Star Trek TNG 5: Mehr als die Summe
Story:
Die U.S.S. Einstein wurde von
den Borg assimiliert und wird nun mehr als Frankenstein
bezeichnet. Während eine erste Gefahr der kybernetischen Macht
abgewehrt werden konnten, ist es nun Jean-Luc Picard's
Aufgabe die neuerliche Bedrohung durch das Schiff zu stoppen.
Doch zuvor hat sich der Captain endlich mit der Schiffsärztin
Beverly Crusher vermählt. Obwohl die Zeiten schwierig sind, wünscht
sie sich ein gemeinsames Kind mit ihm. Doch dieser ist von dieser
Idee nur wenig begeistert und konzentriert sich auf die bevorstehende
Mission.
Eine hochentwickelte Zivilisation hat
ein Netzwerk von Transwarpknoten erbaut und die Borg zeigen Interesse
daran. Ein anderes Föderationsraumschiff, die U.S.S. Rhea,
hat dieses Netzwerk ebenfalls entdeckt, wurde jedoch angegriffen. Nur
ein Besatzungsmitglied, T'Ryssa Chen, konnte vorerst auf mysteriöse
Art und Weise gerettet werden. Als neuer Kontaktoffizier an Bord der
Enterprise will sie nun Picard unterstützen um ihren früheren
Kameraden zu helfen.
Meinung:
Der nächste Teil der Borg-Romane innerhalb der "The Next Generation"-Buch-Reihe stellt
vor allem einen Aspekt in den Vordergrund: Familie. Diese waren
zwar gerade auch in der TV-Serie immer wieder ein willkommenes Thema,
doch in diesen düsteren Endzeitromanen und der Borg-Bedrohung würde
man dies nicht unbedingt vermuten.
Der US-Amerikaner Christoper
L. Bennett ist durchaus ein Veteran im Romanuniversum von „Star
Trek“ und daher überrascht es auch nicht, dass er die Charaktere
und deren Eigenarten perfekt beschreibt und auch sehr viele Verweise
auf Ereignisse früherer Serien-Episoden einbaut. Der gelernte Physiker hat bereits zwei Romane in der "Titan"-Serie verfasst, sowie Beiträge zu einigen Anthologien geleistet und schreibt immer wieder Artikel für diverse Science-Fiction-Zeitschriften.
Es ist erfreulich, dass wir mehr über Geordi LaForge's Gefühlswelt erfahren.
Einerseits wissen wir zwar, dass der Tod seines Freundes Data
schwierig zu verarbeiten war, andererseits rückt auch für den
Chefingenieur der Enterprise der Wunsch nach einer Freundin oder gar
Familiengründung in den Vordergrund. Sicherlich eine Facette dieses
Charakters, welche wir noch nie in dieser Deutlichkeit erlebt haben.
Ebenso intensiv und bisher in dieser Deutlichkeit noch nicht bekannt, ist der fast schon zwanghafte Wunsch nach einem gemeinsamen Kind von Schiffsärztin Dr. Beverly Crusher
mit Captain Picard. Natürlich mag dies nach den
jüngsten Ereignissen, wie beispielsweise der Entführung durch die Romulaner (siehe Band 1), sowie ihre Beziehung und
Hochzeit mit Picard, nachvollziehbar
sein. Dennoch wirkt das Gedränge zur Zeugung eines Babys etwas
zuviel des Guten. Vor allem schlägt sich diese Situation etwas auf
die Psyche des Captains nieder. Er will zwar seinen Familienstammbaum
weiterführen, doch scheint ihm der aktuelle Zeitpunkt nicht richtig
dafür. Zum Glück ist Guinan (welche in der Serie & Filmen von
Whoopi Goldberg verkörpert wurde) an Bord, um ihn mit Ratschlägen zu
unterstützen.
