Die Entscheidung: Kapitän Bolitho in der Falle
Story:
Richard Bolitho ist seit drei Jahren nun Kapitän der
Sparrow. Während jener Jahre hat er viele Gefahren kommen und gehen gesehen.
Doch jetzt nähert sich eine Zeit, in der wieder sein ganzes Geschick gefragt
ist. Denn der Unabhängigkeitskrieg kommt seinem Ende entgegen und für sein Land
steht dabei einiges auf dem Spiel.
Meinung:
Wenn man sich den Roman durchliest, würde man dann auf den Gedanken kommen, dass es sich im Original um ein und dieselbe Version handelt? Wahrscheinlich eher nicht. Doch ist dies tatsächlich der Fall. "Die Entscheidung" und "Klar Schiff zum Gefecht" erschienen im ursprünglichen Erscheinungsland in dem Band "Sloop of War". Und normalerweise wird die Entscheidung eines deutschen Verlages, die Vorlage aufzuteilen zu Recht kritisiert. In diesem Fall passt es jedoch.
Drei Jahre sind vergangen seit Richard Bolitho Kapitän der Sparrow wurde. Und die Zeit ist an ihm und der Mannschaft nicht spurlos vorbeigegangen. Einige sind gegangen, andere sind geblieben und von diesen gibt es einige, die nicht mehr so sind wie früher. Doch insgesamt läuft das Leben auf der Sparrow so ab, wie früher auch.
Doch dann kommt es zu dramatischen Ereignissen. Die Briten versuchen Virginia zurückzuerobern, doch gelingt ihnen dies nicht. Im Gegenteil: Die Armee hat keinen Rückzugspunkt mehr, abgesehen von dem Meer. Eine dramatische Rettungsaktion beginnt. Und die Profiteure des Krieges versuchen ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Wer ihnen dabei in die Quere kommt, muss um sein Leben fürchten. Auch Richard Bolitho gehört zu jenen, die diesen Schurken im Weg stehen. Doch anders als die anderen Betroffenen kämpft er zurück.
Drei Jahre sind laut dem Beginn der Geschichte vergangen. Eine Zeit, die auch für den jungen Kapitän nicht spurlos vorübergegangen ist. Er ist älter und weiser geworden, hat er doch in jener Zeit viele Schlachten geschlagen und gewonnen. Doch dabei hat er auch viele alte Bekannte verloren, wie beispielsweise den Bootsmann Tilby, dessen Herz einfach stehen geblieben ist.
Es sind solche Schilderungen, die wiederholt deutlich machen, wie gut sich Alexander Kent darauf versteht, Atmosphäre zu erzeugen. Es mag wie eine kaputte Platte klingen, doch kann man es nicht oft genug betonen, wie leicht es bei ihm wirkt. Problemlos lässt er den Leser in eine Zeit eintauchen, die längst vergangen ist und doch bei ihm so lebendig wirkt.
Jede Figur existiert nicht einfach nur auf dem Papier, man hat den Eindruck, sie lebt und atmet. Man kennt ihre Sorgen und Nöten, nimmt an ihnen Teil, ohne dass es forciert wirkt. Und so erlebt man wie die Protagonisten sich im Laufe der Geschichte ändern.
Auch die Geschichte an sich ist hochinteressant. Besonders vor dem historischem Hintergrund, den Alexander Kent sehr gut in seine Story hineinarbeitet. Vor allem die britische Perspektive sorgt dafür, dass man den Roman gerne liest. Schließlich lernt man diese im Geschichtsunterricht nicht kennen.
Mit159 Seiten ist der Roman mal wieder sehr schmal geworden. Doch wird dies durch die kleinere Schriftgröße ausgeglichen. Dies macht das Lesen natürlich nicht einfach, ist sie gerade groß genug, um lesbar zu sein. Wieso sich Ullstein für diese Maßnahme entschied ist leider unklar.
Auch sorgt die Figur des Generals für Mißstimmung. Hier hat Alexander Kent tief in die Klischee-Kiste gegriffen und einen Charakter erschaffen, der man die Korruption und Machtmißbrauch förmlich ansieht. Sie wirkt im Vergleich zu den anderen Protagonisten geradezu plump und nicht fein ausgearbeitet. Dies trifft auch für dessen Familie zu.
Dennoch ist "Die Entscheidung" ein weiterer, lesenswerter Roman. Er hat natürlich wieder einige Schwächen, dennoch sollte man ruhigen Gewissens "Reinschauen".
Fazit:
Man merkt "Die Entscheidung: Kapitän Bolitho in der Falle" nicht an, dass es sich hier um den zweiten Teil der englischen Ursprungsfassung handelt. Geschickt schreib Alexander Kent erneut eine Geschichte, die sehr atmosphärisch ist. Besonders die Charaktere sind es, die einem ans Herz wachsen. Dabei steckt die Geschichte nicht zurück, sondern ist auf Grund der britischen Perspektive auf den Unabhängigkeitskrieg hochinteressant zu lesen. Doch nicht alle Protagonisten sind gleichermaßen gelungen. Besonders der Gegenspieler, in Gestalt des Generals, ist enttäuschend, wenn man ihn mit der realistischen Darstellung der anderen Handlungsträger vergleicht.
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