Die Rätsel von Karenta 2: Fauler Zauber
Story:
Garrett hat sich inzwischen in seiner neuen Behausung eingerichtet. Zwar hat der Tote Mann noch so seine Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass es nicht mehr sein Haus ist, und er jetzt quasi zur Untermiete lebt, und der alte Haushälter Dean möchte den Detektiv ständig mit einer neuen aus seiner Schar wenig attraktiver Nichten verkuppeln, aber insgesamt geht es dem Schnüffler nicht schlecht.
Bis eine ausgesprochen nett anzusehende Halbfee vor der Tür steht. Sie soll ihn engagieren, aber dann doch wieder nicht. Der Sohn einer mächtigen Sturmwächterin wurde entführt, um Lösegeld zu erpressen. Garrett hat sich einen Ruf als "ehrlicher Makler" bei der Abwicklung solcher Angelegenheiten erworben. Wenn die Kidnapper mitkriegen, dass er beteiligt ist, so hoffen seine Auftraggeber, erhöht das die Chancen, die Sache ohne Komplikationen über die Bühne zu bekommen. Wirklich ermitteln braucht er jedoch nicht.
Aber schnell ist die Neugier des Schnüfflers geweckt. Wer würde sich schon mit einem Sturmwächter anlegen, außer er legt Wert auf einen äußerst schmerzhaften Tod in naher Zukunft? Und auch sonst stinkt da einiges gewaltig. Als ein guter Freund des Detektivs, den die kleine Halbelfe als Leibwächter angeheuert hatte, fast zu Tode geprügelt, und sie selbst ermordet wird, will unser Held der Sache auf den Grund gehen...
Meinung:
Glen Cook hat diesen zweiten Band seiner Karenta-Serie aus nahezu denselben Zutaten zusammengebraut wie den ersten: Garrett verbeißt sich in einen Fall, bringt dabei mächtige Gegner gegen sich auf, sucht sich aber auch Verbündete, die durchaus ihre eigenen Pläne verfolgen. Und natürlich ist auch die holde Weiblichkeit nicht fern. Denn, wie er selbst zugibt, für eine "Damsel in Distress", eine schöne Frau in Schwierigkeiten, würde der Detektiv sogar gegen einen Drachen antreten.
Auch in "Fauler Zauber" erwartet den Leser ein "hard boiled"-Abenteuer, mit Hilfe eines im wahrsten Sinne des Wortes "fantastischen" Schauplatzes ordentlich gegen den Strich gebürstet und mit einer großzügigen Prise Humor angereichert. Es macht einfach Laune, wenn die Handlager der Entführer, mit denen sich der Held herumschlagen muss, nicht nur riesig groß sind, sondern tatsächlich (Halb-)Riesen. Oder wenn Mama Sturmwächterin nur ein paar magische Blitze zwischen den Fingern zucken lassen muss, damit man spurt.
Die Gewalt und Brutalität hat sich noch ein Stück gesteigert. Hier bleiben nicht nur gelegentlich Leichen am Wegesrand zurück, sondern es ist schon eher ungewöhnlich, wenn jemand einen Zusammenstoß mit dem Detektiv und seinen Verbündeten überlebt. Dazu trägt auch bei, dass der neue Oberboss der Unterwelt von TunFaire kräftig mitmischt, dessen Leute in solchen Fällen lieber auf Nummer sicher gehen. Die Moral ist entsprechend: Wahrheit und Gerechtigkeit dienen maximal unserem Schnüffler als Ziel (und auch ihm nur in Grenzen), die anderen Beteiligten versuchen lieber, sich etwas von der Beute zu krallen oder sonst wie ihre eigenen Interessen zu fördern. Entsprechend ist der Roman mit Sicherheit keine geeignete Lektüre für Kinder.
Die Abenteuer in Karenta sind mit Sicherheit keine hohe Literatur. Diese Folge unterscheidet sich in ihrem Grundrezept kaum vom ersten Teil, und es ist nicht zu erwarten, dass weitere Bände der Reihe das tun werden. Aber was der Autor kocht, um im Bilde zu bleiben, ist solide, leckere Alltagskost. Wem der erste Band gefallen hat, der sollte auch einen Blick in diesen werfen.
Leider ist die Reihe im Moment nur auf dem Gebrauchtmarkt zu erhalten. Der englische Originaltitel "Bitter Gold Hearts" verweist wie stets auf ein Metall, diesmal auf – passend zum Lösegeld – Gold.
Fazit:
Ein abgebrühter Privatdetektiv in mit goldenem Herzen in einem Fantasy-Universum: Band 2 ist nach fast demselben Muster wie Band 1 gestrickt. Das stört den Leser aber nicht, solange er keine hohe Literatur erwartet und ein gerüttelt Maß an Blutvergießen und moralischer Verkommenheit aushält.
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Glen Cook
Die Rätsel von Karenta 2: Fauler Zauber
Bitter Gold Hearts
Übersetzer: Wolfgang Thon
Erscheinungsjahr: 1996
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Goldmann Verlag
ISBN: 3-442-24679-2
314 Seiten
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