1001 Comics You Must Read Before You Die
Story:
Welche Comics sollte man unbedingt lesen? Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Einen Versuch, die alle zu bündeln bildet dieser Band.
Meinung:
Seit einigen Jahren sind Werke in Mode, die einen Leitfaden darstellen. Anhand dieser Bände wird eine bestimmte Anzahl an beispielsweise Orten oder Filmen aufgestellt, die man unbedingt lesen sollte, ehe man ins Gras beißt. Jetzt ist auch für Comics eine solche Zusammenstellung erschienen. "1001 Comics You Must Read Before You Die" beschreibt sich als den ultimativen Führer für Comic Books, Graphic Novels, Comic Strips und Mangas.
Viele Personen, rund um den gesamten Globus wurden dazu befragt. Das Ergebnis wurde von Paul Gravett zusammengestellt. Der britische Journalist beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Comics. Er hat Artikel unter anderem für den Daily Telegraph oder The Guardian geschrieben, als auch viele Bücher, die sich mit Comics beschäftigen. So zählen zu seinen Werken unter anderem auch "Manga: 60 Years of Japanese Comics". Keines seiner Bände oder Artikel wurde bislang in Deutschland übersetzt.
Das Vorwort stammt von Terry Gilliam, der vor allem durch Monty Phyton berühmt wurde. Er war das einzige nicht britisch-stämmige Mitglied der Gruppe, da er ursprünglich in den USA geboren wurde und erst 1986 die UK-Staatsangehörigkeit annahm. Er ist Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler und Animator. So stammt beispielsweise der Science Fiction Kultfilm "12 Monkeys" von ihm.
Der Band ist in sechs Abschnitte aufgeteilt. Zuerst kommen die Comics aus der Zeit vor den 1930er Jahren, darunter sogar welche aus dem 18. Jahrhundert. Kapitel zwei geht von 1930 bis 1949. Nummer drei beschäftigt sich mit der Zeit 1950 bis 1969, ehe es in Abschnitt vier von 1970 bis 1989 geht. Kapitel fünf behandelt 1990 - 99, ehe zu guter Letzt die Zeit ab 2000 Gegenstand des Buches ist. Die Einteilung wurde klug gewählt, da sie sich nicht an der amerikanischen Comic-Geschichte orientiert.
Mit 960 Seiten ist "1001 Comics" ein wahrer Schinken, den man nicht auf einmal lesen kann. Dafür ist er auch viel zu schwer. Zwei Kilo wiegt das Buch, und es ist jeden einzelnen Gramm wert.
Vorgestellt werden Werke aus aller Welt, was wortwörtlich zu nehmen ist. Neben den großen drei Comic-Schwerpunkten USA, Europa und Japan, lernt man auch Comics kennen, die aus ungewöhnlichen Ländern stammen. Kroatien, die Philippinen sind da nur ein paar Beispiele. Und diese Multinationalität macht einen Anreiz des Bandes aus. Man lernt viele Titel kennen, von denen man noch nie gehört hat.
Gleichzeitig wird sich auch um umfassende Informationen bemüht. Auf einen Blick erfährt man den englischen Titel, das erste Erscheinungsjahr und den Namen des oder der Schöpfer. Sind es mehrere wird klar gemacht, wer für die Story und wer für die Zeichnungen verantwortlich ist. Danach, in einem separaten Kasten folgen weitere Fakten. Wo und in welchem Magazin wurde der Titel das erste Mal veröffentlicht? Wie lautet der wirkliche Name der oder des Schöpfers, von wann bis wann lebten sie und welcher Nationalität waren sie? Zu welchem Genre konnte man sie zählen? Auch Infos, wie welchen Preis sie gewonnen haben, ob sie irgendwie adaptiert worden oder wen sie beeinflussten erfährt man.
Ebenso wird auch eine Sprechblase eingebaut, in der man liest, welche anderen Werke von dem Erschaffer stammen, oder welche im gleichen Genre angesiedelt sind. Auch erfährt man, welche davon im Band nochmals vorkommen und welche nicht.
Man wird also in jeder Hinsicht informiert. Hierbei kommen keine Wünsche auf. Doch wie sieht es mit Darstellungen aus? Schließlich sind Comics ein visuelles Medium.
Hier enttäuscht "1001 Comics" leider. Zwar sind sehr viele Abdrucke vorhanden, aber leider nicht von allen Titeln. Und so werden Werke vorgestellt, wo man sich sehnlichst wünschen würde, dass man eine graphisches Beispiel sehen würde. Besonders bei Comics, die entweder obskur sind oder aus Ländern stammen, die nicht zu den traditionellen Publikationsstandorten zählen, ist das schade. Bei letzterem muss man sich auch fragen, wie man in deren Besitz gelangen soll. Es ist sicherlich unmöglich, alle vorgestellten Serien und Bücher zu lesen. Aber bei manchen Titeln wäre es dennoch interessant.
Dennoch sollte man zumindest "Reinschauen".
Fazit:
"1001 Comics You Must Read Before You Die" ist ein wahrer Brocken. Es dürfte unmöglich sein, diesen auf einen Schlag zu lesen. Stattdessen sollte man sich Stück für Stück durcharbeiten. Und dabei entdeckt man diverse Überraschungen. Obskure Comics teilweise aus Ländern, von denen man jetzt nicht gedacht hätte, dass sie eine Comic-Szene haben (Was auf einen gewissen Snobismus seitens des Lesers hindeuten könnte). Gleichzeitig erhält man jede nur erdenkliche Information. Schade ist, dass nicht zu jedem Titel eine Abbildung vorhanden ist. Das erschwert das Identifizieren des vorgestellten Titels.
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Paul Gravett (Hrsg.)
1001 Comics You Must Read Before You Die
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 3. Oktober 2011
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Cassel Illustrated
Preis: € 18,95
ISBN: 978-1-84403-698-1
960 Seiten
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