Kinder des Judas
Story:
Leipzig 2007: Sia ist eine Sterbebegleiterin, die an den Betten jener wacht, die schon bald aus dem Leben scheiden. Doch was niemand weiß ist, dass sie kein Mensch ist, sondern ein Vampir, ein Kind des Judas. Und während in der Gegenwart ihr Halbbruder Marek ihr Leben durcheinander wirbelt, schreibt sie ihre Vergangenheit auf. Denn sie wurde 1662 in Serbien geboren und hat ein turbulentes Leben hinter sich.
Meinung:
Markus Heitz ist einer der aktuell erfolgreichsten deutschen Fantasy- und Science-Fiction-Autoren. Sein Debüt-Roman "Schatten über Uldart", der 2003 erschien, war preisgekrönt, doch den Durchbruch schaffte er mit der Roman-Reihe "Die Zwerge", die im selben Jahr erschien. Seitdem ist er freiberuflicher Schriftsteller sowie Mitbesitzer eines Irish Pubs und einer Studentenkneipe. Neben seinen eigenen Geschichten hat er auch Erzählungen geschrieben, die im Rollenspiel-Universum "Shadowrun" stattfinden.
"Kinder des Judas" ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Buch-Reihe. Die Fortsetzungen "Judassohn" und "Judastöchter" sind genauso wie der Anfangs-Roman im Knaur Verlag erschienen.
Heldin des Buches ist die Vampirin Sia. Sie ist ein Kind des Judas, eine besondere Art von Blutsaugern, die nur durch Köpfen oder Feuer umgebracht werden können. Geboren wurde sie 1662 in Serbien, welches damals Teil des osmanischen Reiches war. Aufgrund eines sogenannten "Teufelmals" wird sie in ihrer Kindheit von anderen geschnitten. Als ihre Mutter umgebracht wird, flieht sie und wird bald darauf von ihrem Vater Karol Illciz gefunden und mitgenommen. Er bildet sie wissenschaftlich aus und führt sie in die Welt der "Kinder des Judas" ein. Doch dann wird er von aufgebrachten Dorfbewohnern umgebracht, die ebenfalls auch Sia töten. Während jedoch für ihren Erzeuger dies das Ende seiner Existenz bedeutet, erwacht sie zu neuem untoten Leben. Bald darauf trifft sie auf ihren Halbbruder Marek und erkennt schnell, dass ihre Kollegen kein Interesse an den normalen Menschen haben. Und so beschließt sie, alles zu tun, um ihre Mit-Vampire zu töten.
Seitdem sind mehrere Jahrhunderte vergangen, in denen Sia viel Freude aber auch Leid erfahren hat. Um zu verhindern, dass ihre Nachkommen nach dem Tod ebenfalls zu Vampiren werden, wacht sie über sie. Und falls jemand über die Stränge schlägt, ist sie strafend zur Stelle. Doch dann dringt Marek wieder in ihr Leben ein und es kommt zur Konfrontation. Jahrhundertelange Konflikte erwachen wieder und alles läuft auf einen gigantischen Showdown hinaus.
Mit 704 Seiten ist "Kinder des Judas" ein sehr großer Roman. Und Markus Heitz hat auch einiges zu erzählen. Dabei ist das schöne, das man als Leser nicht genug kriegen kann. Denn das Buch ist äußerst spannend und mitreißend.
Dies lässt sich besonders an der Person Sia feststellen. Der Autor verheimlicht nie, das sie eigentlich eher so etwas wie ein Raubtier ist, das zum Überleben auf die Blutzufuhr der Menschen angewiesen ist. Doch gleichzeitig wird auch klar, dass ihr, im Gegensatz zu den anderen, sehr viel mehr am Wohlergehen der Sterblichen gelegen ist. Dies ist auch der Anlass, weshalb sie am Ende mit ihren Artgenossen bricht. Sie hat die Lügen satt und wird dadurch zu einer Ausgestoßenen. Nicht dass ihr dies etwas ausmachen würde.
Glaubwürdig schildert er ihre Motive. Doch dasselbe gilt auch für Marek, der größtenteils die Rolle des Antagonisten einnimmt. Sein Wunsch ist es, sein Leben zu verlängern, denn selbst Kinder des Judas sterben irgendwann auf natürliche Art und Weise.
Geschickt pflegt Markus Heitz die verschiedensten Vampir-Mythen in die Geschichte ein. Und von Anfang wird klar, dass es mehrere Sorten dieser Blutsauger gibt. Und diese sind äußerst abwechslungsreich beschrieben. So gibt es eine Spezies, die wie ein wandelnder Schatten ist, während andere eher an Succubi erinnern.
Auch die Darstellung der verschiedenen historischen Epochen weiß zu gefallen. Hier das moderne Zeitalter, mit all seinen technischen Möglichkeiten. Dort die Renaissance, die sich allerdings in den Dörfern nicht bemerkbar macht. Dort herrscht immer noch der Aberglaube und die Furcht vor dem Übernatürlichen. Hier lässt der Autor einige der alten Mythen von damals einfließen, zum Beispiel das das Blut einer Hexe auf dem Grab eines frisch Verstorbenen einen Vampir hervorbringt. Was an diesen jetzt Aberglaube ist und was nicht, lässt sich nicht immer hundertprozentig klären.
Doch dies schadet dem Roman, der sehr gut geworden ist, überhaupt nicht.
Fazit:
Markus Heitz hat mit "Kinder des Judas" einen eindrucksvollen Vampir-Roman geschrieben. Die Abenteuer der Protagonisten Sia sind mitreißend und sehr spannend geworden. Als Leser kann man das Buch nur sehr widerstrebend aus der Hand legen. Aber auch die ganzen Infos, die der Autor mit in die Handlung einfließen lässt, wie beispielsweise die verschiedenen Blutsauger-Sorten, tragen mit dazu bei, dass dieses Buch ein wahrer Klassiker geworden ist!
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