Sturm im Zollhaus
Story:
Eines Abends wird Kriminalkommissar Roman Sturm Zeuge, wie im Zollhaus der Stadt Leer ein Feuer ausbricht. Dabei wird ein kleines Kind gerettet, doch für zwei andere kommt jede Hilfe zu spät. Und so macht sich der Kommissar an die Ermittlungen, bei denen schon bald nichts so zu sein scheint, wie es wirklich ist.
Meinung:
Wenn man sich in einem Buchhandel umschaut, stößt man dabei meistens schon bald auf eine umfangreiche Thriller- und Krimiabteilung. Der Blick fällt dabei früher oder später auf Bücher, die in einem bestimmten Landstrich oder Stadt spielen. So ein Roman ist auch "Sturm im Zollhaus", der ein "Ostfrieslandkrimi" ist.
Geschrieben wurde er von der Autorin Wolke de Witt, die 1964 geboren wurde. Sie lebt in Ostfriesland und ist als freie Mitarbeiterin für diverse Zeitungen, Zeitschriften und dem Internetmagazin TrekZone News tätig. Des Weiteren ist sie Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und im Syndikat. "Sturm im Zollhaus" ist ihr bislang einziger Roman. Ansonsten hat sie hauptsächlich Kurzgeschichten geschrieben.
Es ist eine heiße Sommernacht, als Roman Sturm durch die Straßen von Leer wandert. Plötzlich wird er Zeuge, wie das alte Zollhaus in Flammen steht. Die Feuerwehr ist schon bald da, und ein kleiner Junge wird gerettet. Wahrscheinlich sind auch weitere Bewohner in dem Haus eingeschlossen. Ohne zu Zögern stürmt der Kommissar hinein, doch er und die Feuerwehr können niemanden mehr retten.
Bald darauf übernehmen Roman und seine Kollegin Lükka Tammling die Ermittlungen. Schnell steht fest, dass Brandstiftung im Spiel war. Es gibt auch Zeugen, doch die zu finden ist schwer. Der eine redet nicht und steht wahrscheinlich unter Schock. Der andere hält sich illegal in Deutschland auf und taucht schon bald unter. Und schon bald geht es um die Frage, ob nicht eventuell ein ausländerfeindlicher Anschlag hinter dem Brand steckt.
Mit "Sturm im Zollhaus" packt Wolke de Witt viele heiße Eisen an. Es geht um das Thema Ausländerfeindlichkeit, Versicherungsbetrug sowie mutmaßlich radikalisierten Einwanderern. Und das alles innerhalb eines Buches. Kann das überhaupt funktionieren?
Zumindest von den Charakteren her funktioniert es bestens. Die Autorin bevölkert ihren Roman mit jeder Menge Figuren, die charmant und zugleich realistisch wirken. Da ist vor allem der Kriminalkommissar Roman Sturm zu nennen. Ein notorischer Single, der vor allem im Chaos zu blühen scheint, wenn man sich seine Unordnung auf seinem Schreibtisch in Erinnerung ruft. Doch gleichzeitig ist er auch ein intelligenter Mann, der niemanden vor schnell verdächtigt, wie sich im Falle des Verdächtigen Chalid zeigt. Jener stahl in der Brandnacht sein Fahrrad und hält sich illegal im Land auf, da er eigentlich abgeschoben werden sollte.
Das exakte Gegenteil, zumindest was die Ordnung angeht, ist seine Kollegin Lükka Tammling. Und wie man aus diversen Kriminalserien weiß, funktionieren solche gegensätzlichen Paarungen vorzüglich. So trägt sie maßgeblich mit zu der Untersuchung des Falls bei und droht zu keinem Zeitpunkt zu einem bloßen Stichwortgeber zu werden. Sie ist eine eigenständige Persönlichkeit, die, genau wie ihr Kollege, ihre Ecken und Kanten hat.
Die Geschichte hat ihre ernsten aber auch ihre komischen Momente. Letztere dienen hauptsächlich dazu, die Handlung aufzulockern und dominieren so den Gesamteindruck des Buches nicht zu sehr. Trotzdem bleiben Momente im Kopf hängen, wie ein verspielter Hund mit dem Namen "Eisbär", der dem Licht einer Taschenlampe hinterherjagt, ohne Rücksicht auf Verluste. Es sind helle Momente in einem Plot mit durchaus ernsten Momenten.
Und genau hier liegt das Manko des Romans. Es scheint fast so, als ob Frau de Witt zu viel wollte. Sie baut viele verschiedene Plots ein und schafft es keinen einzigen wirklich voll zu entwickeln. Das Schicksal von Chalid ist anrührend erzählt, doch als er augenscheinlich droht in die Radikalität abzurutschen, hört sein Handlungsfaden auf einmal auf. Andere hingegen werden vorschnell abgewickelt, wie der Verdacht, dass Lükka Tammling psychische Probleme hatte.
Das merkt man auch am Kriminalplot an sich. Zwar schildert Frau de Witt die Ermittlungsarbeiten ausführlich, sonst wäre es ja auch kein Krimi. Doch als es dann zur großen Auflösung kommt, ist man als Leser enttäuscht. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, dass das Endergebnis wirklich aufgebaut wurde. Es wirkt an den Haaren herbeigezogen und kann nicht wirklich überzeugen.
So ist "Sturm im Zollhaus" ein netter Krimi "Für Zwischendurch".
Fazit:
Frau Wolke de Witt schreibt in "Sturm im Zollhaus" einen Ostfrieslandkrimi. Dieser liest sich auf Grund der sympathischen und glaubwürdigen Charaktere sehr angenehm. Auch der Humor, der stellenweise eingestreut ist, trägt zum Gefallen des Romans bei. Allerdings will die Autorin zu viel. Sie fängt viele Handlungsfäden an, beendet jedoch keinen einzigen zufriedenstellend. Das macht sich auch bei der Auflösung des Kriminalfalls bemerkbar, die enttäuschend geriet.
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