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Rungholt Band 3: Knochenwald

Story:
Die Ereignisse in Rungholts Sünde haben dem feisten Kaufmann etwas ganz deutlich vor Augen geführt: Seine eigene Sterblichkeit und die Tatsache, dass noch viele ungebeichtete Sünden auf seiner Seele lasten. Solange das so bleibt, fürchtet Rungholt, ist ihm der Zugang zum Himmelreich verwehrt.

Als Sühne unternimmt er eine Wallfahrt vom heimatlichen Lübeck nach München. Denn neu gefundene Reliquien versprechen besondere Gnade, und der Kaufmann hat viel Gnade nötig. Er muss in verschiedenen Kirchen an den Reliquienschreinen beten, eine Spende leisten und sich das bestätigen lassen. Aber einer seiner Wutanfälle führt dazu, dass er aus einer Kirche hinausgeworfen wird.

Seine Tochter Margot, die mit ihrem Mann in München lebt, hat eine Idee: Vor einigen Tagen ist eine gute Freundin von ihr spurlos verschwunden. Deren Mann hat als Goldschmied Zugang zu den Reliquien. Wenn Rungholt die Vermisste finden kann, findet sich sicher eine Möglichkeit, dass er "außer der Reihe" am Schrein beten und sich damit Vergebung erkaufen kann.

Es erweist sich jedoch als nicht so einfach, das Schicksal der verschwundenen Beatrijs aufzuklären. Niemand will etwas gesehen haben, aber jeder hat von irgendwelchen Gerüchten gehört, und viele haben augenscheinlich etwas zu verbergen. Und wie hängen zwei Tote im nahe Moor und alchemistische Rituale im finsteren "Knochenwald" mit all dem zusammen?

Meinung:
Im dritten Abenteuer lässt Derek Meister seinen dicken Spürhund nicht nur weit entfernt von der heimischen Hansestadt ermitteln, auch sonst hat der Autor vieles weiterentwickelt. Zum ersten Mal übernimmt Rungholt einen Fall nicht aus persönlichen Interesse, sondern ganz im Stil eines professionellen Detektivs gegen Geld (und andere Vergünstigungen). Auch die meisten der gewohnten Nebenfiguren wie Alheyd, Kapitän Marek oder die Heilerin Sinje fehlen zunächst. Und erst als Marek ebenfalls in München auftaucht, merkt man, wie sehr die Dynamik zwischen ihm und Rungholt die früheren Geschichten geprägt haben. Entsprechend lassen sich die ersten etwa 90 Seiten etwas zäher an als von der Serie gewohnt.

Danach kommt aber schnell das vertraute "Rungholt-Feeling" auf. Nicht nur deshalb, weil der Schone dabei ist, sondern auch, weil sich Rungholt immer tiefer in den Fall hineinkniet. So kommt er von der sozusagen geschäftlichen Ebene – Ermittlungen gegen Geld und Zugang zu den Reliquien – dann doch wieder auf die persönliche Ebene. Und das erzählerische Talent Meisters prägt auch schon die ersten Seiten. So kann sich wohl kaum ein Leser das Schmunzeln verbergen, wenn der feiste Ermittler wie ein Korken in einem engen Dachfenster feststeckt. Das München des 14. Jahrhunderts und seine Menschen werden so bildhaft geschildert, dass beispielsweise die unablässigen Pilgerströme durch die Stadt einem unmittelbar vor dem inneren Auge erscheinen.

Im Gegensatz speziell zum direkten Vorgänger "Rungholts Sünde" funktioniert dieser Roman auch besser als klassischer Krimi. Der Leser weiß kaum mehr als die Protagonisten, so dass sich zur Frage, wie Rungholt den Tätern auf die Spur kommen wird, noch das altbekannte Whodunnit – wer ist es überhaupt gewesen – hinzukommt. Die unvertraute Umgebung, in der sich der Kaufmann nicht auf seinen Status als angesehener Lübecker Bürger und Ratsmitglied verlassen kann, sorgt zusätzlich für Spannung.

Die historischen Details stehen in Meisters Büchern weniger im Vordergrund, aber seine Figuren sind erkennbar Kinder ihrer Zeit. Für heutige Leser ist es etwa schwer nachzuvollziehen, dass Rungholt sich vom damals noch vorhandenen dichten Wald rund um München bedroht fühlt und am liebsten auch den letzten Baum roden würde – gar nicht zu reden von damaligen Erziehungsvorstellungen, die regelmäßige Prügel für den Nachwuchs als ganz normal und empfehlenswert betrachteten.

Apropos Nachwuchs, auch in diesem Roman spielt wieder ein kleiner Junge eine Rolle, der dem brummeligen Kaufmann (und damit dem Leser) nolens volens ans Herz wächst. Das scheint zu einer Art Markenzeichen der Serie zu werden. Man merkt "Knochenwald" auch deutlicher an als den beiden Romanen zuvor, dass er zu einer Reihe gehört. Es gibt merklich ein Vorher und ein Nachher, das nicht nur die Figuren erleben, sondern das auch dem Leser vorgestellt wird.

Wie in den Bänden zuvor fließt auch hier wieder einiges an Blut und so mancher Statist kommt teils auf grausame Art ums Leben. Daher ist die gesamte Serie nichts für zu junge Leser. Prinzipiell kann man "Knochenwald" unabhängig vom Rest der Reihe lesen. Aber es spricht eigentlich nichts dagegen, vorne, bei "Rungholts Ehre" anzufangen und sich die Romane in der richtigen Reihenfolge vorzunehmen. Zum einen kann man so die Entwicklung der Figuren und ihrer Beziehungen untereinander besser verfolgen, zum anderen sind alle bisherigen Abenteuer des cholerischen Lübeckers allemal lesenswert.

Ein paar kleine Fehler – beispielsweise ist Rungholts Schwiegersohn Daniel plötzlich wieder Kaufmannslehrling, obwohl er bereits zum Kaufmannsgesellen aufgestiegen war – können den positiven Gesamteindruck nicht nennenswert trüben. Derek Meister hat vielleicht keinen herausragenden, aber doch einen sehr soliden und lesenswerten historischen Roman abgeliefert.

Fazit:
Rungholt geht für sein Seelenheil auf Wallfahrt und muss in München prompt wieder Verbrecher jagen. Nachdem sich die ersten Seiten etwas zäh anlassen, kommt auch in Bayern schnell wieder "Rungholt-Feeling" auf.

Rungholt Band 3: Knochenwald - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Derek Meister
Rungholt Band 3: Knochenwald
Erscheinungsjahr: 2008



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Blanvalet

Preis:
€ 12,00

ISBN:
978-3-442-36850-1

443 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Auch weit entfernt von Lübeck kommt "Rungholt-Feeling" auf
  • Die Protagonisten sind keine modernen Menschen in Verkleidung, sondern glaubwürdige Kinder ihrer Zeit
Negativ aufgefallen
  • Die ersten neunzig Seiten, bis Marek in München auftaucht, lassen sich etwas zäher an als gewohnt
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Rezension vom: 09.08.2011
Kategorie: Historisches
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