110 - Ein Bulle bleibt dran: Neues aus der Notrufzentrale
Story:
Cid Jonas Gutenrath hat in seinem Leben schon viel gehört: Ein alter Mann, der seine aus dem Bett gefallene Frau nicht wieder hineinheben kann. Ein Kind, das sich wegen einer schlechten Zensur nicht nach Hause traut. Und eine junge Frau, die sich die Pulsadern aufgeschnitten hat.
Meinung:
Mit 110: Ein Bulle hört zu hat Cid Jonas Gutenrath ein sich gut verkaufendes Buch geschrieben. Der Band war so erfolgreich, dass eine Fortsetzung schon fast Pflicht war. Und die liefert er jetzt mit "110: Ein Bulle bleibt dran" ab.
Erneut erzählt der ehemalige Kampftaucher von seinen Erfahrungen als jemand, der in der Notrufzentrale die unglaublichsten Dinge via Telefon erlebt. Und er erzählt darüber in seinem Buch. Einige Fälle sind lustig, wie etwa die Geschichte von einem Jungen, der sich wegen einer schlechten Note nicht nach Hause traut. Andere sind eher berührend, wie der Anruf eines alten Mannes, der seine aus dem Bett gefallene Frau nicht mehr hochheben kann.
Allen Fällen ist gemein, dass Cid Jonas Gutenrath es weiß, den Leser in den Bann zu ziehen. Man fiebert mit, wenn er beispielsweise davon berichtet, wie er mit einem Erpresser spricht und von dem scheinbar in die Ecke gedrängt wird. Und oft genug ist da das lose Mundwerk des Autors, das ihn in einige haarige Situationen bringt.
Man merkt dem Buch an, dass El Cid, wie er sich auch nennt, die Kritik an seinem letzten Werk zu Herzen genommen hat. So schreibt er weitaus weniger ausschweifend, als man es noch vorher der Fall war. Jetzt beginnt er viele Fälle damit, dass er den Leser sozusagen ohne großartige Vorwarnung ins kalte Wasser wirft.
Man wird "110: Ein Bulle bleibt dran" in einem Rutsch durchlesen. Einfach weil es der Autor schafft, einen in den Bann der Ereignisse zu ziehen. Dabei wechselt sich der Erzählstil ab. Mal präsentiert er nur die Dialoge, ein anderes Mal vermittelt er auch Atmosphäre, in dem er beispielsweise davon erzählt, was nebenbei passiert. So bleibt das Buch erfrischend abwechslungsreich und man hat nicht das Gefühl, dass der Band nach Schema F aufgebaut ist.
Wobei dieser Eindruck sowieso nie entsteht. Dazu ist die Spannbreite an Fällen einfach viel zu groß. Nie weiß man, wie der nächste Fall ablaufen wird. Ob man lachen kann, mitleiden wird, oder sentimental wird. All diese Emotionen vermag Cid Jonas Gutenrath beim Leser zu erwecken.
Allerdings ist eins geblieben: Die Angewohnheit des Autors abzuschweifen. Zwar ist dem nicht mehr so stark der Fall, wie im Vorgängerbuch. So erfährt man nichts über seine Vergangenheit, als vielmehr über seine Gegenwart. Doch kommen immer wieder Fälle vor, die im Prinzip aus drei Seiten bestehen, von denen zwei eher Cids Leben, als der Erzählung gewidmet sind. Das mag zwar im Vergleich zum Vorgänger noch erträglich sein. Doch gleichzeitig nervt es auch.
Trotzdem ist dies ein gutes Buch, in das man "Reinschauen" sollte.
Fazit:
Cid Jonas Gutenrath erzählt erneut aus seinem Alltag in der Notrufzentrale Berlins. Und man merkt "110: Ein Bulle bleibt dran" an, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat. Er zählt nicht mehr so weit ausschweifend, wie beim Vorgänger dies der Fall war. Geblieben ist die enorme Spannbreite der Fälle, die von lustig bis traurig reicht. Man wird das Buch in einem Rutsch durchlesen, schon fast müssen, da der Autor es so umwerfend gut geschrieben hat. Doch die Weitschweifigkeit, auch wenn sie längst nicht mehr so ausschweifend ist, wie beim letzten Buch, nervt.
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