Lockwood & Co. - Der Wispernde Schädel
Story:
Nachdem die Agenten Arthus Lockwood, Lucy Carlyle und George Cubbins den Fall der seufzenden Wendeltreppe erfolgreich gelöst haben, können sie sich vor neuen Aufträgen kaum retten. Die Klienten stehen Schlange, die Agentur wird dank des Presserummels bekannter und die finanzielle Lage bessert sich spürbar. Zudem haben sie mit dem Geisterschädel im Silberglas einen echten Typ 3 Geist in ihrem Haus, mit dem sich Lucy, dank ihrer starken Fähigkeiten, unterhalten kann.
Lediglich Kipps und sein Team, die für die renommierte Agentur Fittes arbeiten, mausern sich für Lockwood und seine Freunde zu einem unliebsamen Problem, denn die Truppe schnappt ihnen immer wieder begehrte Aufträge weg. Schließlich fordert Lockwood sie zu einer Wette heraus - bei einem geeigneten Fall soll sich herausstellen, welches Team das Bessere ist.
Dieser Auftrag kommt schneller als gedacht, denn Lockwood und seine Freunde werden von dem Geschäftsmann Saunders und dem Archivar Joplin angeheuert, die bei ihren Arbeiten auf einem Friedhof auf das Grab von Edmund Bickerstaff gestoßen sind. Bei der Bergung des Sarges stoßen sie auf einen seltsamen Knochenspiegel, der Menschen in den Wahnsinn treibt und jeden tötet, der einen Blick hineinwirft. Als dieser gestohlen wird, setzt Barnes von Scottland Yard sowohl Kipps als auch Lockwood auf die Sache an, denn der Spiegel ist eine Bedrohung für ganz London …
Meinung:
Mit "Der wispernde Schädel" geht Jonathan Strouds Jugendbuchreihe "Lockwood & Co" in die zweite Runde. Erneut entführt der Autor die Leser in ein alternatives London, in dem Geister und Wiedergänger nachts die Straßen der Stadt heimsuchen und ein großes Problem für die Lebenden sind. Während Erwachsenen die Fähigkeit fehlt, die Erscheinungen wahrzunehmen, sind Kinder und Jugendlich mit besonderen Gaben dazu in der Lage und arbeiten zumeist als Agenten, um die Sicherheit aufrecht zu erhalten.
Inhaltlich setzt der Roman grob an das Ende des ersten Bandes an. Allerdings liegen inhaltlich knapp 8 Monate dazwischen. Gleich zu Beginn geht der Autor in die Vollen und sorgt mit seinem rasanten Einstieg dafür, dass man schnell wieder in der Geschichte ist und sich gut mit den Figuren identifizieren kann. Dank einiger gut gestreuter Rückblenden kann auch ein Neueinsteiger etwas mit "Lockwood & Co" anfangen, wenngleich es natürlich besser ist, auch Band 1 zu kennen. Die Geschichte um den Knochensiegel ist spannend und gut in Szene gesetzt. Hin und wieder zieht sich die Handlung ein wenig, da es lange dauert, bis die Jugendlichen auf der richtigen Spur sind, aber das Finale entschädigt für die sporadischen Längen. Gerade auf den letzten 100 Seiten kann man "Lockwood & Co" schwer aus der Hand legen.
Leider erfährt man nur wenig Neues. Weder wird das Geheimnis um das Problem mit den Geistern gelüftet, noch erfährt man mehr über die Hintergründe einiger Figuren. Lediglich am Ende des Buches wird der Schleier um Lockwoods Zimmer gelüftet oder zumindest der Vorhang ein Stück weit angehoben. Jonathan Stroud eröffnet dem Leser jedoch nicht alles, sondern spickt die kurze Szene mit einem Cliffhanger, in dem er nicht beschreibt, was Lucy und George sehen, sondern lediglich, wie sie reagieren. Dadurch kann man die Fortsetzung kaum erwarten. Immerhin will man wissen, was Lockwood vor seinen Freunden versteckt hält.
Die Charaktere sind sympathisch und ergänzen sich perfekt. Jonathan Stroud geling es dabei, nicht nur eine Figur ins Zentrum zu rücken, sondern allen drei Protagonisten dasselbe Maß an Aufmerksamkeit zu schenken. Lockwood, der den Leser noch immer ein wenig an einen jungen Sherlock Holmes erinnert, ist ebenso wichtig wie Lucy, aus deren Sicht erzählt wird, und George, der mit seiner Recherchearbeit viel zum Erfolg der Agentur beiträgt. Auch die übrigen Charaktere sind gut gelungen und passen zum Roman. Man lernt einige neue Figuren kennen, die man in den Folgebüchern gewiss wiedersehen wird, zudem gibt es einige versteckte Andeutungen auf einen roten Faden, der sich im Hintergrund durch die Geschichte zieht.
Ein besonderer Antagonist, wenn man ihn denn so bezeichnen will, ist der Geist im Glas, der für die Fallaufklärung relevant ist. Er erinnert ein wenig an Bartimäus, ist er doch genauso spitzzüngig und boshaft, lockt Lucy gerne in Fallen und sorgt mit seinen Worten für Unfrieden. Man darf gespannt sein, welchen Stellenwert er in den kommenden Büchern einnimmt und wir er weiter in die Geschichte eingewoben wird.
Stilistisch bleibt sich Jonathan Stroud treu. Er hat einen sehr flüssigen, angenehmen Schreibstil. Sowohl Dialoge, als auch Beschreibungen und Kampfszenen sind kein Problem - es macht Spaß das Buch zu lesen. Für die angepeilte Zielgruppe (ab 14) ist es auf jeden Fall geeignet, doch auch erwachsene Leser werden mit "Lockwood & Co - Der wispernde Schädel" ihren Spaß haben. Man taucht problemfrei in das alternative London ein, geht mit den Jugendlichen auf Jagd und durchlebt die Abenteuer hautnah.
Fazit:
"Lockwood & Co - Der wispernde Schädel" ist eine gelungene, spannende Fortsetzung des Romans "Die seufzende Wendeltreppe". Mit viel Action, Wortwitz und einer gutdurchdachten Handlung entführt Jonathan Stroud den Leser einmal mehr ins geisterbesetzte London und sorgt dank seines angenehmen Schreibstils für unbeschwerten Lesespaß. Ein wenig mehr zum Hintergrund wäre toll gewesen, doch der Autor beschränkt sich auf das übliche Abenteuer und offenbart nur wenig. Wer Band 1 mochte, dem wird auch "Lockwood & Co - Der wispernde Schädel" gefallen. Auf jeden Fall freut man sich bereits jetzt auf die Fortsetzung.
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