Volcanic Girls
Story:
Das kanarische Eiland Lanzarote bietet seine unverwechselbare Schönheit nicht nur den Touristenmassen, die hier jährlich ihren Urlaub verbringen, sondern dient auch dem deutschen Aktfotograf Stefan Söll ("Alpenglühn") als Kulisse für seinen Fotoband "Volcanic Girls". Für die darin befindlichen Aufnahmen lichtete er seine Models an besonders markanten Landschaftsteilen wie Küstenabschnitten, Steppen, Strandhütten oder Häusern ab, die allesamt dem typischen Stil der Vulkaninsel entsprechen. Besonders viel Wert legt er auf das Zusammenspiel der natürlichen Sets mit den weiblichen Körpern - dies begründet den besonderen Look seiner hier veröffentlichten Arbeiten. Für den Betrachter wird es immer dann spannend, wenn diese Kombination perfekt gelingt. Dann entfalten die "Volcanic Girls" ihre volle Kraft und erweisen sich als äußerst sehenswert und ausdrucksstark.
Meinung:
Fotografien leben zum großen Teil von ihrer Fähigkeit, ihren Inhalt eindrucksstark zu einem übergeordneten Ganzen verbinden zu können. Gerade Werke der Aktfotografie müssen diese Anforderung erfüllen, um sich von der eindimensionalen Abbildung nackter Körper abzuheben, mit der vor allem die Boulevardpresse seine Käufer ködert. Wer Akt machen will, muss das Bild inszenieren, neue Aspekte einfließen lassen und visuelle Eindrücke schaffen, die vielseitig sind - ohne den Körper als Blickobjekt auszuschlachten. Dem gebürtigen Friedrichshafener Stefan Söll gelingt dies bei den meisten Aufnahmen, die für den in der "Edition Skylight" erschienenen Fotoband "Volcanic Girls" ausgewählt wurden.
Der Betrachter kann sich auf spannende und interessante Erkundungen begeben, er erlebt eine faszinierende Erfahrung zweier aufeinanderprallender Elemente: Wenn der Fotograf sehenswerte Orte der Insel ansteuert und seine Models in Korrelation mit ihnen treten lässt, ist "Volcanic Girls" besonders stark. Schroffe Landschaften, geprägt vom vulkanischen Ursprung Lanzarotes, bilden den gewünschten Gegensatz zum weiblichen Körper – Zartheit trifft auf Schroffheit.
Dass dieses Aufeinandertreffen nicht zwingend gegensätzlicher Art sein muss, zeigt Söll ebenso wie austauschbare Bilder der Sorte "Urlaubsfoto", die gegenüber den Aufnahmen der Natur-Locations um einiges abfallen. Hier fällt vor allem der reduzierte Bezug zur Insel und ihrer sehenswerten Optik auf. Manche Bildstrecken hätten überall anders entstehen können. Freilich sind dem Fotografen auch dabei schön anzusehende Aktfotografien gelungen, dennoch fehlt merklich der Bezug zum Leitthema. Vor allem direkt in die Kamera blickende Models lenken von dem gewissen Etwas ab, das die gelungenen Fotografien wie beispielsweise die tolle Abbildung auf dem Buchcover stets mitbringen. Immer dann, wenn der Fotograf für Model und im weitesten Sinne auch für den Betrachter unsichtbar bleibt, gelingen die Arbeiten Sölls eindrucksvoll.
Söll ist die Auswahl seiner Models durchweg gelungen. Die weiblichen Körper wirken von sich aus schön, ohne offensichtliche Nachhilfe. Sie passen hervorragend zum beschriebenen Konzept der Gegenüberstellung. Die Damen besitzen Ausstrahlung und das richtige Gefühl für Fotografien dieser Art. Viele vermögen es sogar, dem kargen Land Leben einzuhauchen. Steinwüsten und zerklüftete Felslandschaften leben auf, wenn die Models ihre natürliche Erscheinung vor ihnen ausfalten. Neben Landschaften verwendet der Fotograf zusätzlich Häuser und Hütten als Locations für unterschiedliche Strecken. Die dort entstandenen Ergebnisse sind ebenfalls spannend anzusehen, doch reichen sie nicht an die vorherigen heran. Aber auch hier beweist Söll sein Auge für lokale Besonderheiten, die er geschickt mit den Damen in ein optisches Zusammenspiel bringt.
Der Einsatz von Gimmicks wie Tüchern, anderen Stoffen oder Dekomaterial trägt ebenfalls dem Gelingen der grundsätzlichen Idee bei. Wenn die mit weit ausgebreiteten Armen auf einem Felsvorsprung platzierte Jayla farbige Stoffe im Wind wehen lässt, entsteht ein tolles Szenario. Ähnlich beeindruckt der Einsatz verschiedenfarbiger Flügel: Model Ariel wirkt vor einer zerklüfteten Felswand seltsam surreal - im positiven Sinne. Wenn Söll in Himmelsrichtung fotografiert und die mit Flügeln behafteten Körper von Jenni und Jana vor blauem Himmel erscheinen, liegt die Suggestion nahe, dass sie jeden Moment abheben könnten. Durch diese Hilfsmittel wirken einige Fotos verspielt und locker, andere werden philosophisch angehaucht.
Der Band aus dem auf erotische Fotografie spezialisierten Verlag "Edition Skylight" überzeugt in Sachen Verarbeitung und Qualität auf ganzer Linie. Wie vorherige Publikationen des Hauses wurde für die "Volcanic Girls" merklich Aufwand betrieben. Der sauber gearbeitete Hardcovereinband wird von einem passend gestalteten Covereinband umhüllt, der Klappentext und das Vorwort enthalten Wissenswertes und bereiten auf die Beschäftigung mit dem Folgenden vor. Qualitativ bleibt dieser Band auf dem gewohnten Standard des Verlages.
Fazit:
"Volcanic Girls" zeigt zahlreiche Aktfotografien, die einem spannenden Konzept folgen: Fotograf Stefan Söll nutzt die raue und schroffe Landschaft der Vulkaninsel Lanzarote als Hintergrund für seine Bilder. Dabei versteht er es in den meisten Fällen hervorragend, die weiblichen Körper mit der außergewöhnlichen Landschaft in Wechselwirkung zu setzten. Wenn auch einzelne Fotostrecken weniger beeindrucken, gelingt der Band durch die überwiegend gute Umsetzung des oben beschriebenen künstlerischen Ansatzes. Qualitativ überzeugt der Bildband hingegen auf ganzer Linie.
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Stefan Söll
Volcanic Girls
Originalsprache: deutsch/englisch
Erscheinungsjahr: 15.September 2011
Autor der Besprechung:
Marcus Offermanns
Verlag:
Edition Skylight
Preis: € 29,95
ISBN: 3037666234
160 Seiten
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