Doppelgänger
Story:
Miryou hat es geschafft! Sie wird zur Hexe geweiht. Doch dann läuft etwas schief und sie entdeckt, dass sie einen Doppelgänger hat. Diesen muss sie töten, will sie endlich Magie ausüben. Doch ihr Gegenstück ist eine Kopfgeldjägerin, die auf den Namen Mirage hört und sich zu wehren weiß. Keine einfache Aufgabe also für die angehende Hexe.
Meinung:
Mit "Doppelgänger" ist nun das Erstlingswerk der Amerikanerin Marie Brennan erschienen. Dabei handelt es sich um Pseudonym von Bryn Neuenschwander, die seit 2004 regelmäßig Geschichten schreibt. Hauptsächlich sind diese eher Kurzgeschichten, aber auch längere Erzählungen befinden sich in ihrem Oeuvre.
In ihrem Debüt-Roman erschafft sie eine faszinierende Welt, bei der man gleich merkt, wie viel Gedanken Frau Brennan sich über die einzelnen Aspekte gemacht hat. Ihre Geschichte hat zwei Heldinnen, die zuerst nichts miteinander zu tun haben. Da wäre zum einen die Kopfgeldjägerin Mirage, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Eclipse den Mord an einer Hexe untersucht. Eine Angelegenheit, die sich bald als ziemlich komplex herausstellt.
Auf der anderen Seite steht Miryou, eine angehende Hexe. Bei ihrer allerletzten Prüfung wird entdeckt, dass sie eine Doppelgängerin hat. Dies verhindert, dass sie ihre Magie ungehindert ausüben kann, weshalb sie persönlich ihr Gegenstück töten muss. Und so macht sie sich schweren Herzens auf, einen Mord zu begehen.
Wenn man die beiden Protagonistinnen vergleicht fällt auf, wie sehr sie sich unterscheiden. So ist Mirage direkt heraus und Ärger nicht abgeneigt. Ebenso ist sie auf Hexen schlecht zu sprechen. Miryou hingegen hat ihr ganzes Leben auf das Ziel ausgerichtet, eine solche zu werden und sieht sich jetzt einer unfassbaren Aufgabe gegenüber, die sie nur zögerlich angeht. Beiden ist gemein, dass sie sich gerne über Regeln oder Vorgaben hinweg setzen. Dies und ihre ähnliche äußere Gestalt sind ein untrügliches Indiz dafür, dass beide im Prinzip zwei Seiten einer Person sind.
Aber auch der Plot ist interessant. Seine verschiedenen Handlungsebenen sorgen dafür, dass Langeweile so schnell nicht aufkommt. Schon allein zu lesen, wie sich langsam aber sicher die Wege von Mirage und Miryou nähern und sich dann letzten Endes kreuzen, macht einen Großteil der Spannung des Romans aus. Aber auch die diversen Verschwörungen, die im Hintergrund ablaufen, tun ihr Übriges, dass man den Roman so schnell nicht aus der Hand legt.
Sehr gut ist auch, dass nach dem Ende der Geschichte es ein Glossar gibt. In diesem werden nochmal alle auftretenden und erwähnten Personen und Begriffe kurz erläutert, was dem Roman, der sonst arg unübersichtlich geworden wäre, sehr gut tut.
Doch es gibt auch einige Enttäuschungen. Da wäre zum einen die Rolle von Gespenst, einem Rivalen von Mirage und Eclipse. Er arbeitet gegen sie und lockt sie sogar mal in eine Falle. Er scheint ihnen überlegen zu sein, doch dann verschwindet die Figur auf einmal, nur um dann am Ende wieder aufzutauchen und schon fast wie nebenbei eliminiert zu werden.
Auch wirkt der Abschluss der Geschichte ziemlich überstürzt und eher unpassend, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit Marie Brennan auf die genaue charakterliche Darstellung von Miryou und Mirage verwendet hat. Da es eine Fortsetzung der Geschichte gibt, bleibt es abzuwarten, was die Autorin aus dem Ende macht.
Fazit:
Marie Brennans Debüt-Roman "Doppelgänger" überzeugt durch seine faszinierende Welt, in der auf jeder Seite deutlich ist, wie viel Gedanken sich die Autorin bei der Erschaffung jener gemacht hat. Auch die Figuren Miryou und Mirage werden dem Leser sofort sympathisch. Der Plot des Buches ist außerdem sehr spannend geworden, und durch das Glossar nach dem Ende der Geschichte verliert man auch nicht die Übersicht über die diversen Figuren. Schade ist, das einiges an Story-Potential am Schluss vergeudet wird.
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