Der Schatz Salomos
Story:
Divodorum, das heutige Metz in Lothringen, im dritten Jahrhundert. Im Gefolge des römischen Provinzstatthalters ist Invita in die Stadt ihrer Kindheit zurückgekehrt. Dort hofft das Findelkind, mehr über ihre Herkunft, ihren Ursprung zu erfahren.
Aber bald nehmen andere Ereignisse ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Kurz nach der Ankunft spricht eine alte Frau einen Fluch über den Statthalter und seinen Haushalt aus. Dann stolpert die junge Sklavin wortwörtlich über die Leiche einer jungen Frau, und auch die geplante Schwiegertochter ihres früheren Herren Cornelius Felix wird ermordet aufgefunden. Beide Opfer trugen eine kleine Tafel mit einer Verwünschung um den Hals.
Die öffentliche Meinung, angestachelt von Cornelius Felix, hat die vermeintlichen Täter schnell ausgemacht: Eine obskure Gemeinschaft aus dem Orient mit geheimnisvollen Bräuchen, die sich den offiziellen staatlichen Riten verweigern und dazu oft verdächtig reich sind – die Juden. Zwei alte Freunde von Invita aus ihrer Zeit in Divodorum werden verhaftet, und die junge Frau muss sich beeilen, wenn sie ihre Unschuld beweisen will...
Meinung:
Im dritten Band setzt Maria W. Peter die Abenteuer einer ebenso klugen wie eigensinnigen Sklavin in der römischen Provinz Gallia Belgica in mittlerweile gewohnter Qualität fort. Auch in "Der Schatz Salomos" schafft es unsere Heldin geradezu im Handumdrehen, sich mit ihrer Neugier, ihrer Impulsivität, aber auch ihrem Gerechtigkeitssinn in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Denn, so viel sei verraten, hinter all den Flüchen und anderen übersinnlichen Ereignissen steckt natürlich höchst Irdisches. Und die Mörder der beiden Frauen legen gar keinen Wert darauf, dass ihnen jemand auf die Schliche kommt.
Auch in diesem Roman erzählt die Autorin weniger einen klassischen Krimi als vielmehr eine Abenteuergeschichte. Es ist relativ schnell klar, wer "die Bösen" sind; weniger klar ist jedoch, ob Invita es schafft, die vielen Hinweise und Anhaltspunkte rechtzeitig zu einem stimmigen Bild zusammenzusetzen und die Verantwortlichen davon zu überzeugen. Dabei verhindert Peter auf geschickte Weise, dass die inzwischen verbesserte Stellung der Sklavin innerhalb des statthalterlichen Haushalts zu viel Spannung nimmt. Zum einen verspielt die junge Frau mit ihrer Neigung, erst zu handeln und dann zu denken, einen Gutteil davon wieder. Und zum anderen kann auch die junge Herrin Marcella sie nur noch begrenzt schützen, weil sonst vielleicht ihr eigenes Geheimnis ans Licht käme: Sie ist Christin, was zur damaligen Zeit ein schweres Verbrechen darstellt. Und das als Tochter des direkten Vertreters des Kaisers in der Provinz!
Sogar der Zufall, dessen geradezu mirakulöses Wirken in den ersten beiden Bänden auffällig war, ist dieses Mal eher ambivalent. Zwar steht Invita immer noch zufällig genau dann vor der Tür eines Raumes, wenn sich im Inneren die Übeltäter über ihre weiteren Pläne streiten. Allerdings stürmt sie auch in den Empfangssaal des Statthalters, als der zufällig gerade Cornelius Felix zu Gast hat. Der ist nicht nur ein wichtiger örtlicher Würdenträger, sondern auch ihr ehemaliger Besitzer und alles andere als gut auf sie zu sprechen. Es ist nicht weiter überraschend, dass ihr neuer Herr nicht gerade begeistert von dieser Störung ist und sie demonstrativ bestraft.
Ob nun positiv oder negativ, wie gewohnt fällt das häufige Eingreifen des Zufalls dem Leser kaum auf, weil ständig irgendwas passiert. Mehrfach gerät unsere Heldin in akute Gefahr, versucht verzweifelt, hinter die diversen Geheimnisse zu kommen oder sorgt sich um andere. Man folgt atemlos der Geschichte und möchte nicht selten eingreifen, um die Geschehnisse in die richtige Richtung zu lenken. An einigen Stellen ist der Leser den Figuren dabei ein Stück voraus, weil er schon mehr Puzzlestücke zusammengesetzt hat als die junge Sklavin.
Wie schon bei den vorherigen Bänden eignet sich "Der Schatz Salomos" aufgrund dieser ständigen Anspannung und der beachtlichen emotionalen Belastung von Hauptfigur und Leser nicht für zu junge Leser. Alle anderen können sich auf ein spannendes Abenteuer freuen.
Auch die Verbindung zwischen fiktiver Geschichte und realen historischen Erkenntnissen klappt wieder ausgesprochen gut. Die im Roman beschriebene Grabstele der Iunia Curmilla, eines der Mordopfer, wurde tatsächlich gefunden. Auch die zunehmenden Überfälle durch die "Barbaren" jenseits der Grenzen, ja der sich andeutende Untergang des Imperiums als solchem sind gut integriert.
Insgesamt macht "Der Schatz Salomos" einen um einen Tick weniger guten Eindruck als sein Vorgänger. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau; einen guten bis sehr guten historischen Roman hat die Autorin allemal abgeliefert.
Fazit:
Mit dem dritten Band der Abenteuer der Sklavin Invita im dritten Jahrhundert setzt Maria W. Peter ihre Serie historischer Romane in gewohnter Qualität fort. Diesmal bringt sich die eigensinnige junge Frau in Divodorum, dem heutigen französischen Metz, in Schwierigkeiten.
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Maria W. Peter
Der Schatz Salomos
Erscheinungsjahr: 2010
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
BLT
Preis: € 8,99
ISBN: 978-3-404-16365-6
397 Seiten
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