Außerdem ist die Mannschaft
von Picard wieder einmal im Umbruch. Neben einer neuen
Wissenschaftsoffizierin namens Dina Elfiki und dem freiwilligen
Abgang des eher ungeliebten Sicherheitschefs Leybenzon, ist wohl das
ungewöhnlichste neue Besatzungsmitglied die Halbvulkanierin T'Ryssa
Chen. Sie wird von dem Captain als Kontaktspezialistin an Bord geholt und
stellt für viele eine Belastungsprobe dar. Die junge Frau ist
nämlich anders als alle Vulkanier, die wir zuvor kennen gelernt
haben. Keine Spur von kontrollierten Emotionen, Logik und
Berechenbarkeit. Man hat eher das Gefühl, einem aufmüpfigen
Teenager zu begegnen. Doch die junge Frau kann sich bald bei einer
ersten Mission beweisen, wenngleich sich ihre Herangehensweise stark
von der ihres Vorgesetzten unterscheidet. Gerade sie ist aber jene Person, welche
für die Mission am wichtigsten ist. In dem instabilen Raumgebiet mit
den zahlreichen Kohlenstoffplaneten existieren Lebensformen, welche
zuerst mit der jungen Frau Kontakt aufgenommen haben. Dies taten sie in dem sie
Erinnerungen aus ihrem Geist benutzten, um mit ihr zu kommunizieren. In der
Folge bezeichnet Chen die Wesen als Noh-Engel. Diese Wesen wollen von
der Besatzung der Enterprise den Sinn der Begriffe "Familie" und "Fortpflanzung"
verstehen.
Diese Gelegenheit erhalten die Noh-Engel auch am Bord der
Liberator. Dieses wird von einem weiteren alten Bekannten
befehligt, Hugh. In der Fernsehserie war er ein Borg, welcher von
der Enterprise-Crew befreit wurde und schlussendlich eine Gruppe von Artgenossen anführte, welche sich ebenfalls vom Kollektiv trennten. Auch bei
dieser Besatzung steht das Thema Familie im Vordergrund. So will er
mit seiner Partnerin, einem ehemaligen Enterprise-Besatzungsmitglied, unbedingt die Möglichkeit erlangen, sich
fortzupflanzen. Dieser Umstand führt aber nicht nur in Hugh seiner Mannschaft, sondern
teilweise auch bei der Enterprise-Crew, zu Kontroversen. Man
befindet sich mit den kybernetischen Killern im Krieg und dann würde
man eine Möglichkeit suchen, wie sich diese auf natürlichen Weg
vermehren können?
Hier drückt Autor Bennett einfach zu viel auf die
Soap-Tube. In manchen Passagen wirkt diese Familienthematik
zu aufgesetzt und unnatürlich. Verständlich wenn Beverly Crusher
ein Kind mit ihrem Mann will. Auch dass die Befreiten ihren
eigenen Fortbestand sichern wollen. Doch die Bedrohung durch die Borg
kommt eher zu wenig zur Geltung. Erst in den letzten Kapiteln nimmt
die Handlung nochmals Fahrt auf. Ein erbitterter Kampf mit einem
weiteren, bekannten Opfer ist die Folge.
Es sei noch der
Cliffhanger erwähnt, wo der unsympathische Ex-Sicherheitsoffizier
Leybenzon den Borg, einen von der Föderation entwickelten Kampfstoff unbeabsichtigt
in die Hände spielt. Somit bleibt es extrem spannend, wie es um die
Zukunft der Planetenallianz steht, nachdem die Borg immer tiefer in
den Föderationsraum eindringen und dabei unzählige Leben und Welten
auslöschen.
Im üblichen Anhang dieses Romanes geht Julian Wangler näher auf das Thema „Familienleben im All“ ein. Wie üblich ist dies sehr informativ geworden
Fazit:
Mit „Mehr als
die Summe“ ist Christopher L. Bennett einer der besten
TNG-“Relaunch“-Romane gelungen. Zahlreiche interessante
Charakterwendungen, auch von einigen Nebencharakteren erfrischen die
düstere Grundstimmung. Fans von Picard & Co. sollten unbedingt
zugreifen.
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