Ich muss schreien und habe keinen Mund: Erzählungen
Story:
Ein Harlekin lehnt sich gegen eine alles unterdrückende Regierung auf. Die letzten Menschen sind Opfer eines sie terrorisierenden Computers. Aliens haben Sex mit allem und jeden.
Meinung:
Harlan Ellison ist unbestritten einer der besten SciFi-Autoren überhaupt. Und gleichzeitig ist er auch einer der umstrittensten, der mit seinen Ansichten und seinem Verhalten gerne aneckt. Der Heyne-Verlag hat anlässlich seines 80. Geburtstags eine Sammlung seiner besten Kurzgeschichten zusammengestellt.
Denn Ellison ist am 27. Mai 1934 in Ohio geboren worden. Er lief öfters von zu Hause weg und nahm die unmöglichsten Jobs an, um Geld zu verdienen. Er ging für 18 Monate an Ohio State University, wurde danach jedoch rausgeschmissen, weil er einen Professor geschlagen hatte, der die Qualität seiner Schreibarbeit herabsetzte. In den darauf folgenden Jahren schloss er sich einer Jugendgang an, um über sie zu schreiben, und schrieb einige erotische Kurzgeschichten. Für vier Jahre war er verheiratet, eine Zeit die er im Nachhinein hasste. Bald darauf fing er eine Karriere in Hollywood an, die bis heute andauert. Er hat viele für viele bekannte Fernsehserien geschrieben, darunter "Star Trek" und "The Twilight Zone".
Das besondere an Harlan Ellisons Werk ist, dass er fast ausschließlich Kurzgeschichten schreibt. Zwar schreibt er auch größere Geschichten. Doch richtige Romane, die länger als maximal 200 Seiten lang sind, befinden sich nicht darunter.
Und der Autor hat im Laufe der Jahre viele bekannte Geschichten produziert. ""Bereue, Harlekin!", sagte der Ticktackmann", "Ein Junge und sein Hund" und natürlich die namengebende Geschichte "Ich muss schreien und habe keinen Mund". Dabei springt er von Genre zu Genre und von Schreibstil zu Schreibstil. Wenn es eine Gemeinsamkeit aller Stories gibt, dann, dass es im Prinzip keine gibt.
Harlan Ellison weiß, wie er packende Stories zu schreiben hat. In "Bereue Harlekin!" präsentiert er innerhalb weniger Seiten eine dystopische Welt, in der die Zeit bis in den kleinsten Aspekt kontrolliert wird. Jedermann ist pünktlich und selbst der Tod wird bestimmt. Da begehrt der im Titel genannte Harlekin gegen auf und verursacht Chaos und Verspätungen. Dabei verzichtet der Autor auf ein richtiges Happy End, sondern lässt seinen Helden versagen. Nur um Ende doch noch einen Hinweise darauf zu liefern, dass er eventuell doch noch erfolgreich war. Die Geschichte ist unheimlich dicht geschrieben und packt den Leser von Beginn an.
Eine andere Seite seines Könnens beweist Ellison mit "Ich suche Kadak", in dem ein Außerirdischer jüdischen Glaubens nach einem weiteren Gläubigen für ein wichtiges Ritual sucht. Diese Geschichte ist richtig albern und weiß schon allein dadurch zu gefallen. Der Autor schreibt jedoch nicht nur eine komische Geschichte. Er reichert sie auch mit wichtigen jiddischen Begriffen an, um sie glaubwürdiger wirken zu lassen. Gleichzeitig hat sich auch ein geniales Ende, das man einfach gelesen haben muss.
Und noch ein anderes Beispiel. Das titelgebende "Ich muss schreien und habe keinen Mund" ist ein Beweis für sein Können, Genres zu vermischen. Denn ist sowohl SciFi, was man da liest, als auch Horror. Die Story von den letzten Überlebenden Menschen, die von einem überlegenen Computer gequält werden, ehe sie ihm ein Schnippchen schlagen können, geht einem unter die Haut. Die Charakterarbeit passt einfach und vom Ende der Story kann man perfekt Alpträume erhalten.
Das Buch ist der perfekte Einstieg für all diejenigen, die mehr über den Autor wissen möchten. Es ist ein gelungener Querschnitt durch sein Werk, das man jedem ans Herz legen sollte. Denn jede Story ist gelungen. Deshalb ist es auch ein "Klassiker" und erhält folgerichtig den "Splashhit".
Fazit:
"Ich muss schreien und habe keinen Mund" ist ein perfekter Querschnitt durch Harlan Ellisons Werk. Die verschiedenen Kurzgeschichten zeigen deutlich das Können des Autors innerhalb weniger Seiten packende und spannende Stories zu erzählen. Dabei lassen sie sich nicht auf ein bestimmtes Genre eingrenzen, sondern sind Mischformen aus diversen anderen. Jede Erzählung muss man gelesen haben, einfach, weil sie so enorm abwechslungsreich sind. Kurz: Ein Band, den man besitzen muss!
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