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Silber – Das erste Buch der Träume

Story:

Das Leben von Liv Silber und ihrer kleinen Schwester Mia ist nicht einfach. Nach der Trennung ihrer Eltern ziehen sie jedes Jahr in eine andere Stadt, gehen auf neue Schulen und kommen kaum zur Ruhe. Als ihre Mutter sich in London niederlässt und ihren Töchtern ihre neue Liebe Ernest, nebst den Zwillingen Grayson und Florence, vorstellt, zerplatzt für die beiden Mädchen der Wunsch nach etwas Frieden wie eine Seifenblase. Auch ihre neue Schule ist anders - eine Bloggerin namens Secrecy sorgt regelmäßig für Klatsch und plaudert alle möglichen Geheimnisse aus, während die Jungs um den gutaussehenden Arthur Hamilton die Mädchenwelt verzaubert.

Als Liv eines Nachts im Traum eben diesen Jungs begegnet und bei einem seltsamen Ritual auf einem Friedhof stört, verwandelt sich ihr Leben in Chaos. Plötzlich erfährt sie, dass sie nicht nur durch die Träume wandeln und andere Menschen im Schlaf heimsuchen kann. Für Arthur und die anderen ist sie plötzlich das fehlende Mitglied in der Gruppe, um einen Dämon zu befreien. Und als wäre das nicht genug, verguckt sie sich in Henry, der ebenfalls Teil der skurrilen Gruppe ist.



Meinung:

Nach dem immensen Erfolg der "Edelstein"-Reihe ("Rubinrot", "Saphirblau", "Smaragdgrün", die unterdessen auch verfilmt wurden) warteten die Fans ungeduldig auf Kerstin Giers neue Jugendbuch-Trilogie, deren erster Band "Silber - Das erste Buch der Träume" 2013 beim FJB Verlag erschien. Im Jahr 2014 erschien bereits die Fortsetzung "Silber - Das zweite Buch der Träume", ein dritter Band soll 2015 erscheinen.

Inhaltlich richtet sich der Roman an junge Mädchen ab 12 und dementsprechend vorhersehbar ist die Handlung. So interessant die Grundidee mit den Türen, durch die man die Träume anderer betreten kann, ist, so langweilig ist die Ausführung. Das liegt vor allem daran, dass den Traumwelten und den nächtlichen Ausflügen verhältnismäßig wenig Platz eingeräumt wird und es vielmehr um die kitschige Liebesgeschichte zwischen Liv und Henry, den Highschool-Klatsch (in Form von Secrecys Tittletattle-Blog - den man online wirklich aufrufen kann) und das übliche Wer-mit-Wem-Beziehungschaos. Sicherlich ist diese in einem Buch für junge Mädchen nichts ungewöhnliches, aber teilweise wirken die Szenen zwischen den Beiden ermüdend und langatmig, was auch daran liegt, dass sich Liv quasi von jetzt auf gleich in Henry verliebt, ohne dass man das als Leser irgendwie nachvollziehen kann: ein Lächeln und schon geht das Schmachten und los.

Hier wäre es schöner und spannender gewesen, die Hintergründe des Traumwandelns zu erläutern und auch das Finale etwas stimmiger zu gestalten - denn dieses ist lange nicht so beeindruckend, wie man glaubt. Auch die Sache mit dem Dämon wird nur unzureichend geklärt, ebenso schleichen sich immer wieder Ungenauigkeiten und unlogische Handlungsbögen ein, die bis zum Schluss nicht geklärt werden. Der Roman hat Potenzial, verschenkt aber vieles zugunsten der rosaroten Liebesgeschichte, des Klatsches von Secrecys Blog und des Schulalltages.

Auch die Charaktere können nur bedingt überzeugen. Liv ist nicht unbedingt eine sympathische Heldin, was an ihrer Sprunghaftigkeit liegt. Sicherlich ist das durchaus realistisch, immerhin ist sie zu Beginn 15 und befindet sich mitten in der Pubertät, doch man kann sich nur schwer mit ihr identifizieren, da sie sehr blass und in einigen Szenen zu inaktiv ist, obwohl sie als neugierig beschrieben wird. Auch die Tatsache, dass sie am Anfang so gar nichts mit Jungs anfangen kann und sich binnen weniger Seiten in Henry verliebt, wirkt sehr gestelzt und künstlich, als müsse in dem Roman unbedingt eine Liebesgeschichte vorhanden sein.

