Doctor Who: Rad aus Eis
Story:
Der Doktor, in seiner zweiten Inkarnation, landet gemeinsam mit seinen Begleitern Zoe und Jamie auf einer Minenkolonie auf dem Saturn. Dort geht mysteriöses vor. Etwas ist in der Nähe gefangen. Etwas Uraltes. Und es hat ein bestimmtes Ziel.
Meinung:
"Doctor Who" ist eine der ältesten TV Science Fiction-Serien der Welt. Sie läuft, mit Unterbrechungen, seit dem Jahr 1963, umfasst 798 Episoden und insgesamt elf Schauspieler, die die Titelfigur im Laufe der Zeit darstellten. Die TARDIS, eine blaue, britische Telefonzelle ist heute eines der bekanntesten SciFi-Markenzeichen überhaupt. Und natürlich existiert zu dieser Reihe jede Menge Literatur, Comics und Romane. Der Cross Cult-Verlag hat jetzt mit "Rad aus Eis" einen davon hierzulande herausgebracht. Der Grund für diese mutige Entscheidung dürfte der Autor sein. Denn niemand geringeres als Stephen Baxter greift in die Tasten.
Es handelt sich hierbei um den ersten Roman des britischen Autoren, der auf einer TV-Serie basiert. Der 1957 geborene Schriftsteller ist vor allem ein Vertreter der Hard SciFi, also der auf harten, wissenschaftlichen Fakten basierenden Science Fiction. Er hat Abschlüsse in Mathematik und Ingenieurswissenschaften. Er hat mit Arthur C. Clarke die "Zeit Odyssee"-Bücher geschrieben, aber auch solo diverse Erfolge gefeiert.
Der Doktor ist mit seinen Begleitern Zoe und Jamie unterwegs, als die TARDIS eine Anomalie in der Zeit spürt. Kurzerhand materialisiert sie sich auf einer Minenkolonie, die auf einem der Saturnmonde sich befindet, und weigert sich weiter zu reisen. Kurzerhand müssen die Reisenden herausfinden, was genau los ist.
Sie stoßen auf eine Kolonie, in der sich die mysteriösen Vorfälle häufen. Werkzeuge versagen, Diebstähle passieren und mysteriöse, blaue Puppen tauchen auf. Der Doktor und seine Begleiter untersuchen die Vorfälle und stoßen bald auf ein uraltes Artefakt. Doch ihr Einsatz wird nicht von allen gerne gesehen. Es gibt Vertreter von Recht und Ordnung, die kein Interesse an den Entdeckungen haben, sondern nur ein Ziel haben: Möglichst bald wieder die Rohstoffe der Ringe des Saturns abzubauen. Egal, ob dafür Menschen sterben oder sonst was passieren könnte.
Britische Science Fiction hat es hierzulande immer schwer. Das soll einfach daran liegen, dass sie speziell sein soll. Wobei es an Versuchen, die diversen Serien hierzulande zu etablieren nicht mangelt. Doch besonders "Doctor Who" zeigt, dass dies nicht so einfach ist. Erst seit der PayTv-Sender Fox die Serie seit 2011 ausstrahlt, läuft sie wirklich regelmäßig und anscheinend auch erfolgreich.
Für Cross Cult ist dies nicht die erste Begegnung mit "Doctor Who". Von 2011 bis 2012 brachte der Verlag die Romane zur "Torchwood"-Serie heraus. Allerdings wurde sie nach drei Bänden wieder eingestellt.
Hoffentlich läuft es mit "Doctor Who" besser. "Rad aus Eis" ist nämlich ein guter Einstiegsroman. Stephen Baxter begeht nicht den Fehler, vorauszusetzen, dass die Leser Fans der Reihe sind. Stattdessen liefert er, so gut es geht, alle wichtigen Informationen nach. Man erfährt, dass der Doktor ein Zeitreisender ist und dass seine Begleiter Zoe und Jamie aus verschiedenen Epochen stammen. Für die Hardcore-Fans gibt es Anspielungen auf die Serienvergangenheit und bekannte Namen, wie die Cybermen. Diese Erwähnungen werden jedoch nicht erklärt, was nicht so schlimm ist, da sie für das Verständnis der Handlung nicht wichtig sind.
Überhaupt die Handlung. Stephen Baxter schreibt einen Roman, der witzig und spannend zugleich ist. Es gelingt ihm perfekt, die Exzentrizität des zweiten Doktors einzufangen, und daraus so einigen Wortwitz zu gewinnen. Wenn er beispielsweise unter einer Maschine liegt und er genervt nach weiteren Wünschen gefragt wird, muss man über seine Antwort einfach nur lachen.
Dabei steht er selbst gar nicht mal so sehr im Vordergrund. Die Geschichte dreht sich vielmehr um seine Begleiter und die Bekanntschaften, die sie auf der Minenkolonie machen. Man lernt eine Gesellschaft kennen, die kurz vorm Rebellieren ist, weil sie ungerecht behandelt wird. Die Menschen werden in soziale Schichten eingeteilt, und vor allem die Jugendlichen stören sich daran.
Stephen Baxter beschreibt die Situation glaubwürdig und nachvollziehbar. Die Gründe für die Aktionen der Betroffenen werden gut begründet, und die Jugendlichen dürfen auch über die Stränge schlagen. Und doch gibt es an der Handlung auch Schattenseiten zu beobachten.
Das liegt vor allem an der Darstellung der Antagonistin. Florian Hart, Vertreterin des Bergbaukonsortiums, welches die Mine betreibt, wird sehr eindimensional dargestellt. Sie ist nicht in der Lage über etwas anderes zu denken, als nur den Bergbau und die Rohstoffe, die sie erhofft abzubauen. Alles andere ist ihr egal. Und diese Charakterisierung ist einfach zu wenig, vor allem wenn man die Darstellung mit den anderen Figuren vergleicht, die wesentlich glaubwürdiger wirken.
Hoffentlich ist dieser "Doctor Who"-Roman ein Erfolg, und zwar nicht nur wegen, sondern auch trotz Stephen Baxter. Damit, falls weitere Bücher dieses SciFi-Kults herauskommen, sie sich für den Verlag rentieren. Denn der Doktor feiert dieses Jahr seinen 50., und dazu erscheint viel interessantes Material.
"Rad aus Eis" ist zwar kein Überflieger. Aber man kann es trotzdem zum "Reinschauen" empfehlen.
Fazit:
"Doctor Who - Rad aus Eis" ist Stephen Baxters bislang einziger Roman, der auf einer Fernsehreihe basiert. Der Band ist jedoch so geschrieben, dass man keine Kenntnisse der Serie braucht, um ihn zu verstehen. Im Gegenteil: Der Autor liefert alle notwendigen Informationen persönlich nach, baut allerdings auch gleichzeitig viele Anspielungen für die Hardcore-Fans mit ein. Die Handlung ist witzig und spannend zugleich, wobei der Titelcharakter nicht so sehr im Vordergrund steht, wie beispielsweise seine Begleiter. Die Situation, in der sie gelandet sind, wird glaubwürdig geschildert. Was man von dem Antagonisten nicht sagen kann. Sie wirkt blass und eindimensional, und damit enttäuschend.
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