Methusalems Kinder
Story:
Ein Mann, der eine Maschine entwickelt, mit der man herausfinden kann, wie lange eine Person leben wird. Eine Rebellion, die rollende Straßen in Gefahr bringt. Die kühne Vision eines Mannes, den Mond zu erobern, und wie er diese umsetzt. Eine Agentur, die beauftragt wird, das Unmögliche möglich zu machen. Und die Geschichte einer Gemeinschaft von Ausgestoßenen, die sich aufmachen, das All zu entdecken. Diese und noch viele Geschichten mehr sind in "Methusalems Kinder" enthalten.
Meinung:
Im Science-Fiction-Bereich steht der Begriff der "Future History" für Geschichten, die die mögliche Entwicklung der Zukunft erzählen. Beispiele hierfür sind Frank Herberts "Dune"-Universum, oder die Erzählungen von Larry Niven in seinem "Known Space".
Bekannt wurde dieser Begriff jedoch erst durch die Geschichten von Robert A. Heinlein. Jener war ursprünglich bei der Navy, ehe er 1934 aus Krankheitsgründen entlassen wurde. 1939 fing er dann mit dem Schreiben an und entwickelte sich schnell zu einem der profiliertesten Autoren des Science-Fiction-Genres. Bis zu seinem Tod im Jahre 1988 war er als Schriftsteller aktiv.
Heinlein wird neben Isaac Asimov und Arthur C. Clarke gerne als einer der großen drei Science-Fiction-Autoren bezeichnet. Aber anders als die anderen beiden war er kein Hard-Sci-Fi-Schreiber. Stattdessen war seine Spezialität Geschichten mit einem sozialen Schwerpunkt zu erzählen. Ebenso konzentrierte er sich darauf, die verschiedenen Aspekte von physischer und psychischer Liebe zu beleuchten.
"Methusalems Kinder" ist dabei das Kernstück seines Werkes. Dies, und die Geschichten um die Figur Lazarus Long gehören mit zu den bedeutendsten Erzählungen des Science-Fiction-Genres.
Die vier Romane und siebzehn Erzählungen, die der Bastei Lübbe Verlag gesammelt in einem Buch herausgebracht hat, sind alle zu unterschiedlichen Zeiten von Heinlein geschrieben worden. So wurde "Außenseiter", die vorletzte Geschichte in dem Band, eigentlich fast zeitgleich mit "Lebenslinie", dem allerersten Teil dieser "Future History", veröffentlicht. Für dieses Buch wurden alle so geordnet, dass die Zeitenabfolge innerhalb der Geschichten stimmig ist.
Heinleins Geschichten bieten dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Charakteren dar. Es gibt den selbstbewussten Multimillionär und Unternehmer, der in "Der Mann, der den Mond verkaufte" alles auf eine Karte setzt, nur um den Erdtrabanten zu erreichen. Oder den blinden, ehemaligen Raumfahrer, der sein Überleben in "Die grünen Hügel der Erde" als Barde sichert. Oder die beiden Trunkenbolde, die sich in "Imperialistische Logik" auf eine dumme Wette einlassen. Jede dieser Figuren ist einzigartig, und als Leser wird man sofort von ihnen in Bann gezogen.
Ebenso rufen die Erzählungen des Autors die unterschiedlichsten Reaktionen hervor. So verspürt man Melancholie, wenn in "Requiem" zwei Astronauten einem alten Mann den letzten Wunsch erfüllen. Und man fiebert mit, wenn in "Wenn das so weitergeht…" eine Diktatur gestürzt wird.
Das Niveau der verschiedenen Geschichten ist dabei stark schwankend. Es gibt Ausreißer nach unten, wie zum Beispiel "Wie schön, wieder zu Hause zu sein!", doch sind diese eher selten. Und es ist auch einfach unmöglich, bei so vielen Erzählungen ein gleichbleibendes Niveau zu halten. Außerdem bringen vor allem die Romane, wie zum Beispiel das titelgebende "Methusalems Kinder" den Band wieder auf Höchstform.
Für jeden Fan von Science-Fiction-Geschichten ist etwas im Buch dabei. Sei es Humor wie in "… wir führen auch Hunde spazieren" oder eine Prise Liebesdrama wie in "Das Ekel von der Erde", man kann alles möglich vorfinden. Und dies ist ein weiterer Grund, weshalb dieses Buch so ein Must-Have ist.
Wer jetzt übrigens ein Buch erwartet, in dem die diversen Geschichten klar aufeinander aufbauen, der dürfte enttäuscht sein. Die verschiedenen Elemente sind nur lose miteinander verknüpft, was dem Band allerdings nicht schadet.
Ebenfalls enthalten ist ein Vorwort von Damon Knight, einem weiteren berühmten Science-Fiction-Autoren, sowie eine Zeittafel, die den Ablauf der Ereignisse illustriert. Leider wird das Buch nicht mehr verlegt, so dass der geneigte Käufer es sich über den Gebrauchtmarkt besorgen muss.
Fazit:
Robert A. Heinleins "Methusalems Kinder" ist ein 1000 Seiten langer Wälzer, der eine Vielzahl an verschiedenen Geschichten bietet. Vier Romane und siebzehn Erzählungen warten darauf, dass der Leser sie entdeckt, und über die unglaubliche Varianz an Charakteren und Emotionen erstaunt ist. Dass dabei nicht jede Geschichte ein gleich hohes Niveau hat, versteht sich von selbst. Doch Ausreißer nach unten gibt es nur wenige. Und so ist der Band ein Must-Have für jeden Science-Fiction-Fan.
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