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Der Tod fährt Audi

Story:
Der Werbetexter- und designer -Designer Asger hat eine wahre Pechsträhne. Nach einer verpatzten Kampagne ist zunächst sein Job, dann seine Freundin und zu guter Letzt seine gute Laune weg. Dafür wird er immer zynischer und muss zuletzt einen Pflegejob annehmen, um sich halbwegs über Wasser zu halten. Sein Patient ist der im Rollstuhl sitzende, todkranke Waldemar, der in einem Armutsviertel in Kopenhagen lebt, jedoch Asgers Galgenhumor hinsichtlich ihres gemeinsamen, tristen Daseins teilt.

Als eines Tages Waldemars Nachbarin stirbt, beschließen beide Dänemark hinter sich zu lassen und wagen einen Roadtrip zu einem Wunderheiler nach Marokko. Mit einem alten VW Bus und mit der finanziellen Spritze eines Millionärs, begeben sich die ungleichen Männer auf eine Reise quer durch Europa. Und schon bald bemerken sie einen seltsamen schwarzen Audi, der ihnen folgt …

Meinung:

Der 1977 geborene Autor Kristian Bang Foss legt mit „Der Tod fährt Audi“ seinen dritten Roman vor, der u.a. mit dem EU-Literaturpreis ausgezeichnet wurde und zu den wichtigsten Veröffentlichungen Dänemarks zählt. In Deutschland erschien „Der Tod fährt Audi“ bei carl’s books, es handelt sich um den ersten Roman des Autors, der in Deutschland erschien.

Die Grundgeschichte dürfte den meisten bekannt vorkommen, erinnert sie doch stark an „Ziemlich beste Freunde“. Wie in Philippe Pozzo di Borgos Roman finden in „Der Tod fährt Audi“ zwei vollkommen unterschiedliche Männer zueinander – der todkranke Waldemar und der träge Asger. Durch ihre Augen erfährt der Leser in der ersten Hälfte des Buches, wie es ist, in einem Viertel wie Stentofte zu leben, in dem Kriminalität, Diebstahl und Sachbeschädigung an der Tagesordnung sind. Man spürt die Trostlosigkeit und das soziale Umfeld in dem sich die beiden befinden, und dem sie nur schwer entkommen können. Gerade Waldemar, der zumeist auf einen Rollstuhl angewiesen ist, kann dem sozialen Brennpunkt Kopenhagens und seiner Familie, die ihn zumeist als Goldesel ansieht, nur schwer entkommen. Dieser Part zieht sich durchaus in die Länge, da man als Leser dem im Klappentext angekündigten Roadtrip entgegenfiebert und natürlich auch auf den schwarzen Audi wartet.

Dass die Reise quer durch Europa beginnt erst in der zweiten Hälfte des Buches beginnt, ist eigentlich im Grunde genommen zu spät. So interessant und ausführlich die Beschreibung des trostlosen Stentoftes war und so gut Kristian Bang Foss die sozialen Probleme auch darstellt und in seinem nüchternen, trockenen Stil beschreibt, so abgekürzt und spannungsarm ist der Roadtrip. Als Leser begleitet man die beiden Männer zwar auf ihren kleineren Abstechern, u.a. in einen alternativen Künstlerhof in Frankreich, oder ins Spielcasino von Monaco, doch der Autor setzt den Zeitraffer an und fasst viele Dinge in einigen wenigen Sätzen zusammen. Es fehlt die inhaltliche und emotionale Tiefe, so dass es schwer fällt die Geschichte mitzuerleben. Dass man bereits relativ früh ahnt, wie „Der Tod fährt Audi“ ausgeht und was es mit dem Audifahrer auf sich hat, ist ebenfalls nicht so gut gelungen.

Die Charaktere bleiben relativ blass und man kann sich nur schwer in sie hineindenken. Gerade Asger bleibt, obwohl das Buch aus seiner Sicht geschrieben ist, ein verschwommener Hauptcharakter, dessen Gefühle sich zumeist nur schwer deuten lassen. Man weiß, dass Waldemar sein bester Freund ist, sie ihre eine Vorliebe für Galgenhumor und zynische Kommentare teilen, aber irgendwie fehlt es an tiefer gehenden Gefühlen. Er wirkt kalt und schwer nachvollziehbar.

Zu Waldemar findet man schon eher Zugang, obwohl er lediglich aus Asgers Sicht beschrieben wird. Wie er denkt und fühlt erfährt man daher ebenfalls nicht, doch man kann es aus seinen Reaktionen herauslesen.

Stilistisch ist „Der Tod fährt Audi“ sehr trocken, einfach und knapp geschrieben. Kristian Bang Foss hat einen gewöhnungsbedürftigen Stil, der durch viele Zusammenfassungen, kurze Dialoge und wenigen Beschreibungen besticht. Gerade Letztere kommen lediglich bei der Schilderung der Umgebung zum Tragen, manchmal sogar in Form von sehr wortgewandten und detailreichen Beschreibungen. Dafür fallen die Nebenfiguren hinten runter, denen vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt wird. Das passt durchaus zu Asgers Sichtweise und seinem Charakter, da er nun mal einen sehr trockenen, zynischen Humor hat, doch für den Leser ist es manchmal nicht leicht, dem Buch zu folgen, und sich gänzlich auf seine Erzählung einzulassen.

Dennoch gibt es einige Passagen und Wortwechsel, die sehr gut gelungen sind, gerade wenn es um Stentofte und dessen Bevölkerung geht. Kristian Bang Foss hat außerdem ein Händchen für Humor, wie er immer wieder beweist.



Fazit:

Mit "Der Tod fährt Audi" legt Kristian Bang Foss einen ungewöhnlichen, in einigen Punkten allerdings unausgereiften Roman vor, dem es spürbar an Tiefgang mangelt. Sind die erste Hälfte und die Beschreibung von Stentofte noch interessant und dank der Galgenhumors unterhaltsam, wird der eigentliche Roadtrip zu schnell abgehandelt und verläuft zu gradlinig. Hier wären einige "Umwege" toll gewesen, um den Leser bei der Stange zu halten. Zusammen mit den ungreifbaren, fast schon kühl anmutenden Charakteren und dem knapp gehaltenen Stil kann "Der Tod fährt Audi" leider nicht vollkommen überzeugen.



Der Tod fährt Audi - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Kristian Bang Foss
Der Tod fährt Audi
Døden kører Audi

Übersetzer: Nina Hoyer
Originalsprache: dänisch
Erscheinungsjahr: 2014



Autor der Besprechung:
Juliane Seidel

Verlag:
Carls Books

Preis:
€ 14,99

ISBN:
978-3570585290

224 Seiten
Positiv aufgefallen
  • interessante Beschreibung des sozialen Umfelds
  • gesellschaftskritisch
  • guter Start nach bekanntem Schema
Negativ aufgefallen
  • sehr knapper, teilweise emotionsloser Stil
  • Charakterisierung fehlt größtenteils
  • zweite Hälfte stark zusammengefasst
  • Roadtrip verläuft zu geradlinig
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Rezension vom: 29.03.2014
Kategorie: Allgemeine Belletristik
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