The Marvel Vault
Story:
In der Welt der US-Amerikanischen Comics ist der Marvel Verlag längst nicht mehr wegzudenken. Seit Jahrzehnten eine dominante Macht in diesem Bereich, hat er dennoch einige Höhen und Tiefen erlebt. Und diese Ereignisse werden im Buch vorgestellt.
Meinung:
War der Name "Marvel" hierzulande lange Zeit nur Fans von US-Amerikanischen Comics ein Begriff, so hat sich dies in den letzten Jahren drastisch geändert. Seit dem Erfolg der Marvel-Verfilmungen der letzten Jahre kennen auch Durchschnittsmenschen den Verlag. Allerdings ohne von dessen interessanten Vergangenheit zu wissen.
Mit "The Marvel Vault", einem sogenannten "Museum-in-a-Book" ist vor einiger Zeit ein Buch erschienen, welches gegen diese Unwissenheit vorgeht. Die Autoren sind Roy Thomas und Peter Sanderson. Besonders der erstgenannte ist Eingeweihten ein Begriff. Denn wie kein anderer hat er lange Zeit das Werden des Verlags miterlebt. Für ein Jahr lang war er sogar dessen Chefredakteur! Auch sein Schreibpartner kennt sich in der Welt der bunten Bilder bestens aus. Denn er war der erste Archivar, denn dieser Verlag hatte. Des Weiteren hat er auch sehr viel Sekundär-Literatur über Marvel geschrieben. Allerdings hat kein einziges seiner Werke den Weg nach Deutschland geschafft.
Die beiden Autoren gehen in ihrem Buch chronologisch vor. Sie erzählen von den Anfängen, als der Verlag noch Timley hieß und Comics etwas Neues waren, über den Beginn als "Marvel Comics", bis hin zum Jahre 2007. Dabei nehmen sie sich jedes Jahrzehnt einzeln vor und wissen von vielen Dingen zu berichten, die für den einen oder anderen eine Neuigkeit sind. Das beispielsweise Stan Lee gemeinsam mit anderen Comic-Schaffenden einige ihrer Geschichten auf der Bühne aufführten, ist eine interessante Information. Zu gerne wäre man damals dabei gewesen.
Was das Buch außerdem lesenswert macht, sind die vielen Extras. Mit Skizzen unfertiger Seiten, diversen Cover-Abbildungen oder Dingen wie Postkarten mit Marvel-Motiven, gibt es jede Menge Dinge zu bestaunen. Dabei ist das Schöne, dass diese Objekte nicht nur fürs Auge da sind, sondern auch herausgenommen werden können. Ebenso gibt es auch kurze Erläuterungen, mit was man es hier zu tun hat. Auch die vielen Fotos, die die diversen Kreative aus unterschiedlichen Zeiten darstellen, sind lobend hervorzuheben.
Auch gefällt, dass gewisse Konflikte innerhalb des Verlages nicht verschwiegen werden. Auch, wenn Jack Kirbys zweifacher Weggang Comicfans bekannt ist, dürfte für Nicht-Kenner dies eine interessante Erfahrung sein. Ist es doch ein Zeichen, das nicht alles harmonisch war in jenen Zeiten.
Doch leider verschweigen die Autoren dafür andere Dinge. Sachen, wie zum Beispiel den frühen Tod von Joe Maneeley, dessen Zeichnungen den Verlag besonders in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg prägten, erfährt man erst dann, wenn man sich die Mühe macht, ein wenig selber zu recherchieren.
Ein weiteres Manko ist, dass die Kapitel um so oberflächlicher und uninteressanter werden, je näher das Buch an die heutige Zeit kommt. Es scheint fast so, als ob die Autoren sich nur für die Zeit von dem Ursprung bis in die 60er Jahre interessiert haben. Die darauf folgenden Jahrzehnte wirken eher wie nebenbei abgehandelt.
Dennoch ist das Buch durchaus interessant und lesbar.
Fazit:
Roy Thomas und Peter Anderson haben mit "The Marvel Vault" ein hochinteressantes Sachbuch geschrieben. Sie beschäftigen sich mit der Geschichte des bekannten Comic-Verlages und präsentieren dabei viele hochinteressante Infos. Hinzu kommen auch die vielen Extras wie Abbildungen von Skizzen, Cover oder gar herausnehmbare und anschaubare Briefmarken. Allerdings werden interessante Infos, wie der frühe Tod eines berühmten Marvel-Künstlers, nicht erwähnt. Auch ist es schade, dass ab den 70er Jahren die Ereignisse eher oberflächlich abgehandelt werden. Dennoch hat man es hier mit einem guten Buch zu tun, welches vor allem für Unkundige zu empfehlen ist.
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