Henry und die anderen Jungs sind ebenfalls nur bedingt ernst zu nehmen, was an ihren überspitzten Charakterzügen liegt - Arthur, der "bestaussehendste Junge der westlichen Hemisphäre", Grayson, der gutmütige, sympathische Stiefbruder, Henry, der Geheimnisvolle und Jasper, der naive Trottel, der nur Mädels im Kopf hat. Sie wirken aufgesetzt und irgendwie nicht stimmig, was auch daran liegt, dass man kaum etwas über sie erfährt.

Auch die unzähligen Nebenfiguren wirken ein wenig überdreht und in einigen Fällen einfach nur unrealistisch. Seien es Livs Mutter, das bayrische Kindermädchen Lottie oder Graysons Zwillingsschwester Florence - als Leser wird man mit einem Haufen skurriler Figuren konfrontiert, die nicht immer logisch sind oder handeln. Das macht es schwer sich richtig auf das Buch einzulassen, da man eine feste Konstante vermisst, eine Figur, mit der man sich identifizieren kann.

Stilistisch ist "Silber - Das erste Buch der Träume" Geschmackssache. Kerstin Gier hat einen flüssigen Stil, der jedoch zumeist recht einfach und seicht ist. Es mangelt ein wenig an Tiefe und einer genaueren Ausarbeitung. Das merkt man ganz besonders, wenn Szenen abgeblendet oder Zwischenstücke übersprungen werden, teils werden sogar interessante Dinge und Dialoge ausgeblendet oder mittendrin unterbrochen. Auch die Umgebungsbeschreibungen fehlen immer wieder. Zwar sind die Traumwelten recht gut beschrieben, die Realität - London, die Schule, die verschiedenen Mitschüler - kann man sich nur schwer vorstellen.

Eine witzige Idee ist die Einbindung der Tittletattle-Blogs, der vollkommen anders aufgebaut und im Bloglayout daher kommt. Darüber hinaus ist auch die Aufmachung der Romans gelungen - hinter dem hübsch gestalteten Schutzumschlag verbergen sich nicht nur ein schlichtes Hardcover, sondern ein schwarz/weiß/rot bedruckter zweiter Buchumschlag und ein farbiger Exlibris. Ebenso sind viele Seiten noch mit einem hübschen Rahmen gestaltet - im Grunde fehlt nur noch das Lesebändchen.



Fazit:

"Silber - Das erste Buch der Träume" ist ein netter Jugendoman, der definitiv für ein junges Zielpublikum geschrieben wurde und an den Erfolg der "Edelstein"-Trilogie anknüpfen soll. Ob Kerstin Gier das gelingt, ist fraglich, ist die Geschichte doch zu unausgegoren und platt, die Charaktere zu oberflächlich und der Schreibstil immer wieder zu langatmig. Es ist schade, da die Thematik durchaus Raum für Spannung, fantasievolle Wendungen und interessante Traumwelten ließ - bleibt zu hoffen, dass in den Folgebänden etwas mehr Wert auf die Träume und die damit verbundenen Probleme gelegt wird.



Silber – Das erste Buch der Träume - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Kerstin Gier
Silber – Das erste Buch der Träume
Erscheinungsjahr: 2013



Autor der Besprechung:
Juliane Seidel

Verlag:
FJB

Preis:
€ 18,99

ISBN:
978-3841421050

416 Seiten
Positiv aufgefallen
  • schöne Hintergrundidee
  • sehr schöne Aufmachung der Bücher
Negativ aufgefallen
  • flache, sehr eintönige Charaktere
  • Schwerpunkt zu sehr auf kitschiger Liebeshandelung
  • seichter, zu kurz gefasster Schreibstil, ohne Höhen und Tiefen
  • sehr langatmig
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Rezension vom: 13.10.2014
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