Jorian-Zyklus 03: Der ungeköpfte König
Story:
Nachdem er in der Geschichte um Die Uhren von Iraz nur mit knapper Not mit dem Leben davongekommen ist, ist Ex-König Jorian schon auf dem Weg ins nächste Abenteuer. Er will seine geliebte Frau Estrildis wieder an seine Seite holen. Die lebt nach wie vor im Schloss von Xylar, wo die königliche Garde nur darauf wartet, das Ende von Jorians Regentschaft mit der gebührenden Zeremonie zu besiegeln. Das Problem dabei ist, im Mittelpunkt dieses Ritus steht die Enthauptung des scheidenden Herrschers.
Der Held und sein alter Freund Karadur glauben, den perfekten Plan ausgeklügelt zu haben: Mit Hilfe eines Dämons wollen sie zum Schloss fliegen, Estrildis an Bord holen und auf dem gleichen Wege eilig wieder verschwinden. Aber wer die bisherigen Abenteuer des (noch) "Ungeköpften Königs" verfolgt hat, kann sich denken, dass auch dieses Vorhaben leichter gesagt als getan ist und Jorian und seinen Freunden noch viel Aufregung bevorsteht...
Meinung:
Dieser dritte und letzte Band des Jorian-Zyklus erschien im englischen Original ein rundes Dutzend Jahre nach seinem Vorgänger. Das merkt man "Der ungeköpfte König" aber überhaupt nicht an. Dieser Roman bietet ebenfalls kurzweilige, aber nicht gerade tiefgründige Abenteuer, in denen die Wurzeln des Autors in den Pulp-Magazinen der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts mehr als nur durchscheinen.
Auch die Handlung schließt praktisch nahtlos an "Die Uhren von Iraz" an. Jorian und Karadur haben die königliche Badewanne mit dämonischer Hilfe zu einem Fluggerät umfunktioniert und entkommen so nicht nur dem fremdenfeindlichen Mob, sondern hoffen auch, Königin Estrildis wiedergewinnen zu können. Denn die Lieblingsfrau des Ex-Königs lebt nach wie vor in dessen ehemaligen Schloss, gut bewacht von der Garde, die ihn nur zu gerne in die Finger bekommen würde. Aber mit einem Jorian von oben werden sie wohl kaum rechnen, oder? Natürlich klappt dieser Plan nicht so reibungslos wie gedacht und ist der Einstieg in weitere 250 Seiten Abenteuer.
Dabei trifft man einige Nebenfiguren wieder, die bereits im ersten Band eine Rolle spielten. Die Geschehnisse des zweiten Teils werden gelegentlich erwähnt, spielen aber kaum mehr eine Rolle. Der flüssigere Erzählstil, der den zweiten Band im Vergleich zum Auftakt auszeichnete, bleibt jedoch erhalten. Auch der Held lässt nach wie vor kaum eine nennenswerte Schwäche erscheinen, ist er doch in unzähligen Disziplinen, vom Schwertkampf über die Landvermessung bis zum Trickbetrug, mindestens der Zweitbeste. Diese Perfektion könnte dem Leser ordentlich auf die Nerven gehen, de Camp schreibt seinen Protagonisten aber mit so viel Augenzwinkern, dass es nicht dazu kommt. Außerdem sind sämtlich Figuren wie die ganze Geschichte so leichtgewichtig, dass es nicht lohnend erscheint sich ernsthaft darüber aufzuregen.
Für Stirnrunzeln könnte der aus heutiger Sicht leichtfertige Umgang mit dem Leben und der Freiheit anderer sorgen. Es ist völlig selbstverständlich, einen Dämonen zu versklaven und ihn erst nach der Leistung gewisser Dienste in seine heimatliche Existenzebene zu entlassen. Die Ankündigung, dass die Dämonenheit sich solches Vorgehen nicht mehr so einfach gefallen lassen will, sorgt eher für Erheiterung. Und als Jorian einen Angreifer nicht tötet, protestieren seine Kameraden lautstark. Zu einem willenlosen Diener sollte man ihn doch wenigstens machen, fordern sie. Aber auch diese Punkte werden mit Humor gebrochen und damit in ihrer Wirkung stark abgemildert.
"Der ungeköpfte König" ist eine gute Wahl, wenn man eine kurzweilige Lektüre für eine längere Zugfahrt oder Flugreise sucht. Mehr sollte man von dem Roman nicht erwarten, und mehr hat der Autor wohl auch nicht beabsichtigt.
Mit diesem Band findet die Geschichte um den Ex-König ihren Abschluss. Lyon Sprague de Camp schrieb noch weitere Geschichten im selben Universum, von denen jedoch keine auf Deutsch erschienen ist. Darunter soll, nach Berichten eines engen Freundes des Autors, auch das sein letztes Buch überhaupt sein. "Sedoulus Sprite" erreichte jedoch nicht die Qualität seiner sonstigen Werke und wurde nie veröffentlicht.
Fazit:
Der dritte Band schließt den Zyklus ab, wie die ersten beiden ihn begonnen haben: "Der ungeköpfte König" bietet kurzweilige Abenteuer ohne großen Tiefgang.
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Lyon Sprague de Camp
Jorian-Zyklus 03: Der ungeköpfte König
The Unbeheaded King
Übersetzer: Walter Brumm
Erscheinungsjahr: 1994
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Heyne Verlag
ISBN: 3-453-07795-4
253 Seiten
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