Blutige Nacht
Story:
Mick Angel ist ein Privatdetektiv in Hollywood. Sein neuster Auftrag: Er soll einen ausgerissenen Teenager ausfindig machen. Das einzige Problem bei dieser Sache? Er ist ein Vampir, der täglich Blut zu sich nehmen muss, um zu überleben.
Meinung:
Gibt es inzwischen überhaupt einen Beruf, denn ein Vampir in der Literatur noch nicht ergriffen hat? Eine Antwort darauf zu finden, dürfte schwer fallen. Also begnügt man sich mit einem "Vielleicht" und wendet sich dem neusten Roman zu, in dem ein solcher Blutsauger in einem Fall ermittelt. Wobei Trevor O. Munson in seinem Debüt-Werk "Blutige Nacht" versucht, die Handlung einem Film Noir ähnlich zu entwickeln.
Wann der Autor geboren wurde, ist unbekannt. Das erste verlässliche Datum seiner Biografie ist das Jahr 1999, als er mit einem Bachelor of Fine Arts sein Studium an der Southwest Texas State University in San Marcos, Texas, abschloss. Er setzte noch einen Master in Literatur oben drauf, ehe er nach L. A. zog. Dort verkaufte er sein erstes Drehbuch an Sony und wagte sich an sein erstes Buch, welches anschließend im Jahr 2007 die Grundlage für die TV-Serie "Moonlight" bildete, deren Co-Producer er war. Die Reihe wurde allerdings bereits nach einer Staffel 2008 eingestellt, was er zum Anlass nahm, um den Roman nochmal zu überarbeiten und 2011 schließlich herauszubringen. Aktuell arbeitet er an einer Fortsetzung des Werkes.
Mick Angel ist Privatdetektiv. Er arbeitet nur nachts, was daran liegt, dass er ein Vampir ist. Als solcher hat er sich selber strikte Regeln gesetzt, an die er sich hält. So tötet er nur böse Menschen und nimmt deren Blut zu sich. Eines Tages taucht eine rothaarige Burlesque-Tänzerin bei ihm auf, die ihn bittet, nach einem ausgerissenen Teenager zu suchen.
Normalerweise hat er besseres zu tun, als sich um solche Familienangelegenheiten zu kümmern. Doch kann er der Frau nichts abschlagen. So beginnt er mit den Untersuchungen. Und schon bald wird klar, dass an diesem Fall mehr dran ist, als er sich hätte vorstellen können. Denn er ist mit seiner eigenen, dunklen Vergangenheit verbunden. Und die holt ihn auf brutale Art und Weise wieder ein.
Wenn man viele Vampir-Geschichten gelesen hat, stellt sich bei jeder neuen irgendwann die Frage, was sie anders macht. Was bietet sie, dass es sie von anderen unterscheidet? Manchmal ist die Antwort eindeutig und gut gelungen. Ein anderes Mal wirkt sie zwar wohl überlegt, doch überzeugen kann sie nur schwer.
Im Fall von "Blutige Nacht" hat sich Trevor Munson wirklich Gedanken gemacht. Laut ihm sind Vampire wirklich übermenschlich stark und schnell, was allerdings an ihrem ausgeschaltetem Schmerzempfinden liegt. Auch brauchen sie mehrere Male am Tag Blut, um weiterhin existieren zu können. Es ist ihnen nicht möglich, sich zu verwandeln und um in fremde Wohnungen hineinzukommen, müssen sie eingeladen werden. Doch der eigentliche Clou ist, dass je älter sie werden, desto kranker werden sie. Ein Geschwür breitet sich dann in ihrem Körper aus. Eine interessante Idee, die der Autor auch gut umsetzt.
Doch ansonsten überzeugt die Geschichte nicht. Sie hat zwar nette Ansätze, doch gelingt es dem Schriftsteller nicht, etwas daraus zu machen. Und das fängt schon mit dem Protagonisten an.
Munson hatte den Einfall, Mick Angel zu einem Junkie zu machen. Zu jemanden, der in den frühen 40er Jahren des letzten Jahrhunderts von Morphium abhängig wurde. Und selbst nach seinem Tod hängt er an der Nadel fest, nur dass er sich dieses Mal Blut spritzt und davon high wird. Und diese Abhängigkeit zieht sich durch das gesamte Buch. Stellenweise hat man den Eindruck, dass der Autor sich mehr auf das Junkietum seines Protagonisten konzentriert, anstatt auf den Fall an sich. Dies hat auch zur Folge, dass sein Haupthandlungsträger zu keinem Zeitpunkt es schafft, mehr als mitleidiges Interesse beim Leser hervorzurufen.
Gleichzeitig gerät der Plot auch sehr vorhersehbar. Alles läuft auf eine überraschende Wendung am Ende des Romans hinaus. Doch die Überraschung funktioniert nicht, da schon nach der ersten Rückblende in die Vergangenheit klar ist, worum es geht. Und so blättert man nur noch langweilig durch das Buch.
Trevor Munson versucht dieses Manko durch Sex und Gewalt zu übertünchen. Doch wirkt dies wie aufgesetzt. Ebenso auch der "Running Gag", dass ein Nebencharakter mir jeder Begegnung mit dem Protagonisten immer schwerverletzter wird. Witzig ist dies nicht, sondern nur bemitleidenswert, weil man den Eindruck hat, dass der Autor auf Teufel komm raus, dieses Plot-Element einbauen wollte.
Gute Ansätze, aus denen nichts wird. "Blutige Nacht" ist am Ende "Nur Für Fans" etwas.
Fazit:
"Blutige Nacht" von Trevor O. Munson bietet einen Vampir als Privatdetektiv. Dabei setzt der Autor seine eigene Idee darüber, was einen Blutsauger ausmacht, gut um. Ansonsten überzeugt der Roman eher wenig. Die Schilderung von Mick Angel als Junkie wirkt ebenso wenig gelungen, wie die Entwicklung des Plots. Jener wird schnell vorhersehbar. Der Versuch, das Manko mit Sex und Gewalt zu übertünchen geht deutlich daneben.
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