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Die Nachhaltige Pflege von Holzböden

Story:

Ein Freund bittet um einen persönlichen Gefallen, in einer für ihn schwierigen Zeit. Einen recht einfachen sogar: Auf seine Wohnung aufzupassen. Wie könnte man diesen ablehnen? So sieht es auch der wenig erfolgreiche Freund des Wohnungsbesitzers Oskar, als er um exakt dies gebeten wird. Außerdem: Was sollte schon schief gehen? Eine Wohnung, zwei Katzen, eine putzende Haushälterin, und vielleicht gab es noch ein paar Anregungen für neue Werke obendrein.

So war es jedenfalls gedacht...



Meinung:

Der ordnungsliebende Oskar muss aus persönlichen Gründen nach Kalifornien, also bittet er seinen besten Freund darum, in seiner Abwesenheit ein Auge auf seine Wohnung zu werfen. Nicht ganz ohne Bedenken, schließlich überlässt er diesem die Obhut seiner beiden Katzen Schossy und Strawy, und die Aufsicht über den wertvollen Flügel, und natürlich auch seinen französischen Holzfußboden - das Herzstück seiner Wohnung. Also schnell noch ein paar Merkzettel mit Anweisungen hinterlassen, und los geht die beschwerliche Reise in die USA. Sein Freund nimmt also den Weg von London in die Heimat Oskars auf sich, einen ruhigen Urlaub erhoffend, in die perfekte kleine Wohnung seines ehemaligen Studienkollegen. Die auf jegliches Chaos, ihn eingeschlossen, ungemein anziehend wirkt.

Der Hauptcharakter, ein nicht namentlich genannter Ich-Erzähler, ist ein wenig bekannter und beruflich nicht sonderlich erfolgreicher Schriftsteller. Ein alter Freund von Oskar aus Studienzeiten. Ein Chaot, auf ganzer Linie, egal ob privat oder im Beruf. Oskar dagegen ist ein erfolgreicher Musiker, Ordnungsfanatiker, penibel, und Perfektionist - immer ein wenig zu direkt, und dadurch oft missverstanden. Die Geschichte ist eine Erzählung einer recht ungewöhnlichen Freundschaft, mit Ecken und Kanten, die man sich bildlich sehr gut vorstellen kann.

Der Ort des Geschehens ist eine Stadt in der Heimat Oskars, diese ist ebenfalls nicht namentlich genannt, liegt jedoch im Osten Europas. Die Handlung selbst konzentriert sich allerdings mehr auf Wohnung. Das kleine Reich des Perfektionisten: teure Ledermöbel, hochwertiger Holzfußboden, eine wertvolle Büchersammlung und seine beiden nicht ganz in das Schema passenden Mitbewohner - seine Katzen. Da fühlt sich der Schriftsteller, eher weniger ein Anhänger der Ordnung und etwas mehr als ein Gelegenheitstrinker, bereits bei dem ersten Schritt hinein in die Wohnung wie ein Fremdkörper. Es dauert nicht lange, bis etwas passiert. Doch während der Schriftsteller versucht das schlimmste zu verhindern, tritt exakt dieses ein. Ein herausragendes Beispiel für "Murphys Gesetz". Der anfänglich noch sehr bedacht eingesetzte Humor wird im Laufe des Buches dunkler. Ein fataler Absturz des Ich-Erzählers ist der Beginn allen Übels. Die vorherigen Lappalien, die das Gewissen des Erzählers plagten, treten in den Schatten größerer Schwierigkeiten. Stets gefolgt und kommentiert von den Zetteln seines Freundes, welche sich wirklich an jedem Ort der Wohnung befinden und dies trotz dessen Abwesenheit spekulativ kommentierten.

Der Erzählungsstil ist durchgehend in der Ich-Perspektive gehalten. Knappe Rückblicke geben im weiteren Verlauf einen Eindruck auf die Zeit in der Oskar und sein Freund sich kennen lernten, als sie noch beide in London in einer Wohngemeinschaft lebten. Das Werk liest sich durch knappe, wenig ausschweifende Sätze flüssig und verständlich, wenngleich teils langatmige Beschreibungen von Belanglosigkeiten die Stimmung drückten und dies die Handlung eher schwermütig vor sich her schiebt. Gegen Ende des Werkes nimmt die Geschichte doch noch ein wenig Fahrt auf, und es bereitet großes Vergnügen, die vergeblichen Versuche des Erzählers die Situation in den Griff zu bekommen, zu verfolgen.

Der versprochene abgründig-komische Humor ist allerdings nicht dominant. Szenen, die zum Schmunzeln anregen, sind zwar vorhanden. Doch sind sie auch nicht der überwiegende Teil des Buches, sondern bleiben eher rar. Weithin bleibt es Geschmackssache, ob man wirklich schadenfroh über das Geschehene lachen kann, oder lieber mit dem Erzähler mitleidet. Die Geschichte ist keine klassische Komödie, sondern wird im Laufe der Handlung tragisch. Es hinterlässt einen tiefen Eindruck der Freundschaft der beiden so kontroversen Hauptcharaktere, sowie auch von deren Schattenseiten. Wer ein rein unterhaltend-lustiges Buch lesen möchte ist bei diesem Werk an der falschen Adresse. Auch wenn einem die Beschreibung des Buchrückens durch die Worte "sehr schräg und höchst originell" genau dies erwarten lässt.

Autor des Werkes ist Will Wiles, ein 1978 in Indien geborener Brite. Er lebt im Osten London und arbeitet als Journalist im Bereich Architektur und Design. "Die Nachhaltige Pflege von Holzböden" ist sein Erstlingswerk, in Deutschland am 18.März 2013 beim Verlag carl's books erschienen. Aus dem Englischen übersetzte es Sabine Lohmann. Will Wiles arbeitet zur Zeit an einem weiteren Buch.



Fazit:

Alles in allem ein gutes Werk. Mit dem Hinweis, dass es eher eine dunkle Komödie ist, und kein klassisches Buch, dass der reinen Belustigung dient. Wer jedoch schwarzen Humor mag und wem ein paar kleinere Abstriche nicht stören, der wird sich dennoch gut unterhalten fühlen. Ein durchaus gelungenes Erstlingswerk mit einigen Schwächen.



Die Nachhaltige Pflege von Holzböden - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Wil Wiles
Die Nachhaltige Pflege von Holzböden
Care of Wooden Floors

Übersetzer: Sabine Lohmann
Erscheinungsjahr: 18. März 2013



Autor der Besprechung:
Sarah Fechler

Verlag:
Carls Books

Preis:
€ 14,99

ISBN:
978-3-570-58505-4

288 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Humorig...
  • Flüssig und verständlich zu lesen
Negativ aufgefallen
  • ...auch wenn man nicht immer lachen kann
  • Teils langatmige Beschreibungen von Belanglosigkeiten
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Rezension vom: 01.06.2013
Kategorie: Humor
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