Star Trek - Deep Space Nine: Ein Stich zu rechten Zeit
Story:
Nach zehn Jahren Exil ist Garak zurück auf seiner Heimatwelt Cardassia. Der Planet und seine Infrastruktur sind immer noch in Trümmern, dank des Angriffes des Dominions. Und schon recht bald muss der Rückkehrer erkennen, dass der Planet jemanden braucht, der die einzelnen Teile zusammenfügt. Einen Schneider, wie er es ist.
Meinung:
Die "Star Trek"-Serie "Deep Space Nine" war auf Grund ihres stationären Charakters mit einer Vielzahl an wiederkehrenden Personen gesegnet. Zu diesen gehörte auch Garak, der cardassianische Schneider, der in Wahrheit jedoch ein Geheimagent war, wenn auch im Exil. Im Laufe der sieben Jahre, in denen "DS9" im Fernsehen lief, entwickelte sich zwischen ihm und dem Stationsarzt Julian Bashir eine Art freundschaftliche Beziehung. Fast immer umgab den Cardassianer etwas Mysteriöses, Geheimnisvolles, was durch sein freundliches Verhalten nur noch verstärkt wurde.
Meisterhaft wurde Garak durch Andrew J. Robinson Leben eingehaucht. Er verstand, durch kleinste Nuancen seine Figur zu einer der beliebtesten der Serie zu machen. Und nach dem die letzte Folge über den Bildschirm flimmerte, durfte er etwas Ungewöhnliches machen: Er schrieb die offizielle Biografie seines Charakters.
Es ist eher selten, dass Schauspieler auch Bücher mit fiktivem Inhalt schreiben. Bei "Star Trek" hat dies bislang nur William Shatner gemacht, der Darsteller von James T. Kirk aus der klassischen Serie und den ersten sieben Kinofilmen. Wobei bei seinen Romanen sich die Frage stellt, ob er sie wirklich alleine geschrieben hat, oder ob ihm nicht der eine oder andere Co-Autor "geholfen" hat.
Als Schauspieler dürfte Andrew J. Robinson nicht nur "Star Trek"-Fans bekannt sein, sondern auch Cineasten. Er war der "Scorpio"-Killer aus dem ersten "Dirty Harry"-Film. Neben seiner Arbeit als Darsteller arbeitet er auch als Regisseur.
Nach Jahren des Exils ist Elim Garak zurück in seiner Heimat. Nach dem Dominion-Krieg ist seine Welt größtenteils zerstört und der zukünftige Weg, den der Planet nehmen wird, ist noch unklar. Und so erinnert sich der Schneider an seine Vergangenheit. Aufgezogen von liebevollen Eltern, kommt er bald in die Elite-Akademie "Bamarren-Institut". Dort wird er hart gedrillt und muss bald schmerzhaft lernen, niemand zu vertrauen. Er kommt in den Obsidianischen Orden, dem cardassianischen Geheimdienst, und steigt schnell auf. Er sabotiert auf Geheiß seiner Vorgesetzten diplomatische Bemühungen, bis er eines Tages einen Fehler begeht und nach "Deep Space Nine" exiliert wird. Dort bleibt er auch, als die Station der Föderation übergeben wird, und wird schon recht bald Teil der Bemühungen das Dominion zu schlagen.
Andrew J. Robinson gelingt es ohne Probleme, einen Roman zu schreiben, der nicht nur Garak näher charakterisiert, sondern sich auch ausgiebig mit der cardassianischen Gesellschaft beschäftigt. Auf diese Weise erlangt man als Leser einen Blick hinter die Kulissen und lernt neues über diese Welt und die Mentalität der Bewohner. Dies ist höchst interessant und erklärt einiges, was man im Fernsehen erfahren hat. So war die militärische Herrschaft Ergebnis einer langen Entwicklung, in der es darum ging, das Überleben auf einem trockenen und ressourcenarmen Planeten zu sichern.
Doch im Mittelpunkt des Buches steht natürlich Elim Garak. Anfänglich, wenn die Ereignisse aus seiner Jugend geschildert werden, mag man ihn kaum wieder erkennen. Doch dann, je weiter sich die Handlung entwickelt, desto mehr Merkmale der Person, die man aus der Fernsehserie kennt, treten hervor. Darunter auch sein Sinn für feine Ironie.
Dies ist das Ergebnis von vielen Enttäuschungen, die der Protagonist durchmacht. Sein Vater ist nicht sein wirklicher, er wird von einigen Personen belogen und wann immer er glaubt, es geht aufwärts, geschieht genau das Gegenteil. Dem gegenüber stehen zwei andere Handlungsebenen. In der einen wird geschildert, wie sich Garak langsam dazu entschließt, zurück auf seine Heimatwelt zu kommen. Und in der anderen wird dargestellt, wie die Bevölkerung von Cardassia den Wiederaufbau und den Schritt in eine neue politische Zukunft wagt. Auch dies liest sich sehr gut, auch wenn dieser Handlungsfaden ein wenig zu kurz kommt.
Neben dem gewohnt guten "Cross Cult"-Anhang, in dem Julian Wangler sich mit den Cardissianern beschäftigt, ist auch eine Karte mit bei. Diese erleichtert doch erheblich die Orientierung bei den diversen Ortswechseln der Handlung.
Fazit:
Andrew J. Robinson präsentiert mit "Ein Stich zu rechten Zeit" einen klasse Roman, der nicht nur seinen Charakter Elim Garak näher charakterisiert, sondern sich auch ausführlich mit der cardassianischen Gesellschaft beschäftigt. Äußerst detailliert schildert der Autor die Entwicklung, die der Protagonist durchmacht. Und diese ist hochinteressant zu lesen. Schade ist, dass der Handlungsfaden mit der Entwicklung Cardassia nach der Niederlage des Dominions zu kurz kommt. Trotzdem kann man ohne Bedenken bei diesem Roman zugreifen.
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