Die Flotte der Puppenspieler: Ein Ringwelt-Roman
Story:
Seit die Puppenspieler von der Explosion des galaktischen Zentrums erfahren haben, sind sie auf der Flucht, mitsamt ihrer Planeten. Sie leben auf diesen Welten jedoch nicht alleine, sondern gemeinsam mit Menschen, die für die ursprünglichen Bewohner die gefährliche Arbeit übernehmen. Doch dann stößt die Menschenfrau Kirsten Quinn-Kovacs auf ein uraltes Geheimnis, welches die Harmonie in der Weltenflotte nachträglich stört.
Meinung:
In der Science-Fiction-Welt ist sogenannte "Hard SciFi", also Zukunftsgeschichten, die auf harten wissenschaftlichen Fakten beruhen, eine besondere Spielart. Wer es schafft, dieses Sub-Genre zu meistern, wird meistens bekannt und berühmt. Nicht umsonst sind mit Arthur C. Clarke und Isaac Asimov gleich zwei dieser Vertreter Teil des Trios der berühmtesten Science-Fiction-Autoren.
Auch Larry Niven ist ein "Hard SciFi"-Spezialist. Der US-Autor ist vor allem durch seinen "Ringwelt"-Roman bekannt geworden. In jenem Buch schilderte er, wie eine Expedition, die sich aus verschiedenen Spezies zusammensetzt, das titelgebende Objekt untersucht. Gleichzeitig wurden dabei sehr viele interessante Details über die außerirdische Rasse der Puppenspieler bekannt, doch dazu später mehr. Niven hat auch für Film, Fernsehen und Comics geschrieben. So stammt die sogenannte "Green Lantern Bibel" ebenfalls aus seiner Feder.
Sein Ko-Autor ist Edward M. Lerner, der, bis er 2004 hauptberuflich Schriftsteller wurde, in der Flug- und Raumindustrie tätig war. Er hat viele Kurzgeschichten und insgesamt acht Romane geschrieben. Doch von seinen Solo-Werken ist hierzulande kein einziges erschienen.
"Die Flotte der Puppenspieler" spielt chronologisch gesehen kurz vor den Ereignissen, von denen man in "Ringwelt" lesen kann. Bindeglied zwischen beiden Büchern ist der Puppenspieler Nessus. Seine Spezies ist aus Herdentieren hervorgegangen und ist extrem paranoid. Sie versuchen jegliche Gefahr zu vermeiden, was sich beispielsweise darin äußert, dass ihre Wohnungen keine Ecken aufweisen. Wenn sie irgendwie bedroht werden, flüchten sie oder fallen in eine Art Starre, bei der sie sich schützend in einen Ball zusammenrollen. Ihre Furcht geht sogar soweit, dass sie auch mögliche Krisen-Quellen, bei denen noch nicht einmal klar ist, ob sie wirklich akut werden, beseitigen oder gar zu manipulieren versuchen.
Auch die Menschen zählen dazu. Denn sie sind aggressiv und scheuen keine Gefahr. Doch dies hat für die Puppenspieler auch einen Vorteil: Denn nur ihre Verrückten sind bereit, ihre Heimatwelt zu verlassen, und sich dort für die Ziele ihrer Spezies einzusetzen. Dies ist einer der Gründe, weshalb die Erdenbewohner von Nutzen für sie sein können. Und in dem Roman ist es auch tatsächlich so, dass beide Rassen miteinander in der Weltenflotte leben. Angeblich ist dies deshalb so, weil die Puppenspieler die Vorfahren der Menschen vor einer aggressiven Spezies gerettet haben. Doch die Beziehung zwischen diesen so unterschiedlichen Wesen ist nicht gerade von Harmonie geprägt. Denn immer mehr der Humanoiden sind auf der Suche nach ihrer wahren Herkunft, darunter auch die Navigatorin Kristen Quinn-Kovacs.
Dies sorgt in der Weltenflotte für Unruhe. Und dies wollen einige Puppenspieler nutzen, um die Menschen loszuwerden, notfalls auch mit Gewalt. In diese Situation wird auch Nessus einbezogen, der eine Beziehung mit dem Hintersten - so die Bezeichnung für den Anführer der Puppenspieler - hat. Er soll im Auftrag seiner Rasse für Ärger auf der Erde sorgen, was er auch macht.
Diese Handlungsebene ist ein kleines Schmankerl für die Leser des Romans "Ringwelt", erklärt diese doch viele Dinge, die in jenem Buch nur angeschnitten werden. Doch für diejenigen, die den Band nicht kennen, dürfte dieser Plot zwar interessant zu lesen sein, doch trägt er nicht wirklich viel zur eigentlichen Haupthandlung bei. Er wirkt von der Haupthandlung viel zu losgelöst.
Doch davon abgesehen ist die Story sehr spannend geschrieben. Besonders die Ereignisse um Kirsten tragen viel zur Faszination der Geschichte bei. Es ist eine wahre Schnitzeljagd, auf die sie sich begibt, immer mehr über die wahre Herkunft der Menschen erfahrend. Und für die Puppenspieler sind diese Erkenntnisse alles andere als schmeichelhaft, weshalb es auch kein Wunder ist, wenn diese mit allen Mitteln versuchen, die Enthüllung aufzuhalten. Man kann Kirsten nur für ihre Hartnäckigkeit bewundern, wenn sie selbst den spärlichsten Spuren folgt.
Geschickt vermeiden die Autoren es, die Ereignisse nur einseitig darzustellen. Sie gehen auch auf die Perspektive der Puppenspieler ein. Und man kann, trotz ihrer Taten, nachvollziehen, worauf ihre Entscheidungen basieren. Ihre Argumente wirken logisch und doch gleichzeitig anders, ganz so wie man es von einer anderen Spezies erwarten würde.
Deshalb lässt sich auch mit Fug und Recht dieser Roman mit "Reinschauen" bewerten.
Fazit:
Die Kooperation zwischen Larry Niven und Edward M. Lerne trägt den Titel "Die Flotte der Puppenspieler". Der Roman ist sehr gut gelungen, weil er auf die verschiedenen Perspektiven der so unterschiedlichen Spezien Mensch und Puppenspieler eingeht. Beide Seiten kommen in dem Buch sehr gut weg. Bemängeln muss man, dass der Plot rund um Nessus Erlebnisse auf der Erde nichts zur Haupthandlung beiträgt, sondern vielmehr nur ein Schmankerl für die Leser sind, die auch Larry Nivens Hauptwerk kennen. Trotzdem ist das Buch durchaus zu empfehlen.
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Larry Niven, Edward M. Lerner
Die Flotte der Puppenspieler: Ein Ringwelt-Roman
Fleet of Worlds
Übersetzer: Ulf Ritgen
Erscheinungsjahr: 15. Juli 2008
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Bastei Lübbe
Preis: € 8,95
ISBN: 978-3-404-24373-0
432 Seiten
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