Der Wolf im Schafspelz tappt im Dunkeln
Story:
Jemandem kann "das Wasser bis zum Halse stehen". Oder eine Person gibt "Lippenbekenntnisse". Redensarten sind ein alltäglicher Bestandteil unserer Sprache, doch kaum jemand weiß, woher sie ursprünglich stammen. "Der Wolf im Schafspelz tappt im Dunkeln" soll da Abhilfe schaffen.
Meinung:
Es ist ein Zeichen einer gewissen Bildung, wenn man seine Sprache mit Redewendungen verfeinert. Dabei werden diese geflügelten Worte nicht nur bewusst, sondern auch des Öfteren unbewusst verwendet. Und in den meisten Fällen ist man sich im Unklaren darüber, woher sie stammen. Um diese Wissenslücke zu schließen gibt es viele Nachschlagewerke, die sich darauf spezialisiert haben.
Auch Frau Sigi Kube hat beschlossen, ihren Beitrag zu leisten. Dabei handelt es sich bei "Der Wolf im Schafspelz tappt im Dunkeln" um ihr Erstlingswerk. Bislang war sie eher als freie Redakteurin und Journalistin tätig, die für diverse Printmedien und den Hörfunk gearbeitet hat. Das sich hier dennoch keine unbedarfte Person an die Arbeit gemacht hat, fällt beim Lesen auf. Informativ schreibt sie über Begriffe wie "Tohuwabohu" oder "Paternoster" und reichert sie mit interessanten Details an. Das beispielsweise das Prinzip von letzterem ursprünglich aus China stammte, dürfte den meisten bislang wohl unbekannt gewesen sein.
Auf dem ersten Blick ist unklar, nach welchem Prinzip die Einträge gegliedert wurden. Es ist schon mal nicht das Alphabet, was man schon anhand des Inhaltsverzeichnisses schließen kann. So folgt beispielsweise auf "Der schnöde Mammon" "Perlen vor die Säule werfen". Die zu zugrunde liegende Ordnung erschließt sich erst beim Lesen. Es stellt sich nämlich heraus, dass Frau Kube sich an der Bibel orientiert, und das Buch der Bücher ausnahmslos als Quelle für ihre Redewendungen verwendet. So fängt sie mit der "Genesis" an und hört mit der "Offenbarung des Johannes" auf. Dies ist auch das Manko des Lexikons. Der Anspruch, die Herkunft alltäglicher Redewendungen zu klären, lässt sich nämlich so nicht erfüllen. Denn Formulierungen wie "Den Stuhl vor die Tür setzen" oder gar "Was hinter die Ohren schreiben" fallen so unter den Tisch.
Doch abgesehen davon, kann man Frau Kubes Vorgehensweise nur loben. Anstatt die Wendungen kurz und knapp abzuhandeln, nimmt sie sich den Platz, sich ihnen ausführlich und verständlich zu widmen. Mindestens zwei Seiten bis maximal vier Seiten stehen jeder Redewendung zur Verfügung. Dies ist ein eindeutiges Zeichen dafür, wie viel Mühe die Autorin sich mit ihrem Debüt gemacht hat. Und man erlebt sogar die eine oder andere Überraschung, da geflügelte Wörter wie "Krethi und Plethi" sicherlich nicht von jedermann in seinem alltäglichen Sprachgebrauch verwendet werden.
Was dem Lexikon eindeutig fehlt ist ein alphabetischer Index. Eigentlich für jedes Nachschlagewerk ein Muss, weil man sonst so auf das sperrige Inhaltsverzeichnis angewiesen ist, was spontanes Nachgucken eher erschwert. Die Entscheidung darauf zu verzichten wirkt eher leserunfreundlich, weshalb das Buch dann doch etwas an Reiz verliert.
Fazit:
Mit "Der Wolf im Schafspelz tappt im Dunkeln" gelingt Frau Sigi Kube ein fast gutes Debüt. Sie beschäftigt sich mit dem Ursprung und der Entstehung von Redensarten, allerdings nur basierend auf der Bibel. Dadurch fallen leider andere Redewendungen komplett unter den Tisch. Ebenso fehlt dem Buch ein alphabetischer Index, der das spontane Nachschlagen erleichtert.
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