrei gesagt,
rangieren die ca. 180 Fotos (auf 200 Seiten im handlichen 15,5 × 21 cm Format)
zwischen leicht zugänglichen, seichten Werken, die schöne Frauen in Dessous und
spannenden Posen zeigen. Ansprechend und wenig anzüglich, mit einer Prise
eleganter Erotik überzeugen diese Bilder den Betrachter mit Sinnlichkeit und
künstlerischer Komposition. Verschiedene Settings in zahlreichen Fotostrecken
zeigen eine beachtliche Bandbreite, die zunächst recht simpel beginnt.
Freizügig aber zurückgenommen, zeigen sich die Strecken zu Beginn des Bandes.
Spärlich bekleidete Schönheiten in ansprechenden Posen abgelichtet beweisen das
Gespür des Fotografen für Model und Bildgestaltung.
Nach diesen einführenden seichten Seiten kommt Dupke zügig "zur Sache".
Verschiedenste Fesselutensilien kommen zum Einsatz, die Bilder werden
freizügiger. Augen werden ver-, Handgelenke aneinander gebunden, Beine und Füße
fixiert. Die Intensität nimmt zu, dennoch bleiben die Bilder in Darstellung,
Posen und Freizügigkeit gemäßigt und lassen die künstlerische Absicht erkennen.
Er wechselt zwischen Farbfotografien mit Variationen bei Kolorierung,
Belichtung und Leichtintensität sowie monochromen Schwarzweißaufnahmen, was die
Bandbreite und Vielseitigkeit des Bandes fördert. Die abgebildeten Frauen
wirken von verspielt bis erregt, bilden eine große Bandbreite emotionaler
(Gefühls-)Zustände ab, welche im Zusammenspiel mit dem Bildarrangement für
Eindrucksstärke sorgt. Dupkes Ideen, Ansätze und Absichten sind erkennbar und
gut umgesetzt. Im Verlauf des Bandes steigert der Fotograf die Intensität
seiner Bilder. Das geschieht durch eindeutige Posen, aufreizende Tätigkeiten
und der Verwendung von diversen Spielzeugen- und Utensilien. Waren die
Abbildungen anfänglich lediglich erotisch aufgeladen, weicht dieser
Gestaltungsstil einer deutlich erkennbaren "Sexualisierung". Trotz aller
Freizügigkeit wird viel mit den Gesichtern, Blicken und Mimik der Models
gearbeitet. Trotz dieser Tendenz zum künstlerischen Akt bewegt sich Shades
of Lust and Pain unverkennbar zu Darstellungsformen hin, die mit
pornographischen Mitteln vergleichbar sind. Akt hat neben seiner künstlerischen
Kraft von Natur aus Aufreizendes und bedient ähnliche, aber keinesfalls gleiche
Mechanismen wie Pornographie. Hier verschwimmen die Sichtweisen und
zartbesaitete Naturen könnten vor der doch sehr freizügigen und direkten Art
der Abbildungen zurückweichen.
Der Fotograf schreitet damit sicherlich an einer Grenze, die mancher Betrachter
für überschritten empfindet. Wo der Grat zwischen ästhetischer, künstlerisch
bedeutsamer Aktfotografie und entblößender, auf Triebe abzielende Pornografie
verläuft, muss ohnehin jeder Betrachter für sich selber definieren. Ohne diese
Grenze zu einschneidend zu ziehen bleibt die Feststellung, dass Shades of
Lust and Pain an Intensität im Laufe seiner Seiten zunimmt, die Abbildungen
freizügiger und gewagter ausfallen und von anfänglich seichten Darstellungen zu
extremeren Varianten wechselt. Zum Einsatz kommen Spielzeugutensilien, Schlag-
und Peitschwerkzeuge, sowie Mittel extremerer Praktiken. Geschieht dies, ist
der künstlerische Ansatz den Bildern nicht mehr so leicht anzusehen bzw.
herauszulesen. Oft schwingt durch Praktik und Pose der Models ein gewisser
Subtext den Bildern mit, der an pornografische Darstellungsweisen erinnert und
klar auf Geschlechtsakt oder zumindest sexuelle Vorgehensweisen abzielt.
Was Dupke zweifelsfrei gelingt, ist die Abbildung der unterschiedlichen
Spielarten. SM und so weiter bieten Fotografen wie Models zahlreiche Ideen und
Möglichkeiten, die in Shades of Lust and Pain erkennbar umrissen sind
und den Betrachter nicht nur involvieren, sondern auch zur Auseinandersetzung
einladen. Trotz aller Freizügigkeit und der teilweise extremen Nähe zur
Pornographie bleiben Band und dessen Schöpfer dem Anspruch treu und laden -
sicherlich an manchen Stellen überzogen und zu sehr auf simple Porno-nahe
Darstellungsweisen reduziert oder an ihnen verharrend - zur vielseitigen
Auseinandersetzung mit dem Thema und all seinen gestalterischen Möglichkeiten
ein. Stellenweise aufreizend und provokant, zu freizügig und explizit sexuell,
besitzt Shades of Lust and Pain dennoch anspruchsvolle Fotografien,
ästhetische Kompositionen, an- und erregende Arrangements, prickelnde Idee und
ansehnliche Models.
Fazit:
Shades of Lust and Pain ist ein Aktfotoband der besonderen Reize. Die Basisthemen Fetisch, Bondage, SM und Vergleichbares werden in all ihren Facetten und Ausdrucksformen durch die Arbeiten des Fotografen auf- und ausgeführt. Die anfängliche Zurückhaltung verfliegt schnell. Darstellungsweisen werden drastischer, freizügiger. Anders als andere Bände des Verlagshauses setzt Shades of Lust and Pain deutlich auf sexuelle "Themen" bei Gestaltung der Bilder. Auf Leserseite muss Ästhetik ohnehin stets variabel definiert werden. Hier liegt die Herausforderung vor allem in der Fähigkeit, sich dem Band zu öffnen und die vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit dem Gebotenen einzugehen. Gelingt dies, bietet Uwe Dupke sicherlich viele Reize. Szene-Kenner werden auf jeden Fall mit sehenswerten Arrangements bedient.
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Uwe Dupke
Shades of Lust and Pain - Uwe Dupke
Originalsprache: englisch/französisch/deutsch
Erscheinungsjahr: 5. September 2013
Autor der Besprechung:
Marcus Offermanns
Verlag:
Edition Skylight
Preis: € 24,95
ISBN: 978-3037666463
200 Seiten
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